RHEIN-LAHN/DARMSTADT. (30. Dezember 2015) Das „Ja-Wort“ zur Vereinigung hatten sich die evangelischen Dekanate Diez, Nassau und St. Goarshausen bereits im Frühjahr diesen Jahres gegeben. Am 1. Januar ist es nun soweit, dann startet auch offiziell das neue Dekanat Nassauer Land. Die vor zwei Jahren beschlossene Neuordnung der Kirchengebiete in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) nimmt nicht nur in der Region Rhein-Lahn Gestalt an.
Am 1. Januar 2016 werden sich insgesamt 14 Flächendekanate zu sechs neuen Gebieten vereinigen, die in etwa mit den politischen Landkreisen vergleichbar sind. So entsteht aus den bisherigen Dekanaten Groß-Gerau und Rüsselsheim das vereinigte Dekanat Groß-Gerau–Rüsselsheim. Aus Biedenkopf und Gladenbach wird das Dekanat Biedenkopf–Gladenbach. Einen neuen Namen erhalten die Regionen Dillenburg und Herborn: Sie werden zum Evangelischen Dekanat an der Dill. Auch der Name Dekanat Rheingau–Taunus ist neu: Er bezeichnet die Fusion von Bad Schwalbach und Idstein. Gleich drei Kirchengebiete schließen sich mit Büdingen, Nidda und Schotten zum Dekanat Büdinger Land zusammen.
Die größeren Dekanate in der Fläche sollen durch stärkere Kooperationsmöglichkeiten regionale kirchliche Aufgaben wie die Organisation und Beratung der Kirchengemeinden künftig besser bewältigen können. Bis Mitte Februar sollen sich nun die entsprechenden neuen Dekanatssynoden konstituieren und ihre Leitungen neu wählen. In einer Übergangsphase haben die meisten neuen Flächendekanate zunächst provisorische Dienstsitze. Für das Dekanat Nassauer Land ist das mit Marienfels der Sitz des ehemaligen Dekanats St. Goarshausen. Bis zu den Neuwahlen am 12. Februar werden Dekan Mathias Moos und die dienstälteste Präses der bisherigen drei Dekanate, Anja Beeres, das Dekanat Nassauer Land leiten.
Die Karte zeigt die Größe des Gebietes; eingezeichnet sind die Sitze der Verbandsgemeinden und der Städte sowie einige Grenzorte, die dem Dekanat Nassauer Land angehören. Die Zahl der Kirchengemeinden könnte sich im Laufe des Jahres noch ändern, da es in manchen Gemeinden Überlegungen für eine Vereinigung mit Nachbargemeinden gibt.
Im Gebiet des Dekanats befinden sich etwa 150 kommunale Gebietskörperschaften, mit Orts- und Stadtteilen liegt die Zahl sogar über 160.
Die Gesamtzahl der Dekanate in der EKHN verringert sich mit der ersten Stufe der Neuordnung im Januar zunächst von 44 auf 36. Bis zum Jahr 2021 sollen es insgesamt 25 größere Regionen werden. Das erste Ja-Wort hatten sich 2014 bereits die städtischen Dekanate in Frankfurt gegeben. Dort schlossen sich gleich vier Gebiete zu einem großen Stadtdekanat zusammen.Nach einer mehrjährigen Vorbereitungsphase hatte die Kirchensynode der EKHN im November 2013 die neuen Dekanatszuschnitte beschlossen.
Nach einer intensiven und teilweise kontroversen Debatte rief der hessen-nassauische Kirchenpräsident, Dr. Volker Jung, damals dazu auf, „jetzt nicht in den Kategorien ‚Gewinner‘ und ‚Verlierer‘ zu denken“. Die Neuordnung eröffne „einen Zeitkorridor, der die Chance bietet, die Vereinigungsprozesse nach den Bedürfnissen der Regionen zu gestalten“. Er betonte, dass es sich dabei nicht um Sparmaßnahmen handele, sondern um Veränderungen, um die kirchliche Arbeit in der Region weiter gut bewältigen zu können.
Die neuen Dekanate ermöglichen nach Jung angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen „einen flexibleren Spielraum“ und mehr Möglichkeiten für engere regionale Kooperationen, um die Arbeit in den Gemeinden zu unterstützen. „In der EKHN verstehen wir Dekanate nicht als Verwaltungsräume, sondern als Gestaltungsräume kirchlichen Lebens“, so der Kirchenpräsident. Der Präses der EKHN-Synode, Dr. Ulrich Oelschläger, würdigte nach der damaligen Synodenentscheidung das große Engagement aller Beteiligten bei dem „Mammutprojekt Dekanats-Neuordnung“. Die Reform des Kirchengebiets sei ein „wichtiger Meilenstein auf dem Weg, unsere Kirche und unsere Arbeit für die Menschen zukunftssicher zu machen“, so Oelschläger.
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