Buchmesse 2018: Digitales contra Zeit zum Denken und Mensch bleiben

thumb_1a-bm18berlinbabylon_co-becrima-FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (12. Oktober 2018) Posten braucht Strom aus der Steckdose, Lesen den Strom im Hirn. Welche Blüten das digitale Zeitalter treibt, begegnet den Besuchern der Frankfurter Buchmesse auf Schritt und Tritt. Die Spaltung der Gesellschaft, eine menschenverachtende Sprache, die sich in Windeseile verbreiten. Auf der anderen Seite viel praktischer Nutzen und Sinn stiftende Kommunikation. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, greift in seinem Buch „Digital Mensch bleiben“ das Thema auf. Eine von rund 4000 Neuerscheinungen, die am Samstag und Sonntag auch Privatleute kennen lernen können.

thumb_1a-bm18dunyah_co-becrima-"Ein Buch zu lesen ist etwas anderes als einen Facebook-Post zu lesen“, sagt Dunja Hayali. Während der Frankfurter Buchmesse stellte die Journalistin und ZDF-Moderatorin ihr Buch „Haymatland“ vor. Es gebe Dinge, die auch in einen langen Post nicht reinpassen, begründet sie ihre Publikation, mit der sie der Frage nachgeht, wie und wer Heimat eigentlich definiert. Sie habe nie das Gefühl gehabt, nicht Deutsche zu sein, sagt die in Datteln geborene Autorin, die sich seit ihrer TV-Präsenz auch menschenverachtenden Anfeindungen ausgesetzt sieht wie etwa „Du gehörst abgeschlachtet“.

Bei solchen Kommentaren setzt das Buch von EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung an: „Digital Mensch bleiben“ hat er seine Publikation überschrieben. Digitalisierung gestalten und geschehen lassen – dafür plädiert Jung, der auch Medienbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Jung nimmt in „Digital Mensch bleiben“ bewusst nicht als thumb_1a-bm18digitaljung_co-becrima-Technikfachmann, sondern als Theologe und Seelsorger Stellung zu dem aktuellen Thema. Die Digitalisierung der Welt sei ein Megatrend, der sich nicht mehr umkehren lasse. Jung fordert einen emanzipierten Umgang mit neuen Technologien und ist überzeugt, dass Menschlichkeit auch im digitalen Zeitalter zählt.

Menschlichkeit setze „Lebensführungskompetenz“ voraus, schreibt Jung. Diese wiederum finde im souveränen Umgang mit Technologien ihren Ausdruck, nicht in einer Abhängigkeit von ihnen. Technologie, so der Autor, könne weder kritisches Denken lehren, menschliche Beziehungen ersetzen, noch die großen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen - ob Klimawandel, Kriege oder Kapitalismus. Weil die digitale Transformation grundsätzliche Lebensfragen berührt, wird gerade diese Perspektive fruchtbar für das Thema. 

„Digital Mensch bleiben“ ist im Claudius-Verlag erschienen (ISBN: 978-3-532-62826-3) und kostet 14 Euro.

thumb_1a-bm18gehtkircheaus_co-becrima-thumb_1a-bm18frfanatik_co-becrima-thumb_1a-bm18bittl_co-becrima-Ob digital oder gedruckt – die Spaltung der Gesellschaft, Populismus, Fanatismus, Nationalismus und eine Radikalisierung der Sprache nehmen viel Raum in neuen Büchern und Diskussionen ein. Dazu gibt es die thumb_1a-bm18kalender_co-becrima-gewohnt zeitlosen Themen, die ein friedliches und glückliches Leben verheißen und die massenweise Ausstellungsregale, Lese- und Hörproben füllen. Dabei bleibt neben Belletristik, Kochbüchern und Reiseliteratur auch Religiöses ein Renner. Vom Jahreskalender über Geschenkideen bis hin zu gesellschaftskritischen Neuerscheinungen.

thumb_1a-bm18gruen1_co-becrima-Margot Käßmann macht in „Schöne Aussichten auf die besten Jahre“ Frauen ab 50 Mut, Schwierigkeiten anzunehmen und neue Freiheiten zu genießen. Pater Anselm Grün beleuchtet in „Geschwisterbande“ Geborgenheit und Auseinandersetzungen in der Familie. Aber nicht nur Theologen beschäftigen sich mit religiösen Themen. Showstar Michelle Hunziker etwa stellt in „Ein fast perfektes Leben“ bewegend vor,thumb_1a-bm18michelleh_co-becrima- wie sie in die Fänge einer Sekte geriet, und die Pädagogin Juna Grossmann macht in ihrem Bericht „Schonzeit vorbei“ auf eine erschreckende Judenhetze im Deutschland des Jahres 2018 aufmerksam und wie sich immer mehr Angst den Alltag von deutschen Juden bestimmt. Bernd-Christoph Matern/vr

Für Privatbesucher ist die Buchmesse am Samstag, 13. Oktober von 9 bis 18.30 Uhr und am Sonntag, 14. Oktober von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet.

Fotos: © becrima