SINGHOFEN/RHEIN-LAHN. (4. Juli 2016) Im Alter von 87 Jahren ist Altdekan Pfarrer i.R. Wilhelm Matern aus Singhofen am Wochenende verstorben, der sich bis zum Tod noch unterschiedlich für Gruppen und Kreise in Singhofen und Miehlen engagierte. Der Theologe war 34 Jahre Gemeindepfarrer von Miehlen und 25 Jahre Dekan des ehemaligen Dekanats St. Goarshausen, nachdem dieses 1968 neu gegründet wurde.
Matern gehörte unter anderem zu den Gründern der Sozialstation Loreley-Nastätten, die später als Diakoniestation ihren Sitz von St. Goarshausen nach Nastätten verlagerte. Auch der Aufbau der Frauenarbeit im Dekanat lag ihm am Herzen. Der Dekanatsfrauentag in Bogel musste teilweise zweimal angeboten werden, weil die große Halle für die vielen Interessentinnen zu klein war.
Fast zwei Jahrzehnte vom März 1968 bis März 1986 war Matern Mitglied der Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und arbeitete in Ausschüssen des Kirchenparlaments mit; außerdem gehörte er zum Kreis der Rundfunkpfarrer, die bei den Morgenandachten im damaligen Südwestfunk und späteren Südwestrundfunk (SWR) regelmäßig zu hören waren.
Nach seinem Theologiestudium in Marburg und Mainz und der Heirat mit der wie er in Oberursel geborenen Maria Matern begann er 1955 den Pfarrdienst an der Marktkirche in Wiesbaden, dann folgte das hessische Schlitz, und 1959 übernahm er die Gemeindepfarrstelle in Miehlen. Dort wurde das jüngste seiner vier Kinder geboren.
Neben sonntäglichem Kindergottesdienst und einem altersgerechten Angebot für neu konfirmierte Jugendliche, dem Aufbau von Frauenkreisen und Bibelstunden rief er als Chorleiter den evangelischen Kirchenchor der Mühlbachgemeinde wieder ins Leben und eine Abendmusik zu Buß- und Bettag; dem Chor ist er bis zu seinem Tod noch als Sänger und Notenwart treu geblieben ist. Geige spielte er über mehrere Jahre in dem von ihm gegründeten Musizierkreis von Miehlen. Mit seiner Frau und anderen vom Laienspiel begeisterten Miehlenern stand er bis ins hohe Alter in Sketchen als Schauspieler oft auf der Bühne.
Nach seiner Pensionierung engagierte sich Matern auch in der evangelischen Frauenhilfe und im Seniorenkreis der Ortsgemeinde von Singhofen, wo er bis zu seinem Tod lebte. Zu seinen liebsten Hobbies gehörte neben der Musik, dem Schauspielen und dem Fotografieren – unzählige Dias von Ausflügen und aus dem gemeindlichen Leben füllen sein Archiv – auch das Dichten. Schon in seiner aktiven Pfarrerzeit brachte er eine Fülle biblischer Texte, Geschichten und Gleichnisse, in Reimform, um mit dieser besonderen sprachlichen Form mehr Aufmerksamkeit für Gottes Wort zu erzielen.
Ob Büttenreden an Fastnacht, Geburtstagsgrüße beim Ständchensingen, Reiseberichte von Ausflügen oder Witze in gemütlicher Runde – stets flossen dem agilen Senior bis zu seinem Tod im Nu die passenden Endungen aufs Papier. Mit dem Ruhestand wurde seine Sammlung an humorvollen Gedichten immer größer; geistliche wie amüsante Verse füllen heute mehrere Bände. Mit ihnen brachte er bei unterschiedlichsten Veranstaltungen die Menschen zum Nachdenken, Schmunzeln und lauten Lachen und gab ihnen damit auch auf diese Weise ein Stück der froh machenden biblischen Botschaft weiter.
Einer seiner Lieblings-Kanons, die er gern zu allen Zeiten und an vielen Orten mit Menschen anstimmte, wirkt in der Erinnerung an ihn wie ein klingendes Lebensmotto, das ihm die christliche Überzeugung auftrug: „Der hat sein Leben am besten verbracht, der die meisten Menschen hat froh gemacht.“ (bcm)
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