Spielerisch schwierigen Alltag für Menschen mit Demenz nachempfunden

thumb_1a-dpnae040417fruehstueck_becrima-NASTÄTTEN/LORELEY. (6. April 2017) Wie schwierig ist es für einen an Demenz leidenden Menschen, seinen Alltag zu bewältigen? Ein Gefühl dafür lieferte jetzt ein Demenz-Parcours, der drei Tage in der „Guten Stube“ im Wohnpark am Paulinenstift in Nastätten von Jugendlichen und Erwachsenen besucht werden kann und nur noch heute absolviert werden kann. An 13 Stationen macht der von der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz konzipierte Parcours auf spielerische Weise erfahrbar, wie die Beeinträchtigung vom Anziehen bis zum Schlafengehen auch vermeintlich einfache Aufgaben erschwert.

"Demenz ist nicht nur ein Thema fürs hohe Alter“, dankte der Bürgermeister der thumb_1a-dpnae040417spiegel_becrima-Verbandsgemeinde Nastätten Jens Güllering dem Jugendreferenten des Dekanats Nassauer Land Andreas Kleemann, der in Kooperation mit dem Pflegestützpunkt Loreley-Nastätten die Ausstellung in die Region holte und sie auch mit Schülerinnen und Schülern der IGS Nastätten besuchte. „Viele wissen nicht, was in einem betroffenen Angehörigen vorgeht; die Ausstellung ruft das spielerisch in Bewusstsein“, sagte Kleemann, als er die einzelnen Stationen vorstellte.

thumb_1a-dpnae040417brillefea_becrima-42 Handlungsschritte sind beispielsweise notwendig, um ein Frühstück zuzubereiten; entsprechend viele Fotokarten versuchte Werner Groß, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, in die richtige Reihenfolge zu bringen. Mit dem Blick in einen Spiegel mit Messer und Gabel Papierkügelchen gleichmäßig auf Teller zu verteilen, war ebenso knifflig wie das Einparken von Spielzeugautos an der geforderten Stelle oder das Einprägen eines Weges in einem Stadtplan. Auch Einkaufen, Kochen, Backen, Straßenverkehr, Hausarbeit und Bürotätigkeiten werden an den Stationen thematisiert. Besonders herausfordernd die Übung für zwei Leute, mit einer entstellten Brille sowohl einen Ball zu fangen als auch gleichzeitig zuvor gemerkte Gegenstände aufzuzählen.

thumb_1a-dpnae040417mittagessen_becrima-Die meist mit Spiegeln ausgestatteten Stations-Boxen auf den Tischen und die dazu gehörigen Aufgaben lassen die Besucher erleben und nachempfinden, wie die Demenz ehemals einfache Handlungen zu einer anstrengenden Herausforderung machen. „Es gibt ja immer mehr Familien, in denen ein Angehöriger von Demenz betroffen ist“, wies Christa Klamp vom Pflegestützpunkt Loreley-Nastätten auf die vielseitige Arbeit des Netzwerks Demenz Loreley-Nastätten hin, die von der Aufklärung bis hin zu einer Reihe von Entlastungsangeboten reicht wie jüngst etwa einer Urlaubsreise für Betroffene. „Wir versuchen vor allem, Angehörige zu stärken und mit ihnen eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit den Betroffenen einzuüben“, so Klamp.

Infos zum Netzwerk Demenz Loreley-Nastätten gibt es unter Telefon 06772-939614 sowie über die Netzwerke im Rhein-Lahn-Kreis im Internet unter www.demenz-rhein-lahn.de. Der Demenz-Parcours im Wohnpark am Paulinenstift (Gute Stube im Untergeschoss) ist nur noch heute geöffnet von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Vom 9. bis 19. Mai besteht während der Feiern zum zehnjährigen Bestehen des Netzwerks Demenz Bad Ems-Nassau noch einmal die Möglichkeit, den Parcours in Bad Ems zu besuchen. Nähere Infos dazu finden sie rechtzeitig vorher auch auf dieser Website.       Bernd-Christoph Matern

Zum Foto (oben links):
Zur Eröffnung des Demenz-Parcours testete der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley Werner Groß eine Station, in der es um die Handlungsschritte für ein Frühstück ging. Fotos: Matern