500 Jahre Reformation: Ein Fazit des Jubiläumsjahres in neun Thesen Drucken E-Mail

thumb_1a-luj250917transparent_becrima-RHEIN-LAHN. (29. Dezember 2017) Das Jahr 2017 war geprägt von vielen Veranstaltungen, die an den 500 Jahre zurückliegenden Beginn der Reformation erinnerten. In der Region des evangelischen Dekanats Nassauer Land wurde in hunderten Veranstaltungen das Thema aufgegriffen; außerdem nutzten viele Menschen aus dem Rhein-Lahn-Kreis die Möglichkeit, überregionale Angebote zu besuchen, die an die Veröffentlichung von Martin Luthers 95 Thesen und deren Folgen für Gegenwart und Zukunft erinnerten.

Ein wahrer Marathon an Aktionen und Verastaltungen prägte das Jubiläum. Deshalb können hier nur einige wenige Beispiele exemplarisch erwähnt werden. Der Rückblick auf das vielseitige Jubiläumsjahr lässt sich in neun Thesen zusammenfassen:

1. Das Reformationsjahr bildet

thumb_1a-kikitag17anspiel_becrima-thumb_1a-lutherreise2017_c-metzmacherIn vielen Gemeinden gab es Vorträge, Diskussionen Ausstellungen zur Reformation wie zu den Reformatoren. Ausflüge und Reisen führten etwa zu Stätten der Reformation wie Worms; eine Reise mit Bildungsreferentin Claire Metzmacher führte nach Thüringen. Gebildet wurden auch Kinder wie beim Kinderkirchentag oder in einem Kita-Projekt in der evangelischen Kindertagesstätte von Nastätten, wo Unterschiede zwischen evangelisch und katholisch spielerisch vermittelt wurden. Luther und die Reformation waren auch Thema beim Konfi-Tag in Miehlen und einem Konfi-Castle in Vallendar.

2. Das Reformationsjahr motiviert zur Freiheit

thumb_1freiheiteineschristenthumb_1a-gfk300817weigel_dmetzmacher-Freiheit war der am häufigsten zitierte Begriff im Jubiläumsjahr, in Predigten wie bei Veranstaltungen und Ausstellungen. Aus evangelischer und katholischer Perspektive in Geschichte und Gegenwart wurde die Freiheit während einer Podiumsdiskussion in Pohl beleuchtet.

3. Das Reformationsjahr mobilisiert für Begegnungen

thumb_1a-kt172505familien_becrima-thumb_1a-rf17bechabend_becrima-Viele Menschen mobilisierte das Jubiläum. Der ökumenische Pfingstgottesdienst in Diez und das Reformationsspektakel in Becheln, die mehr Menschen besuchten als die Heilig-Abend-Gottesdienste, sind dafür nur zwei Beispiele; vom großen Kirchentag in Berlin, der auch vom Rhein-Lahn-Kreis aus von Menschen aller Generationen angesteuert wurde, ganz zu schweigen. In einer Zeit, in der sich viele Menschen lieber in die eigenen vier Wände zurückziehen und den digitalen Austausch dem realen vorziehen, waren diese Kontakte auch ganz unabhängig von Anlass oder Thema eine Bereicherung.

 

4. Das Reformationsjahr bewegt Geist und Beine

thumb_1a-slc150717wanderer_becrima-thumb_1a-rheinsteig05-2017_co-becrima-Ein Beispiel für diese These ist die Reihe „Wort-Wege“ mit Pfarrerin Yvonne Fischer. Am Vormittag wurde darüber nachgedacht, wie Luther ausgewählte Bibelverse interpretiert hätte, am Nachmittag ging es mit diesen Gedanken über touristisch attraktive Pfade wie den Rheinsteig, die Ruppertsklamm, den Herthasee und an die Aar. Eine Pilger-Tour „Mit Luther gegen den Strom“ führte lahnaufwärts von Lahnstein bis nach Diez mit Zeiten der Stille, Gebeten und Wissenswertem aus Luthers Leben.

5. Das Reformationsjahr weckt Lust auf Musik

thumb_1a-lo011017alle4_becrima-thumb_1a-rf17nafestburgnah_becrima-Was wäre die Reformation ohne Musik? Viele der 120 Chöre im Dekanat studierten Kompositionen der Reformationszeit ein, die Kantorei St. Goarshausen führte ein Lutheroratorium von Andreas Handke auf, und die Reformationshymne „Ein feste Burg ist unser Gott“ wurde nicht nur von Blechbläsern in Nassau angestimmt. Mit einem neuen Beiheft zum Evangelischen Gesangbuch, dem EGplus wird das Jubiläumsjahr auch musikalisch der Reformation gerecht.

6. Das Reformationsjahr macht Spaß

thumb_1a-oekpf050617brotessen_becrima-thumb_1a-radi311016luthersalami_becrima-Der Blick zu den Anfängen der Reformation und die Tatsache, dass auch Luther dem Leben zugeneigt war, sorgten für zahlreiche Veranstaltungen mit mittelalterlichem Flair. Essen und trinken mit Lutherwurst, -brot und -bier, Schauspiele in mittelalterlichen Kostümen lockten Besucher zwischen Eppenrod und Braubach an und sorgten für reichlich Spaß bei Alt und Jung. Wie jedes Thema lässt sich auch die Reformation leichter begreifen, wenn man sie wirklich begreifen oder gar schmecken kann. Zum Spaß trugen Spiele und nicht zuletzt die meist verkaufte Playmobil-Figur aller Zeiten bei, Luther mit Bibel und einem Federkiel.

7. Das Reformationsjahr erinnert an jüdische Historie

thumb_1a-gug091116blitz_becrima-thumb_1a-luj250917gesang_becrima-Das Dekanat machte auf die Wurzeln des christlichen Glaubens im Judentum aufmerksam, unter anderem mit einem Gebet und Gedenken am 9. November diesen und vergangenen Jahres, mit Vorträgen zu jüdischem Leben heute sowie mit einem Stadtrundgang durch Bad Ems. Auf großes Interesse stieß auch der Vortrag von Dekanin Renate Weigel in Nastätten über die Hassschriften Luthers gegen die Juden.

8. Das Reformationsjahr baut Brücken

thumb_1a-radi311016liturgen_becrima-thumb_1image_2017-11-01_at_19.16.36Auf allen Ebenen hat das Reformationsjahr zu einer Stärkung der Ökumene beigetragen. Ein ganz handfestes Beispiel dafür gab es in Diez mit der Unterzeichnung einer ökumenischen Vereinbarung, die für die drei evangelischen Kirchenvorstände und den katholischen Pfarrgemeinderat in der Grafenstadt bindend ist. Aber auch in kleineren Gemeinden wurde ökumenisch zusammengearbeitet und gefeiert wie etwa während einer Luther-Rallye durch den Einrich.

9. Das Reformationsjahr geht weiter

thumb_1rj2017loehr_co-becrima-thumb_1rj2017weigel_co-becrima-Dass Reformation ein fortwährender Prozess ist, war nicht nur Luther bewusst. Das Reformationsjahr soll nicht nur in guter Erinnerung bleiben, sondern auch Mut zum Weitergehen machen. Ganz augenfällig wird das in Klingelbach, wo „Luthers Paradiesgarten“ angelegt wurde, um ein sichtbar nachhaltiges Symbol zum Jubiläum zu setzen.

thumb_1rj2017baetzing_co-becrima-thumb_1rj2017jung_co-becrima-Exemplarisch auch die folgenden vier Zitate von Theologen, die in der evangelischen und katholischen Kirche leitende Funktionen haben. Sie können Ihnen auch Denkanstöße für Ihre eigenen Thesen zum Reformationsjahr geben und was davon bleiben und in die Zukunft wirken soll.

Bernd-Christoph Matern

Ausführliche Beiträge zum Reformationsjahr lassen sich auch unter der Suche mit den Stichworten 500 Jahre finden.