30 Jahre Partnerschaft mit Mabira gefeiert Drucken E-Mail

thumb_1a-gtd110911besucherthumb_1a-gtd110911haendeNASSAU/RHEIN-LAHN. (14. September 2011) Seit 30 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem evangelischen Dekanat Nassau und dem Distrikt Mabira in Tansania. Am Sonntag wurde mit einer Delegation aus Afrika die Verbundenheit gebührend gefeiert. „Jeder soll spüren, dass er kein nutzloses Sandkorn, sondern ein lebendiges Senfkorn ist, das wächst und gedeiht“, hatte Pfarrer Blasio Tinkasimile in seiner Predigt zum Festgottesdienst den Besuchern auf der Festwiese der Stiftung Scheuern zugerufen.

thumb_1a-gtd110911predigtgrossthumb_1a-gtd110911alleEin tiefer Glaube könne die Menschen in Afrika auch angesichts von Hungersnöten innerlich nicht erschüttern, sagte der Pfarrer aus Tansania. Das Senfkorn sei ebenso Sinnbild für die Partnerschaft, die sich in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt habe und gewachsen sei. Mit Liebe und Zuneigung gehe dabei einer auf den anderen zu.

thumb_1a-gtd110911liturgieDer Gottesdienst wurde von afrikanischen und deutschen Mitgliedern der Partnerschafts-Arbeitskreise liturgisch und von einem Posaunenchor des thumb_1a-gtd110911pochorDekanats und dem Chor der Kirchengemeinde der Stiftung Scheuern musikalisch gestaltet. Ein Stand desEine-Welt-Ladens machte deutlich wie Menschen ganz praktisch ihre Verantwortung für die gerechte und friedliche Entwicklung in der Welt wahrnehmen können, in dem sie in den Industrieländern fair gehandelte Produkte aus Afrika kaufen, die den Produzierenden ein eigenverantwortliches und auskömmliches Wirtschaften ermöglichen. thumb_1a-110911essenBevor ein großer Gewitterregen einsetzte, kamen die Besucher thumb_1a-pf110911eineweltdes Festes bei Leckereien aus dem Eintopf ins Gespräch. 

Hintergründe und Entwicklung der Partnerschaft standen dann nach dem gemeinsame Mittagessen am Nachmittag im Mittelpunkt der Feier im Veranstaltungsraum der Stiftung.

Jugendliche aus Lahnstein lieferten mit Pfarrerin Yvonne Fischer Denkanstöße, indem sie den Tagesablauf von Jugendlichen in Tansania und Deutschland nachspielten. Hier das schnelle Frühstück, Busfahrt in thumb_1a-pf110911anspieldie Schule und Videospiele am Nachmittag, dort der sieben Kilometer-Marsch zur Schule, Haferbrei als Essen und vor Sonnenuntergang noch einmal die mühsame Sammlung von Wasser und Brennholz.

Wie beide Seiten von einer Partnerschaft profitieren, darüber sprach Arbeitskreisvorsitzender Berthold Krebs mit Gästen aus dem Rhein-Lahn-Kreis und Afrika. „Es ist die Chance zu lernen, auch mit weniger ein erfülltes Leben führen zu können“, sagte Landrat Günter Kern aus seinen Erfahrungen mit dem rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda, wo auch der Austausch junger Menschen in heimischen Firmen Hilfe zur Selbsthilfe ermögliche. Aufeinander thumb_1a-pf110911nachmittagzu hören sei ein wesentliches Element der Partnerschaften, so Dr. Helga Rau vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Habe sich der Austausch früher auf konkrete Projekte beschränkt, stehe jetzt eher das Verständnis für die gesamte Kultur im Mittelpunkt.

Dass das Engagement großer Organisationen nur in der Pflege persönlicher Kontakte lebendig wird, meinte Pater Peter thumb_1a-pf110911podiumbishangaEgenolf. In den weltweiten Beziehungen der katholischen Kirche und seiner Ordensgemeinschaft, zeige sich, dass Reichtum noch nicht zum Wissenden macht. „Vielmehr sind wir selbst Nehmende, Hörende und Lernende.“ Erfahrungen und Gaben zu teilen und sich im geistlichen Leben gegenseitig zu stärken, stehen auf afrikanischer Seite an erster Stelle der Partnerschaft, wie thumb_1a-pf110911podiumPfarrerin Savera Bishanga und Pfarrer Adrian Lwenteme erklärten. „Wir wollen Gemeinschaft im Gebet.“ Dekan Friedrich Kappesser erklärte: „Dass der kleine Horizont, den wir haben, nicht die ganze Welt bedeutet, das lernen wir von dieser Partnerschaft.“

Einen ebenso informativen wie kurzweiligen Rückblick auf die Partnerschaft boten anschließend Berthold Krebs und Pfarrer Rolf R. Stahl. Bei dem Begründer und Motor der Partnerschaft wuchs bereits während eines Dekanatskirchentages 1965 der Wille zur Kontaktpflege mit den Christen in Afrika. „Ein Referent erzählte, dass man für 350 Mark eine Buschkirche errichten kann“, erinnerte sich Stahl, „und wir haben damals für 350.000 Mark die Kapelle in Friedrichssegen gebaut.“ Zur Einweihung der heimischen Kirche kamen dann 360 Mark Kollekte für die Kirche in Afrika zusammen; das war der Beginn der freundschaftlichen Kontakte und des Austauschs, die erst viel später 1981 auch in die offiziell besiegelte Partnerschaft mündete.

thumb_1a-pf110911rueckblickNeben Bildern von Begegnungen in Mabira und dem Dekanat Nassau und Selters kamen im Rückblick Menschen zu Wort, die die Partnerschaft mitprägten, Karl Hofmann aus Dornholzhausen beispielsweise, der nie vergessen wird, wie ihm vor 28 Jahren der afrikanische Bischof in Mabira beim Händewaschen geholfen hat: „Eine Geste, die deutlich machte: man braucht im Leben Menschen, die einem helfen.“ Die Lebendigkeit, mit der er von mehrstimmig singenden Kindern und Jugendlichen begrüßt wurde, bleibt Michael Spriestersbach aus Bad Ems in Erinnerung. Sigrid Paul aus Singhofen zeigte sich von der Freundlichkeit und Fröhlichkeit beeindruckt, mit der sie als fremder Mensch in Mabira empfangen wurde: „Das kann man in Deutschland lange suchen.“ Dekan Wolfgang Weik aus Selters erinnerte auch an schreckliche Ereignisse: „Fröhlichkeit, Gottvertrauen und auch Tod haben die Partnerschaft geprägt“.

Dass das Partnerschaftsfest ein weiterer Schritt zu gegenseitigem Verständnis und gegenseitiger Bereicherung sein möge, hoffte Berthold Krebs, bevor mit fröhlichem Tanzen und Singen das Fest ausklang. Bernd-Christoph Matern

 

Hintergrund Partnerschaft

1966 knüpfte der Früchter Pfarrer Rolf R. Stahl erste Kontakte mit der evangelisch-lutherischen Kirche in Tansania. Mit der Selbständigkeit der Karagwe-Diözese 1979 verstärkt sich der Austausch mit dem Dekanat Nassau. Nach Gründung der Partnerschaft 1981 folgt 1983 ein erster offizieller Besuch einer deutschen Delegation in Mabira. Das Dekanat Nassau unterstützt in den Folgejahren die Anschaffung von Funkgeräten, den Bau von Solaranlagen und den Aufbau einer kleinen Krankenstation. 1989 bis zum Jahr 2006 beteiligt sich das Dekanat Selters an der Partnerschaft. Die Dekanate unterstützen beim Bau von Kirchen, Pfarrhäusern, Mädchenwohnheimen und Krankenstation. Aktuell fördert das Dekanat Nassau mit gesamtkirchlicher Unterstützung den Bau von Wassertanks sowie zwei Projekte, mit denen die Ausbreitung von Aids verhindert und die Witwen von an Aids gestorbenen Männern unterstützt werden sollen.

 

Hintergrund Mabira

Der Distrikt Mabira gehört zur evangelisch-lutherischen Diözese Karagwe und liegt im Norden Tansanias an der Grenze zum Viktoriasee. Er besteht aus fünf Pfarreien mit 39 Kirchengemeinden. Ein Pfarrer betreut sechs bis neun Gemeinden. Die Hauptarbeit in den Orten leisten so genannte Evangelisten.

 

Nähere Informationen zur Partnerschaft mit Mabira sowie zu den aktuellen Projekten gibt das evangelische Dekanat Nassau unter Telefon 02621-1874332 oder E-Mail Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können .