160 Jahre Heime Scheuern: Dankbarer und mutiger Blick nach vorn Drucken E-Mail

thumb_a160jahre-logothumb_a160-alt-neuNASSAU/RHEIN-LAHN. (10.Juni 2010) Die Heilerziehungs- und Pflegeheime Scheuern blicken an diesem Wochenende mit einem zweitägigen Fest auf ihre Gründung vor 160 Jahren zurück. Als ein „Rettungshaus für verwahrloste streunende Buben“ 1850 in Hömberg gegründet, hat sich die Einrichtung zu einer modernen Lebens- und Arbeitsstätte für Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Behinderungen entwickelt und zum größten Arbeitgeber im Rhein-Lahn-Kreis. Gleichzeitig verlangen gesetzliche Veränderungen den Heimen Scheuern immer wieder neue Konzepte und Entwicklungen ab.

Der Direktor der Heime, Pfarrer Eckhard Bahlmann, sieht in dem 160. Geburtstag in vielerlei Hinsicht einen Grund zum Innehalten und dankbaren Staunen, zur kritischen Bilanz wie auch zum zuversichtlichen Ausblick. Zur Feier schreibt er:

thumb_1kaplan_theodor_burchardithumb_1dorflehrer_karl_reichard"Die Gründungsväter, Kaplan Theodor Burchardi und Lehrer Karl Reichard, haben 1850 bei der Gründung des „Rettungshauses“ in Hömberg sicher nicht im Traum daran gedacht, dass aus diesem kleinen Anfang in 160 Jahren eine große Stiftung wachsen würde, die derzeit mit Zahlen beschrieben 680 differenzierte Wohnangebote, 430 differenzierte Arbeitsangebote und über 230 Angebote in der Tagesförderstätte für Menschen mit Behinderungen vorhält. Rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in den verschiedenen Bereichen unserer Stiftung, die damit im Rhein-Lahn-Kreis größter Arbeitgeber ist.

Aus dem Rettungshaus von 1850 ist im Laufe von 160 Jahren ein großes diakonisches Unternehmen geworden, in dessen Geschichte es Höhen und Tiefen gab. Es gab Höhen des Wachsens und der konzeptionellen Weiterentwicklung thumb_1ehemstandortschlosslangenauder Lebens- und Betreuungsqualität. Ermöglicht wurde dies durch die Bereitschaft der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, wie auch des Landes Rheinland-Pfalz, des Rhein-Lahn-Kreises, vieler Kirchengemeinden, des Förder- und Freundeskreises Heime Scheuern e.V. und einzelner Spender, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Heime Scheuern finanziell zu engagieren. Sehr deutlich muss betont werden, wie wichtig das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierbei war und ist, die sich für das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen einsetzten, um jeden möglichst individuell zu unterstützen und zu fördern. So gibt es uns die Satzung vor, wenn sie vom „Geist des Evangeliums“ als Grundlage für unsere Arbeit spricht.

Es gab in der Geschichte unserer Stiftung aber auch unendliche Tiefen und Dunkelheit, als die Heime Scheuern vor 70 Jahren vom Ort zum Leben für Menschen mit Behinderungen herabgestuft wurden zur sogenannten „Zwischenanstalt“ im Rahmen des mörderischen Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten. Auch bedauern wir aufrichtig das Unrecht und Leid, das in den Nachkriegsjahrzehnten auch in den Heimen Scheuern Einzelnen zugefügt worden ist. Wir werden auch dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte im Rahmen des Möglichen offen und kritisch aufarbeiten und mit den Beteiligten – soweit sie dazu bereit sind – einen konstruktiven Weg der Auseinandersetzung und der Bewältigung finden.

thumb_1altes_tuerschildthumb_1wohnqualitt_1960Wenn wir im Jubiläumsjahr unseren Blick von den Anfängen 1850 bis in die Gegenwart streifen lassen, dann hat es den Anschein, als wenn sich ein Kreis schließt. Aus Anfängen im ländlichen Hömberg wuchs in 160 Jahren eine große Einrichtung auf dem Kerngelände in Nassau, das sich in den letzten zwei Jahrzehnten geöffnet hat. So wohnen inzwischen nahezu 100 Menschen nicht mehr „klassisch“ in einer Wohngruppe sondern in eigenen vier Wänden zum Beispiel in Nassau oder Nastätten. Und so werden wir in den nächsten zehn Jahren an vielen Standorten, im Rhein-Lahn-Kreis und darüber hinaus, kleine Wohnverbünde aufbauen, die es möglich machen, dass auch bei uns Menschen mit Behinderung wieder „mitten im Ort“ leben können, so wie damals, als vor 160 Jahren die Arbeit unserer Stiftung begann.

Auch die Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen sind vielfältiger geworden bis hin zu Arbeitsplätzen direkt in Wirtschaftsunternehmen. Dem Stiftungsvorstand und der Stiftungsleitung ist es wichtig, dass zukünftig Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit haben zu wählen, wo sie wohnen und arbeiten möchten, ob zentral im „Kompetenzzentrum Scheuern“, das in den kommenden Jahren qualitativ weiter entwickelt werden wird, oder auch außerhalb. Im Rahmen einer Zukunftskonferenz, an der vor einem Jahr Vertreter des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen, der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises, des Diakonischen Werkes und thumb_1eckhard_bahlmannl-michael_seibertaller Gremien unserer Stiftung teilgenommen haben, haben wir diese grundsätzliche Bereitschaft bekundet. Sowohl das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen als auch die Aktion Mensch haben uns für die nächsten Jahre ihre finanzielle Unterstützung für den Veränderungsprozess zugesagt. Dafür sind wir sehr dankbar.

Es gibt viel zu tun. Vorstand und Leitung der Stiftung sind dazu bereit im Wissen, dass der Beitrag unserer Stiftung ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft sein soll, in der die Menschen nicht mehr nach Fähigkeiten auseinander sortiert werden, sondern akzeptiert sind und ernst genommen werden, so wie der „Geist des Evangeliums“ es uns vorgibt.“ Pfarrer Eckhard Bahlmann, Direktor 

Das Festprogramm

Hier ein Blick auf das zweitägige Festprogramm zum 160. Geburtstag:

Konzertabend - Freitag, 11. Juni 2010
18.00 Uhr - 19.00 Uhr The Shadnicks & The new headlights Instrumentale Gitarren- und Beatmusik (60er)
19.00 Uhr - 19.30 Uhr Mel Torben - Schlagermusik
19.30 Uhr - 20.30 Uhr The Shadnicks & The new headlights
20.30 Uhr - 21.00 Uhr Walter Huber, Liedermacher, Chansons, Folk- und Rocksongs
21.00 Uhr - 21.45 Uhr Willi Wall & Acustica, Rock, Pop und Latin
21.45 Uhr - 22.00 Uhr Abschlussfinale, alle Künstler auf der Bühne rocken zusammen ab

Festtag - Sonntag, 13. Juni 2010
10.30 Uhr Gottesdienst
12.00 Uhr Mittagessen, Köstlichkeiten aus dem Topf und vom Grill
13.00 Uhr Bühnenprogramm im Zelt auf der Festwiese mit kleinen und großen Künstlern aus der Region:
13.00 Uhr - 13.30 Uhr „Die fliegenden Noten“, Band der Heime Scheuern
13.30 Uhr - 14.00 Uhr Zwerge auf der Bühne, Musik und Tanz von Kindergartenkindern der Kindertagesstätte Scheuern
14.00 Uhr - 14.15 Uhr „La Bamba“ - Muppets Show Bewohner vom Albert-Schweitzer-Haus lassen Handpuppen tanzen
14.15 Uhr - 14.45 Uhr Zauberhaftes von der Erich-Kästner-Schule Zaubereien, Erich-Kästner-Rap und Kästner-Texte
14.45 Uhr - 15.15 Uhr Guggenmusik zieht über den Festplatz Fetzige Stimmung mit den Werschbachklobbern Lykershausen
15.15 Uhr - 15.45 Uhr „Zukunftsvisionen“ Aufführung des Funkenflugtheaters der Heime Scheuern
15.45 Uhr - 16.00 Uhr ABBA-Show, Winterwerber Männerballett tanzt ein ABBA-Medley
16.00 Uhr - 16.30 Uhr Rhythmische Klänge, Mitmachaktion der Rhythmusgruppe der Heime Scheuern
16.30 Uhr - 17.00 Uhr Guggenmusik
17.30 Uhr Reisesegen und Ausklang
Am Nachmittag gibt es Kuchen, Waffeln und Eis zum Kaffee oder Tee. Während des Festtages stellen sich verschiedene Arbeitsbereiche der Stiftung Heilerziehungs- und Pflegeheime vor. Rund um das Festzelt gibt es viele Attraktionen, unter anderem ein Fun-Park, Kreativaktionen, Kletterberg, Spielmobil, Planetarium, Flohmarkt sowie Kamel- und Ponyreiten.

Die Historie

Historische Daten über die Entwicklung der Heime Scheuern finden Sie hier.