Allerheiligen: Gottes Licht auch an dunklen Tagen wahrnehmen Drucken E-Mail

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Sind nun die dunklen Stunden da,
soll hell vor mir erstehen,
was du, als ich den Weg nicht sah,
zu meinem Heil ersehen.

Jochen Klepper

 

RHEIN-LAHN. (1. November 2016) Wenn heute in den katholischen Kirchen das Hochamt zu Allerheiligen gefeiert wird, liegen viele Zeitgenossen noch im Bett, um sich von einer Heiligen-Party ganz anderer Art zu erholen. Sie haben nicht etwa zu tüchtig Reformation gefeiert, sondern „All Hallows“. Während die Einen ihrer heiligen Toten gedenken, grübeln die anderen darüber, wie das gruselige Spiel mit Gräbern, Kreuzen und Kritzen-Gesichtern wohl den größten Spaß bereitet.

Dafür finden sie schon Wochen vorher in den Geschäften die zauberhaftesten schwarz-orange-farbenen Accessoires. Das Halloween-Marketing scheint besser aufgestellt als das der christlichen Feiertage. Kein Wunder: der Erfolg in den Geschäftskassen und lachend zuckenden Körpern ist schneller mess- und wahrnehmbar als eine Beschäftigung mit Leben und Tod, die weniger offensichtlich der Zufriedenheit der Seelen dienen könnte.

Nun möchten sich die christlichen Kirchen ungern als Spaßbremser verschrien vorkommen. Da wird um Verständnis und Rücksicht geworben, dass lautstarke Partys eventuell die Gefühle von Gläubigen stören könnten, die am 1. November auf dem Friedhof ihrer heiligen Toten gedenken. Da wurden gestern Abend in evangelischen Kirchen hie und da sogar Lutherbonbons verteilt, damit den Kindern auf ihre Frage „Süßes oder Saures?“ an der Haustür vielleicht noch ein kleiner reformatorischer Bildungszucker zum Lutschen mit auf ihren Grusel-Zug durch die Gemeinde gegeben werden kann.

499 Jahre nach der Veröffentlichung von Martin Luthers Thesen ist es wohl müßig, darüber zu sinnieren, welche Form des Feiertags die langlebigere ist – die Hintergründe von Halloween mögen vielen Partygängern wohl ebenso unbekannt sein wie manch christlichem Kirchgänger die von Reformation und Allerheiligen. Eine Aufgabe für christliche Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.

Vielleicht lassen sich in diese säkulare kultige Party-Kultur Auswirkungen der viel zitierten Spaßgesellschaft hineininterpretieren, der man mit einem abgewandelten Greenpeace-Spruch der 1970er Jahre entgegnen möchte: „Erst wenn der letzte Feiertag gefallen, werdet ihr merken, dass Geld und Spaß allein die Seele nicht erfüllen“. Aber warum sollte das „Hokuspokus“ (Hoc est enim corpus meum – dies ist nämlich mein Leib) des einst lateinisch sprechenden Priesters heute verständlicher wirken, wenn es im Kürbisgewand daherkommt. Dabei sein ist alles, wieso, weshalb, warum ist nicht mehr wichtig.

Wenn sich immer mehr Menschen mitten im Leben stehender Generationen, Berufstätige und Familien, vom oberflächlich-spaßigen Event-Virus anstecken lassen und dem Hokuspokus frönen statt sich gemeinschaftlich des Ursprungs von Feiertagen zu besinnen, könnte das aber auch ein Ausdruck dafür sein, im fröhlichen Halloween ein Ventil entdeckt zu haben, vom Alltagsdruck zwischen Berufsstress, Armutsgefahr, Ehe- und Erziehungsproblemen etwas Dampf abzulassen. Die Sorgen ausblenden. Das Leben leben statt sich an Gräbern und Kreuzen in Kirchen mit dem sicheren Tod zu beschäftigen.

Ob im deftigen Spaß oder tiefsinnigen Grübeln über die eigene Vergänglichkeit – dass über eigenem Leid und Sorgen das der Nächsten und Ferneren nicht vergessen wird, ist gerade in den kommenden dunkleren Tagen des Jahres besonders wichtig. Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. So lautet der Monatsspruch für November. Christen können sich auch im Dunkel der Welt gegenseitig zu einem Licht werden, von dem auch Jochen Klepper in seinem Vers gedichtet hat.

Sinn gebende November-Feiertage wünscht Ihnen die evangelische Öffentlichkeitsarbeit Rhein-Lahn,

Ihr Bernd-Christoph Matern