Hoffnungen von Frauen vieler Nationen in Diezer Zeitkapsel bewahrt

thumb_1Erzaehlcafe0917aReichstetterDIEZ/RHEIN-LAHN. (5. Oktober 2017) Zu einem Erzählcafé hatte das Diakonische Werk Rhein-Lahn im Rahmen der interkulturellen Woche in die Diezer Stadtbibliothek eingeladen. Junge Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern berichteten dort aus ihrem Leben. Geschichten zwischen Ängsten und Hoffnungen kamen zur Sprache, die das Publikum bewegte.

Nicole Krtsch von der unabhängigen Flüchtlingsberatung, Beate Schmittel vom Jugendmigrationsdienst und Heike Karsch (allgemeine Lebensberatung) vom Diakonischen Werk begrüßten die Leiterin der Limburger Kulturenwerkstatt Annie Vollmers und die jungen Frauen, die aus ihrem Leben erzählten. „Das Leben und ich – Wann fühlte ich mich ganz groß und wann ganz klein“ stellte Vollmers das Motto des Nachmittags vor, an dem viele Gäste teilnahmen. Hoffnungen und Träume der Frauen seien oft ähnlich, berichtete Vollmers aus ihrer langjährigen Erfahrung. Die Umstände, die politischen Verhältnisse und Erfahrungen von Krieg und Terror spielten dabei eine große Rolle.

Nach dem einleitenden orientalischen Märchen „Der Suchende“, aufgeschrieben von Jorge Bucay, fanden sich die Frauen in kleinen Gesprächsrunden und gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee, Tee und Gebäck zusammen. In der sicheren Umgebung wurden Ängste, Hoffnungen und Träume der Mädchen und Frauen aus Somalia, Syrien, Afghanistan, Eritrea, Aserbaidschan und Deutschland ausgesprochen. Einige erzählten von ihren Kriegs- oder Nachkriegserlebnissen, andere wiederum von dem, was sie aktuell erleben und bewegt.

Die Geschichten der Frauen wurden von Mädchen aus der Wortwerkstatt, einem Projekt der Kulturenwerkstatt Limburg, anonym aufgeschrieben. Diese sollen zusammen mit vielen anderen Texten in einer Performance umgesetzt und verfilmt werden, um sie mit Untertiteln versehen einem internationalen Publikum vorführen zu können. Gezeigt wird der Film unter anderem während eines Frauenkongresses in Kiew, zu dem es Verbindungen zur Kulturenwerkstatt gibt.

Zum Abschluss notierten die Teilnehmerinnen ihre Wünsche für die Zukunft auf einen Zettel. Diese Zettel wurden in einer „Zeitkapsel“ eingeschlossen, die die nächsten fünf Jahre in der Stadtbibliothek Diez verweilt. „Ich möchte mein Abitur machen und einen schönen Beruf erlernen“, hielt darin eine junge Frau aus Syrien fest und eine andere schrieb: „Frieden in Syrien, damit ich wieder zu meiner Familie kann“. Nach fünf Jahren sollen diese Wünsche und Hoffnungen wieder zum Vorschein kommen. Mit dem Erzählcafé wollten die Veranstalter Begegnungsmöglichkeiten für Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern schaffen. Die Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werks Rhein-Lahn freuten sich über den intensiven Austausch sowie die ersten neu geknüpften Kontakte unter den Frauen und mit der Wortwerkstatt. Adressen wurden ausgetauscht und Verabredungen getroffen. (bcm)

Zu den Fotos:
In kleinen Gruppen und dem geschützten Raum schilderten Frauen vieler Nationen in der Diezer Stadtbibliothek ihre Fluchterlebnisse und berichteten aus ihrem Leben. Fotos: Elisabeth Reichstetter

Mehr Informationen zur interkulturellen Woche in Diez finden Sie hier