Kirchliche Sozialstation Diez: 40 Jahre für Pflegebedürftige auf Achse

thumb_1a-neubauquer300718_privatDIEZ/RHEIN-LAHN. (6. August 2018) Seit 40 Jahren gibt es die Kirchliche Sozialstation Diez. Zum runden Geburtstag öffnen sich die Türen im jetzt fertig gestellten Anbau des ambulanten Pflegedienstes für die Verbandsgemeinden Diez, Hahnstätten und Katzenelnbogen. Auch diese Räume haben nur ein Ziel: der in den vergangenen vier Jahrzehnten deutlich gewachsenen Nachfrage nach häuslicher Versorgung gerecht zu werden, um Patienten ambulant zu behandeln und Pflegebedürftigen so lange wie möglich ein Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.

 

Veränderte politische Rahmenbedingungen und Förderrichtlinien waren in den 1970-er Jahren der Grund, warum auch in der Region des damaligen Dekanats Diez für die Verbandsgemeinden Diez, Hahnstätten und Katzenelnbogen eine Sozialstation gegründet wurde. Zwar gab es damals noch einige wenige Gemeindeschwestern, aber keine ambulante Versorgung in allen Ortsgemeinden.

Statt wie andernorts einen Regionalverband zu gründen, entschied sich das Dekanat – es stand damals unter der Leitung von Dekan Eginhard Kuhmann und dem Präses Eberhard Diel – den Dekanatssynodalvorstand als Entscheidungsgremium einzusetzen. Mit Schwester Hannelore Böhlke aus Cramberg wurde die erste Leiterin der Station besetzt, die den Einsatz der damaligen „Bezirksschwestern“ plante und selbst noch vor Ort im Einsatz war. Erst mit Auflösung des Dekanats Diez Ende 2016 wurde eine Vertreterversammlung als Aufsichtsgremium für die Station gegründet.

Mit zehn Mitarbeiterinnen nahm die Station 1978 ihre Arbeit auf. Schon damals stand die medizinische Versorgung im Mittelpunkt des ambulanten Dienstes. Das ist bis heute so geblieben: Verbände wechseln, Wunden versorgen, Injektionen geben, künstliche Ausgänge säubern, die ganze Palliativversorgung, Medikamente verabreichen – vieles, wozu einst ein Krankenhausaufenthalt nötig war, leisten heute die Krankenschwestern der Sozialstation bei den Patienten zuhause. Zudem wuchs seit Einführung der Pflegeversicherung in Deutschland im Jahr 1995 auch die Nachfrage nach pflegerischen Diensten immer stärker an. Mittlerweile bietet die Sozialstation Essen auf Rädern, Alltagsbegleiter, Hauswirtschaftskräfte, eine Hotline und Beratung für die Angehörigen von Demenz-Patienten an und beschäftigt insgesamt knapp 100 Kräfte. Hinzu kommen noch einmal zehn Personen, die – etwa zur Verteilung von Essen auf Rädern – auch ehrenamtlich für die Station auf Achse sind.

Heute steuern die 60 examinierten Krankenschwestern und Pflegekräfte in den drei Verbandsgemeinden etwa 360 Patienten an und legen dabei jedes Jahr mehrere Hunderttausend Kilometer zurück. Zusätzlich werden werktags sowie am Wochenende regelmäßig rund 100 Haushalte mit Essen auf Rädern beliefert. Die Station hat mittlerweile einen 25 Fahrzeuge großen Fuhrpark, um bei Wind und Wetter, im Sommer wie im dicksten Winter zuverlässig die Patienten anfahren zu können. Nicht nur zu dessen Finanzierung trägt der Förderverein der Station jedes Jahr mit einer beträchtlichen Spende bei. Von Beginn an war das Interesse groß, durch eine Mitgliedschaft die Arbeit der Station zu unterstützen. 51 Gründungsmitglieder hoben den Verein am 13. November 1978 aus der Taufe; heute zählt er 870 Mitglieder.

Zudem steuern viele Bürgerinnen und Bürger der Region immer wieder durch Spenden und Sammlungen anlässlich von Jubiläen und unterschiedlichsten Veranstaltungen dazu bei, dass die Station ihrem Versorgungsauftrag gerecht werden kann. Kein Wunder: Die weißen Einsatzfahrzeuge gehören heute zum Straßenbild in den Ortschaften der Region Diez, Aar, Einrich und Esterau dazu wie das Amen in der Kirche.

Apropos Kirche: Dass die ambulanten Dienste des Dekanats den Namen „Kirchliche Sozialstation Diez“ erhielten und nicht wie andernorts üblich „Diakoniestation“ ist nicht zuletzt den Gründungsjahren geschuldet, als eine katholische Bezirksschwester im Einsatz war. Die ökumenische Ausrichtung ihres christlichen Dienstes am Nächsten war den Gründern wichtig. Was die Patienten anbelangt, spielen Konfession und Religionszugehörigkeit ohnehin keine Rolle getreu des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter.

Die rasante Entwicklung der Station, die ein entsprechendes Mehr an Personal, Verwaltung und Fahrzeugen nach sich zog, macht klar, warum in den vergangenen 15 Jahren mehrfach über eine Vergrößerung der Station nachgedacht wurde. Ein neuer Anbau sorgt in der Friedhofstraße seit diesem Sommer für etwas Entlastung. In dem 210 Quadratmeter großen Gebäude, das mit dem Altbau verbunden ist, wurden auf zwei Etagen sechs neue Büroräume eingerichtet.

An das 40-jährige Bestehen der Station wird deshalb nicht nur mit einem Umtrunk. Kaffee und Kuchen für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger erinnert, sondern auch mit einem Tag der offenen Tür, um sich die neuen Räume anzuschauen. Gleichzeitig gibt es dort ab diesem Tag eine Bilderausstellung der Künstlerin Ilse Vogt aus Netzbach zu sehen.

Der Tag der offenen Tür in der Kirchlichen Sozialstation Diez (Friedhofstraße 19 ) am Samstag, 11. August, beginnt um 14 Uhr mit einer Andacht, geleitet vom Vorstandsvorsitzenden der Station Pfarrer Addi Tremper. Anschließend erwartet die Gäste Kaffee und Kuchen während einer kleinen Geburtstagsfeier; bis 16 Uhr können die neuen Räume besichtigt werden. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto:
Der Anbau ist verputzt, die Büros wurden bereits bezogen. Interessenten können sie bei einer kleinen Geburtstagsfeier am 11. August begutachten.