Siebald singt von guten Vorsätzen, Losern und Lebensfreude

thumb_1a-ms030317quer_becrima-NASSAU/RHEIN-LAHN. (14. März) Sieben Gitarren hat er um sich gestellt: Manfred Siebald, christlicher Liedermacher, der die Nassauer Stadthalle mit fast 200 erwartungsvollen Zuschauern gefüllt hat. „Unser Thema heißt 62“, sorgt er für erste Fragezeichen auf der Stirn und schiebt gleich die Erklärung hinterher: „Nach 62 Tagen wird es Zeit, darüber nachzudenken, was aus unseren guten Vorsätzen fürs neue Jahr geworden ist“.

 

Und schon befinden sich die Zuschauer mittendrin in einer bewegenden Kombination aus eingängigen Harmonien und Gedanken, die ans Eingemachte gehen und von dem handeln, was wirklich wichtig ist im Leben. Dazu zählt in Siebalds ersten Liedern die Ehrlichkeit sowohl gegenüber anderen Menschen als auch den eigenen Unzulänglichkeiten, die dafür sorgen, dass aus den guten Vorsätzen nichts wird. „Vielleicht haben wir auch oft mehr abgebissen als wir kauen können“, philosophiert er auf seinem Hocker über Ansprüche, bevor er die Vorsätze einmal genauer musikalisch und mit Geschichten unter die Lupe nimmt.

thumb_1b-ms030317flachsaal_becrima-Mehr zu singen und weniger von Termin zu Termin zu hetzen, bekommen von ihm den Stempel „besonders wertvoll!“. Ganz im Gegensatz zu allerlei unnützen Ratgebern, die das Leben bereichern sollen, wie dem des von Siebald ersonnenen niederländischen Autoren „Kies ver Mehren“, der den Weg zur zweiten Million beschreibt. „Tomaten!“ heißt der passende flotte Seitenhieb auf die Geldgläubigkeit der Gesellschaft. Auf humorige Weise folgt Siebald in einer Kurzgeschichte manch esoterischen Weisheiten, indem er das Entdecken der Mitte, das „aufs Herz hören“ oder das „In sich gehen“ ganz wörtlich nimmt. Sein ernste Mahnung: „Die unbarmherzigsten Ratschläge sind die, die uns auf uns selbst fixieren“.

thumb_1a-ms030317hoch_becrima-„Das Leben an sich ist ein Geschenk“, macht der Liedermacher immer wieder deutlich, auch als er in die Rolle eines Studenten aus Afrika schlüpft. Der schaut in Siebalds Lied von außen auf Deutschland, ein „Land ohne Lächeln und Gruß“ und wundert sich, dass Afrika ausgerechnet von dort einst Glaube und Gebet beigebracht bekam. Damit ist er bei den Gebrauchsanweisungen, die Gott und Jesus den Menschen an die Hand gegeben haben. „Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit ihm gehen wir ins Licht“, singen seine Fans mit. Das gelte auch für „Looser“, die an der Kasse immer die längste Schlange erwischen und im Stau auf der langsamsten Spur stehen. „Jesus, zu dir kann ich so kommen wie ich bin“, lautet ein anderer Schlager.

Viele Songs von Siebald stammen von seiner CD „Höchste Zeit“, die zeigt: Lebenszeit ist kostbar und einmalig. Der Komponist macht jede Menge Mut, sie sinnvoll zu nutzen. Auf ganz besonders anrührende Weise mit seinem letzten Song des Abends „Deine letzten Schritte“. Er handelt von seiner Mutter, die er bis zu deren Tod begleitete. Er singt darin vom „Tanz“, wenn er sie an beiden Händen nahm, um sie etwa ins Bad zu bringen: „Du tanzt mit mir, ich tanz mit Dir, bis in die Ewigkeit!“, heißt es darin.

Keine leichte Aufgabe für Carlo Rosenkranz von der Freien Evangelischen Gemeinde Nassau, die zu dem Konzert eingeladen hatte, sich beim Künstler und den Zuschauern für die bewegende Begegnung zu bedanken. Doch für Trost und einen hoffnungsvollen Blick sorgt das obligatorische Schlusslied des Liedermachers, in das die ganze Siebald-Gemeinde auch in Nassau einstimmt: „Geh unter der Gnade“. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Für eine volle Stadthalle und hoffnungsvolle Gedanken und Gefühle des Publikums sorgte Manfred Siebald am Wochenende in Nassau. Fotos: Matern