Bei Frost und Nebel ist Ute Sturm unterwegs zu den Patienten

thumb_1a-kss311216auto01_becrima-DIEZ/RHEIN-LAHN. (10. Februar 2017) Es ist kurz nach 6 Uhr am Morgen, als Ute Sturm ihren Dienst beginnt. Die Krankenschwester der Kirchlichen Sozialstation Diez aus Holzappel macht sich auf den Weg nach Gutenacker zu ihrem ersten Patienten. Ein Dienst, der die 56-Jährige erfüllt, auch wenn ihre Tour durch den Einrich sehr frostig und im Morgennebel beginnt.

Bevor sie vor knapp zwei Jahren zum ambulanten Pflegedienst wechselte, arbeitete Sturm 35 Jahre in einem Krankenhaus. Im Vergleich zum ständigen Kommen und Gehen unterschiedlicher Patienten dort empfindet sie die festen Einsatzbezirke der ambulanten Versorgung nun als große Bereicherung ihres beruflichen Lebens; so könne eine Beziehung und ein Vertrauensverhältnis zu ihren Patienten entstehen. „Man kennt das Umfeld, in dem jemand lebt, kann sich tiefer gehend unterhalten und die Menschen zeigen sich offener und herzlicher“, schätzt Sturm ihren neuen Arbeitsplatz in der Sozialstation, der sie ganz nebenbei mit den Ortschaften bekannt machte, die sie zuvor noch gar nicht kannte, obwohl Esterau und Einrich ja gar nicht so weit voneinander entfernt sind.

thumb_1a-kss301216strumpfhoch_becrima-Dank des Vertrauensverhältnisses wundert nicht, dass sie auch zu früher Morgenstunde schon mit einem Lächeln in den Wohnungen empfangen wird. „Wir sind sehr froh, dass wir sie haben“, sagt eine Frau in Bremberg, deren 90-jähriger Bekannter von Sturm eine Wunde am Bein frisch verbunden und dann Gummistrümpfe angezogen bekommt. „Morgen komme ich wieder, da ist dann Duschen an der Reihe“, sagt sie beim Verabschieden und steuert ihr weißes Fahrzeug weiter nach Gutenacker. Insulin spritzen, Verbände wechseln, Medikamente verabreichen, einen Gallenabfluss säubern, beim Anziehen helfen und Waschen – die Versorgung ist ganz unterschiedlich, kann zwischen fünf Minuten und einer Stunde dauern.

Ein gutes Dutzend Haushalte im Einrich stehen an diesem Vormittag auf dem Dienstplan. Den bekommt Sturm am Nachmittag des Vortages aufs Handy geschickt. Alle drei Wochen ist sie auch am Wochenende zu den Patienten unterwegs. Und wenn sie Spätdienste übernimmt, die von 17 bis 21 Uhr dauern, fährt sie zwischendurch auch einmal in die Station nach Diez. Die thumb_1a-kss301216doku_becrima-Dokumentation ihrer Einsatzzeiten ist für die Schwester ein lästiges Übel, für die abrechnenden Kassen ein wichtiger Bestandteil ihrer Besuche, sowohl in analoger Form bei den Patienten zuhause auf dem Tisch als auch im Handy. „Der Zeitrahmen für die Behandlung ist ja minutengenau vorgegeben“, erklärt die Krankenschwester. „Wenn es aber Gesprächsbedarf gibt, nehmen wir uns auch dafür Zeit.“

Und gerade das ist nicht nur der 56-Jährigen wichtig in ihrem Dienst. „Es ist ein gutes Gefühl, dass sich Schwester Ute um einen kümmert, auch mal mit dem Hausarzt oder der Apotheke telefoniert, wenn das nötig ist“, sagt eine 76-jährige Patientin. Andernorts arbeitet sie in einem Haushalt, wo die Dienste der kirchlichen Sozialstation Diez schon in zweiter Generation geschätzt werden. „Schon zu unserer Mutter ist die Station in Diez immer gekommen“, erzählt die Frau, die nach einer Operation an der Leber dreimal täglich auf eine Kontrolle angewiesen ist, auch wenn das nicht immer die gleiche Schwester übernehmen kann. „Das beruhigt einfach auch sehr, wenn Fachleute schauen, ob alles in Ordnung ist“, so die 68-Jährige.

Der Morgennebel hat strahlendem Sonnenschein Platz gemacht, als Ute Sturm gegen 13 Uhr ihren Dienstwagen zurück nach Holzappel lenkt; sie ist zufrieden, weil sie nicht nur ihren Job gemacht, sondern im Gespräch und in lachenden Augen auch viel Dankbarkeit ganz unmittelbar erfahren hat. Mehr Informationen zur kirchlichen Sozialstation in Diez gibt es unter Telefon 06432-91980 oder im Internet unter sozialstation-diez.de. Bernd-Christoph Matern

Job-Sharing-Modelle

Die Kirchliche Sozialstation Diez wendet verschiedene Teilzeit-Arbeitsmodelle an. So gibt es Job-Sharing-Modelle für 50-Prozent Kräfte mit zwei Wochen Dienst und zwei Wochen frei und für 75-Prozent-Kräfte mit drei Wochen arbeiten und einer Woche frei. Zusätzlich orientiert sich die Station auch bei Spätdiensten an zeitlichen Bedürfnissen der Einsatzkräfte.

Zum Foto:
Ute Sturm versorgt ihre Patienten nicht nur mit pflegerischem Know-how, sondern schätzt auch das persönliche Vertrauensverhältnis zu ihnen. Fotos: Matern