Nach Anschlag in Berlin: Vom Hass nicht anstecken lassen

thumb_1a-bfb201216kerze_becrima-DIEZ/RHEIN-LAHN. (21. Dezember 2016) „Kein Frieden auf Erden, sondern Weinen und Klagen, Angst und Schrecken.“ Mit diesen Worten begann eine Andacht in der Diezer Stiftskirche, mit der den Opfern und Angehörigen des Anschlags in Berlin gedacht wurde. Trauer, Mitgefühl, Fragen, Unsicherheit, Wut, Zorn und Ängste – all das wurde in dem Diezer Gotteshaus mit Gebeten und Liedern zum Ausdruck gebracht.

Die mit „Beten für Berlin“ überschriebene Andacht erinnerte an Opfer, trauernde und bangende Angehörige der zwölf Getöteten und fast 50 Verletzten des Anschlags, an die Besonnenheit der Einsatzkräfte und die Unsicherheit, die dadurch ausgelöst wurde. Teelichter wurden von den Anwesenden zum Gedenken im Altarraum angezündet. „Angst, Zorn, Ratlosigkeit bringen wir vor Gott. Wohin sonst sollen wir gehen?“, sagte Pfarrerin Maike Kniese, die zusammen mit Vikarin Janina Franz und Organist Jonas van Baaijen am Keyboard das Innehalten gestaltete.

„Wir wollen uns nicht anstecken lassen vom Hass“, sagten die Theologinnen, als sie aus dem „Hohen Lied der Liebe“ in der Bibel (1. Korinther 13) zitierten. Am Ende erinnerte Franz an Gesten der Fürsorge und der Liebe, die zeitgleich mit dem Anschlag hundertausendfach Menschen allein in Berlin an diesem Abend verbunden haben, ohne dass darüber berichtet wird.(bcm)

Herr, höre mein Gebet
und lass mein Schreien zu dir kommen!
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not,
neige deine Ohren zu mir;
wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald!
Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch,
und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer.
Ich bin wie die Eule in der Einöde,
wie das Käuzchen in den Trümmern.
Ich wache und klage
wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
Meine Tage sind dahin wie ein Schatten,
und ich verdorre wie Gras.

Du aber, Herr, bleibst ewiglich
und dein Name für und für.
Du wollest dich aufmachen
und über Zion erbarmen;
denn es ist Zeit, dass du ihm gnädig seist,
und die Stunde ist gekommen.
Denn er schaut von seiner heiligen Höhe,
der Herr sieht vom Himmel auf die Erde,
dass er das Seufzen der Gefangenen höre
und losmache die Kinder des Todes,
dass sie in Zion verkünden den Namen des Herrn
und sein Lob in Jerusalem,
wenn die Völker zusammenkommen
und die Königreiche, dem Herrn zu dienen.

Aus Psalm 102 (EG 741)