Bad Emser Pfarrerin will mittendrin sein und Menschen Mut machen Drucken E-Mail

thumb_1a-lvda04-2018tuer_becrima-BAD EMS. (17. Mai 2018) Ihren Dienst als neue Gemeindepfarrerin von Bad Ems hat Lieve Van den Ameele bereits im Februar angetreten. Am kommenden Pfingstsonntag um 14 Uhr wird der stellvertretende Dekan des Dekanats Nassauer Land Christian Dolke die Theologin in der evangelischen Martinskirche offiziell in ihr Amt einführen.

Die 58-Jährige ist in Belgien in der Nähe von Mechelen geboren und aufgewachsen, hat an einem katholischen Gymnasium ihr Abitur gemacht. Zum Studium wanderte sie dann nach Deutschland aus, heiratete dort ihren Mann, der ebenfalls Pfarrer ist, zog zwei Kinder groß und hat mittlerweile schon zwei Enkel. Ihre belgische Herkunft prägt sie in ihrer protestantischen Haltung bis heute: „Wer in Belgien evangelisch ist, weiß, warum er das ist“, so ihre Erfahrung in dem stark vom Katholizismus geprägten Staat.

Von der Großmutter habe sie ein urprotestantisches Denken geerbt. „Ich wollte mir in der Schule schon kein X für ein U vormachen lassen“, erinnert sich Van den Ameele, die sich nicht damit abfinden wollte, dass Gott ein strafender sein soll. Luthers Gnadenthese lag ihr da näher. „Die Dinge hinterfragen, das war mein Ding.“ Dem folgte sie auch in ihrer Leidenschaft für den Journalismus; unter anderem arbeitete sie für einen evangelischen Pressedienst. Doch das neutrale Beobachten erfüllte sie nicht auf Dauer. „Ich möchte mittendrin sein bei den Menschen“, erklärt sie ihren Weg zum Pfarrberuf, den sie nach ihrem Studium in Augsburg und Frankfurt immer konsequenter einschlug.

Besonders prägend empfindet sie ihren zehnjährigen Dienst im Flüchtlingsbereich des Frankfurter Flughafens in den 1990-er Jahren sowie die Zeit, als sie in ihrer ehemaligen Heimat in Flandern als Jugend- und Integrationspastorin arbeite. Soziales Engagement und interreligiöser Dialog waren und sind ihr wichtig. Lang ist die Liste an Zusatzqualifikationen, die sich Van den Ameele aneignete. „Ich war eigentlich immer auf der Suche nach Lernmöglichkeiten.“ So absolvierte sie etwa ein neunmonatiges Praktikum bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau; nichts für die Ewigkeit, aber „es schadet nicht, Bilanzen lesen zu können“.

Für ihren Dienst in Bad Ems sieht sie vor allem zwei Qualifikationen von Vorteil an. Zum Einen ihre Ausbildung zur Gemeindeberaterin und zum Anderen eine Weiterbildung, die sie durch die amerikanische Partnerkirche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) kennen gelernt hat. Die Absolventen tragen die Bezeichnung Transitional Specialist oder auch Professional Transition Specialist (PTS). Dies bescheinigt der Bad Emser Pfarrerin ein Know-how, um Gemeinden in Übergangszeiten zu stabilisieren. Zuletzt war Van den Ameele fast neun Jahre Pfarrerin im Frankfurter Stadtteil Fechenheim zusammen mit ihrem Ehemann. „Es gibt immer mehr vakante Pfarrstellen“, erklärt die Theologin, „da braucht es besondere Stärkung und Begleitung.“

„Ich predige sehr gerne“, antwortet sie auf die Frage, was ihr im Gemeindedienst besonders gefällt. Aber auch neuen Gottesdienstformen ist sie zugetan sowie generationenübergreifenden Angeboten für Groß und Klein. Dabei freut sie sich besonders über die religionspädagogischen Impulse, die sie in der Kindertagesstätte geben kann und in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen. Gleich drei Kindertagesstätten gab es an ihrer vorherigen Wirkungsstätte. „Ich staune immer darüber, wie viel Weisheit in Kindern und Jugendlichen steckt.“ Umso wichtiger sei es, ihnen Chancen zu eröffnen, damit sie auch eine religiöse Sprachfähigkeit erlangen.In den ersten Wochen ihres Dienstes sei sie mit viel Freundlichkeit aufgenommen worden. „Die Menschen freuen sich, wenn frau ihnen Hoffnung vermittelt“, so ihre Wahrnehmung. Bernd-Christoph Matern

Der Gottesdienst zur Amtseinführung in der evangelischen Martinskirche (Marktstraße) beginnt am Sonntag, 20. Mai um 14 Uhr. Anschließend gibt es einen Empfang im Gemeindehaus.

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Lieve Van den Ameele möchte nicht nur die Kirchentüren der Martinskirche öffnen, sondern auch wissen, was die Menschen in der Kurstadt bewegt. Foto: Matern