Reformationsjahr beflügelt ökumenischen Eifer im Rhein-Lahn-Kreis

thumb_1a-oekpf050617platzluther_becrima-RHEIN-LAHN. (13. November 2017) Ein ökumenischer Pfingstgottesdienst mit rund 800 Teilnehmenden, ein bereichernder Workshop mit acht Frauen und Männern zur Theologie Martin Luthers – mehr als 600 Veranstaltungen aller Größenordnungen und mit einer Vielfalt an Themen gab es in den vergangenen zwölf Monaten allein im Gebiet des evangelischen Dekanats Nassauer Land. Als am 31. Oktober an den 500. Jahrestag der Veröffentlichung von Martin Luthers Thesen erinnert wurde, erreichte ein wahrer Reformations-Marathon seinen Höhepunkt. Vor allem die Ökumene wurde dabei gestärkt.

Wir haben bei Kirchen- und Politikvertretern beider Konfessionen nachgefragt, was dieses Reformationsjahr für sie bedeutet und welche bleibende Wirkung es hat. „Die lebendigen Gemeinden und die vielen lebendigen Veranstaltungen haben mich sehr beeindruckt“, fasst Renate Weigel, Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land, ihre Eindrücke des Jahres zusammen. Sie sei viel zu Fuß im Dekanat herumgekommen, erinnert sie sich unter anderem an eine Pilgertour entlang der Lahn und die Reihe „Wort-Wege“, die im Reformationsprogramm des Dekanats per pedes in alle Regionen des Dekanats zwischen Lahnstein, Diez und Kaub führte.

Bewegt zeigt sich die evangelische Theologin auch von der positiven Teilnahme, dem Austausch und Miteinander mit den Geschwistern aus der katholischen Kirche. „Da hat das Jahr wieder sichtbar und spürbar werden lassen, wie viel uns in der Region und in den Gemeinden verbindet.“ Viel habe sie von und über Martin Luther in diesem Jahr gelesen, „aber ich bin immer noch nicht fertig mit dem, was Reformation für mich bedeutet“.

„Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“, dieses gemeinsame Wort der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Jahr 2017 habe viele Gespräche, Diskussionen, Gottesdienste und Predigtreihen wie ein roter Faden geprägt, bilanziert der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing. Darum sei in diesem Jahr des Reformationsgedenkens viel guter ökumenischer Geist auf allen Ebenen zu spüren gewesen. „Dafür bin ich sehr dankbar, denn das hat uns Christen noch enger miteinander verbunden. Wir haben lebendig erfahren dürfen, was es heißt, getauft zu sein und gemeinsam zu Jesus Christus zu gehören“, so der Bischof. „Er ist der Herr der Kirche. Und er wird uns Wege zur Einheit zeigen, die sichtbar und tragfähig die Unterschiede versöhnt. Dieses Reformationsjubiläum beflügelt meinen ökumenischen Eifer. Welt und Gesellschaft brauchen unser starkes Lebens- und Glaubenszeugnis heute mehr denn je.“

Mehr konkrete (Fort-)Schritte, was das gemeinsame Abendmahl konfessionsverschiedener Ehen anbelangt hatte sich Lothar Bindczeck, Mitglied der Diözesanversammlung des Bistums Limburg, zum Auftakt des Jubiläumsjahres gewünscht. „Hier scheint es in meiner Kirche Bewegung zu geben.“ Nachholbedarf sieht er allerdings auf beiden Seiten, was gemeinsame Stellungnahmen der Kirchen zu ethischen Fragen anbelangt. „Dass die Ökumene wieder in den Blick kam, steht außer Frage“, so Bindczeck. „Das hat auch das erprobt positive Miteinander auf örtlicher Ebene gestärkt, wie unser ökumenisch gestalteter Gottesdienst am Reformationsfest in Miehlen zeigte oder auch die wieder fest eingeplante Woche für die Einheit der Christen.“

Für Landrat Frank Puchtler waren sowohl das konstruktive Miteinander, das zwischen Politik und Kirche in zahlreichen Veranstaltungen sichtbar wurde als auch die ökumenische Zusammenarbeit auf allen Ebenen ein prägendes Element des Jahres. Der Geist der Reformation habe Menschen bewegt und zum lebendigen, nachdenklichen und fröhlichen Austausch zusammengebracht im Nassauer Land und darüber hinaus . „Ich wünsche mir, dass wir über das Lutherjahr hinaus die Gemeinsamkeiten in unserer Region weiter betonen und auch einmal in einem ökumenischen Kirchentag im Rhein-Lahn-Kreis sichtbar zum Ausdruck bringen“, so Puchtler, der auch Mitglied der hessen-nassauischen Kirchensynode ist.

Als Bürgermeister nahm Josef Oster an der Eröffnung des Jahres im Dekanat teil, als Mitglied des Bundestages blickt er zurück: „Die Evangelische Kirche hat während des Reformationsjahres eindrucksvoll deutlich gemacht, wie wertvoll der christliche Glaube für unsere Gesellschaft ist: Der Glaube zu Gott gibt Halt und hält zusammen“, lautet das Fazit des Katholiken. Beeindruckend auch für ihn die vielfältigen ökumenischen Veranstaltungen. „Für mich lautet die klare Botschaft dieses Jahres: 500 Jahre, nachdem Martin Luther Martin Luther mit seinen 95 Thesen in Wittenberg die Trennung der christlichen Kirchen eingeleitet hatte, überwiegt heute das Verbindende.“ Bernd-Christoph Matern

Zum Foto:
So bunt und abwechslungsreich wie sich das Reformationsjahr bisher zeigte, wie etwa beim ökumenische Pfingstfest in Diez, soll auch der Jubiläumstag selbst begangen werden. Foto: Matern