Lutherwurst geht im Reformationsjahr weg wie warme Semmel

thumb_1a-lutherwurstplay1_co-becrima-DIEZ/RHEIN-LAHN. (20. Oktober 2017) In Diez wurde das Programm zum Reformationsjubiläum nicht nur in ökumenischer Verbundenheit zwischen den drei evangelischen Kirchengemeinden und der katholischen vorbereitet und organisiert. In der Grafenstadt ging die Reformation Dank einer eigens kreierten Luther-Wurst auch auf lecker-würzige Weise im wahrsten Sinne durch den Magen.

"Traurige Leute soll man mit Essen und Trinken erquicken.“ Dass Martin Luther nicht nur zum Trauern, sondern auch zum Fröhlichsein auf deftige Kost setzte, ist hinlänglich bekannt. So wundert kaum, dass im Reformationsjahr der Name Luther oder dessen Konterfei das Etikett von manch „Speis und Trank“ schmückte. Viele Köstlichkeiten kredenzten Profis wie Laien auch bei den unterschiedlichen Reformations-Feierlichkeiten in Diez. Insbesondere der ökumenische Pfingstgottesdienst bleibt vielen Besuchern in kulinarisch bester und abwechslungsreicher Erinnerung.

thumb_1a-luthergrossm030317t_becrima-Mit ganz besonders viel Herzblut war Fleischermeister Axel Großmann aus Diez ins Jubiläumsjahr gestartet. „Als mich Adi Tremper fragte, ob ich für die Feierlichkeiten nicht eine Wurst beizusteuern hätte, hat mich schon der Ehrgeiz gepackt, auch einen Geschmack hinzubekommen, der tatsächlich etwas mit der Reformation zu tun hat“, erinnert sich Großmann an die Anfrage des Pfarrers, von dem er konfirmiert wurde. Also recherchierte der Diezer Metzgerei-Fachmann, was seinen Zunftgenossen im 16. Jahrhundert überhaupt an Techniken und Gewürzen zur Verfügung stand.

Er wollte neben einer Bratwurst für die unterschiedlichen Feierlichkeiten auch eine Salami kreieren, die dem Namen Luther Ehre macht und mehr ist als pures Etiketten-Marketing. „Um Wurst haltbar zu machen, gab es nicht viele Möglichkeiten“, erklärt Großmann. Salzen, Trocknen und Räuchern waren die drei Methoden. Viel wichtiger war für ihn die Frage der richtigen Würze. So probierte er eine Wurst mit den damals im Reformationsland gängigsten Gewürzen Kümmel, Anis und Fenchel aus. „Vorsichtig ausgedrückt war das Geschmacksergebnis für heutige Zungen doch etwas sehr gewöhnungsbedürftig“, berichtet der Fleischer aus der Testphase.

Die Eröffnung des Diezer Jubiläumsjahres rückte näher. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Dann erinnerte er sich, dass Dank Christopher Kolumbus auch Chili in Europa Einzug hielt. Mit dieser würzig scharfen Frucht gelang ihm dann auch seine Luthersalami. Die war nicht nur zur Eröffnung des Jahres oder bei anderen Veranstaltungen rund ums Reformationsjubiläum gefragt. Auch an der Wursttheke ging die Wurst weg wie warme Semmeln. „Dass das so ein Erfolg werden würde, hätte ich nie gedacht“, zeigt sich der Fleischereimeister selbst überrascht von seiner Kreation. Auch wenn sich das Jubiläumsjahr seinem Ende neigt: die Lutherwurst soll es auch weiterhin geben. Dass passt zur Reformation, denn die sollte ja bekanntlich auch kein Ende haben. Bernd-Christoph Matern

Essen leitet neue Zeit ein

Dass gutes Essen in der Kirchengeschichte immer wieder eine Rolle spielte, weiß auch Stiftskirchenpfarrer Ingo Lüderitz. Er verweist auf eine Publikation, in der die Reformation in Zürich durch den demonstrativen Genuss von zwei Würsten in der Fastenzeit neuen Schwung erfuhr. Und auch Jesus habe mit seinen demonstrativen Mahlzeiten mit Zöllnern und Sündern eine neue Zeit eingeleitet, berichtet der Theologe. (cm)

 

Zu den Fotos:
Fleischermeister Axel Großmann mit einer neuen Ladung seiner Lutherwurst. Die hätte sicher auch dem Reformator geschmeckt. Fotos: Bernd-Christoph Matern