Fehl- und Totgeburten: Trauer Raum und Worte geben

thumb_1kindergrabkl0405RHEIN-LAHN/DIEZ. Der Gesetzgeber behandelt Föten bei Fehl- und Totgeburten als Klinik-Müll, der Trauer von Angehörigen bleibt nichts: kein Name, kein Raum und doch sitzt der Schmerz tief. Die Krankenhäuser im Rhein-Lahn-Kreis sowie die Kommunen in Lahnstein und Limburg arbeiten deshalb mit den Klinikseelsorgern der evangelischen und katholischen Kirche zusammen, um betroffenen Eltern die Möglichkeit zu geben, würdig Abschied zu nehmen und ihrer Trauer auf eigens dafür ausgewiesenen Stellen auf Friedhöfen Raum zu geben.

thumb_1kindergrablm0405cSo genannte Kindergrabmale gibt es auf den Friedhöfen in Limburg und Lahnstein. Auf den beiden Friedhöfen finden regelmäßig Gedenkgottesdienste statt, in denen Kinder von Fehl- und Totgeburten beigesetzt werden. Nach dem Gesetz sind werdende Menschen unter einem Gewicht von 500 Gramm nicht bestattungspflichtig und werden mit dem Klinikmüll entsorgt.

Die Kooperation von Kliniken, Seelsorgern und Kommunen ermöglicht den Angehörigen jetzt, ihre Trauer zu verarbeiten. Auch einen Gesprächskreis für Mütter und Väter, deren Kind vor, während oder nach der Geburt verstorben ist, wollen das Diakonische Werk Diez und die evangelische Krankenhausseelsorge Diez gründen.

thumb_1kindergrab0405b„Für die Menschen im Umfeld der Betroffenen waren diese Kinder noch gar nicht wahrnehmbar“, erklärt Seelsorgerin Maike Kniese. Insoweit kämen sich Betroffene mit ihrer Trauer und ihren Fragen oft sehr allein vor. Kniese hat deshalb zusammen mit Astrid Renz-Leiter und der Diplom-Sozialpädagogin Brigitte Hennig (Diakonisches Werk) sechs Gesprächsabende für betroffene Eltern vorbereitet, die im Januar nächsten Jahres beginnen.

„Für Mütter und Väter, deren Kind vor, während oder nach der Geburt gestorben ist, ist es oft schwer, mit der Trauer zu leben“, weiß Astrid Renz-Leiter. „Wir möchten ihnen Zeit und Raum geben, anzusprechen, was schmerzt, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und vielleicht den Blick in die Zukunft zu richten, wie es sich mit der Trauer und dem Verlust leben lässt“, erklärt Maike Kniese den Sinn des Gesprächskreises.

An den Abenden können die Teilnehmer zunächst schildern, wie sie den Verlust ihres Kindes erlebt haben, was sie sich von der Gruppe erhoffen. Fragen wie „Wie war das bei der Bestattung?“, „Wo sind die Kinder jetzt?“, „Welche Rolle spielt das verstorbene Kind für mich und meine Familie?“, „Was gibt mir Kraft?“, „Was tut mir gut?“ oder „Wo stehe ich heute mit meiner Trauer?“ stehen im Mittelpunkt der Treffen. „Um den betroffenen Müttern und Vätern auch genügend Gelegenheit zum Austausch zu bieten, soll die Gruppe nicht zu groß und unüberschaubar sein“, erklärt Brigitte Hennig.

Deshalb werden Interessenten um eine Anmeldung gebeten. Bei großem Interesse soll das Angebot im Herbst wiederholt werden. Die Teilnahme ist an keine Konfessionsangehörigkeit gebunden. Die Treffen finden 14-tägig von 19.30 bis 21 Uhr in den Räumen des Diakonischen Werkes in Diez statt.

Nähere Informationen gibt das Diakonische Werk Rhein-Lahn in Diez unter der Telefonnummer 06432/7282 (Brigitte Hennig). Dort werden auch die Anmeldungen entgegengenommen.

Eine Gedenkstätte wie das Kindergrabmal auf dem Limburger Friedhof (Foto), wo jetzt wieder verstorbene Föten beigesetzt wurden, bietet betroffenen Eltern im Rhein-Lahn-Kreis einen Ort der Trauer. Auch in Lahnstein gibt es ein solches Kindergrabmal. Ein Gesprächskreis bietet darüber hinaus Eltern, die ein Kind vor oder nach der Geburt verloren haben, eine Möglichkeit zum Austausch.