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Begegnung von Frau zu Frau: Mutter und Tochter Drucken E-Mail

thumb_1a-dekfrauentag2010thumb_10-dekfrauentag2010aBOGEL. (18.Januar) „Mutter“ – so war der diesjährige Dekanatsfrauentag des evangelischen Dekanates St. Goarshausen in Bogel überschrieben. Mit Kindergemälden von der Mutter war eine Wand der Mehrzweckhalle geschmückt, in der Pfarrerin Annette Seifert die Frauen aus dem Dekanat begrüßte. „Was macht eine Frau zur Mutter? Wie vertragen sich Muttersein und Fraulichkeit? Was gebe ich den Kindern mit?“, mit diesen Fragen stimmte die Theologin aufs Thema ein.

In ihrer Andacht erinnerte Seifert an eine der berühmtesten Mütter, die Mutter Jesu, deren ungewollte Schwangerschaft, deren Ängste um den Sohn, ihr Loslassen und ihr Gottvertrauen. Der Sorge, auch als Mutter alles richtig machen zu wollen, damit die Kinder wie auf ihren Gemälden das Gefühl haben, die „beste Mutter der Welt“ zu haben, nahm die Pfarrerin ihre Dramatik. „Es gibt keine perfekte Mutter wie es überhaupt keinen perfekten Menschen gibt“, so Seifert. „Wir alle leben aus der Gnade Gottes, die uns Andere auch mit ihren Fehlern liebevoll annehmen lässt.“

thumb_1a-dekfrauen10hlpschAls Referentin des Nachmittags war kurzfristig Petra Hülpüsch eingesprungen. Die Diplom-Religionspädagogin beleuchtete für die 150 Frauen aus den Kirchengemeinden des Dekanates St. Goarshausen die Beziehungsebenen sowie die Beziehungsleiden und -freuden zwischen Müttern und Töchtern. Ein Verhältnis, das ein Leben lang prägt, das eine besondere Intensität und Qualität hat, das positive, aber auch negative Auswirkungen haben kann.

„Mein Leben soll wohl immer ein Echo Deines Lebens sein“, habe mal eine Tochter formuliert. „Für manche Mütter sollen die Töchter das verwirklichen, was sie selbst nie konnten“, sagt Hülpüsch. Tatsächlich täten manche Töchter heute das, was ihre Mütter noch nicht einmal zu denken gewagt hätten. „Frauen haben heute mehr Möglichkeiten, aber das heißt nicht, dass es für sie einfacher oder besser geworden ist“, so die Therapeutin. Ihre Überzeugung: „Im Umgang mit unseren Müttern müssen wir erwachsen werden.“

Den Weg zu finden, der Mutter von Frau zu Frau zu begegnen, die Mutter-Tochter-Hierarchie zu überwinden, sei nicht immer einfach. Und ob die Beziehung nun von offenen oder versteckten Schuldzuweisungen geprägt sei – mancher Tochter und Mutter gelinge erst am Totenbett die Versöhnung, wenn überhaupt. Es gelte in der Beziehung die rechte Balance zu finden zwischen Verbindung und Wachstum, wie sie jeder Mensch auch im Mutterleib erfahre. „Wer zu nah ist, verliert das eigene Wachstum, wer zu weit weg ist, verliert die Verbindung.“

thumb_1a-dekfrauen2010alleKeine Probleme habe, wer das Mütterliche von der Tochter auf das Enkelkind übertrage. Davon war ein ganzer Chor in die Mehrzweckhalle gekommen: Der Dekanatskinderchor machte mit seinen fröhlich vorgetragenen Liedern unter Leitung von Dekanatskantor Markus Ziegler den vorwiegend älteren Besucherinnen eine helle Freude. thumb_1a-dekfrauen10anspielZum Schmunzeln und Nachdenken zugleich regte ein Anspiel von Annette Seifert an, in dem neben der Pfarrerin auch Birgit Meuer und Luise Göttert mitspielten und das zeigte, wie sich das Rollenverständnis allmählich wandelt. Das Geschenk für die Tochter, eine „Kittelschürz“, kam bei der gar nicht so gut an, hat sie doch als Berufstätige kaum Zeit, sie anzuziehen, und die Hausarbeit teilt sie sich mit ihrem Mann.

Anders war das noch zwei Generationen zuvor, wie Luise Göttert mit einer Geschichte über „die Schürze der Großmutter“ unterstrich und damit immer wieder zustimmendes Kopfnicken aus den Besucherreihen erntete. Bei Kaffee und Kuchen durfte sich zwischendurch über die eigene Mutterrolle, -erlebnisse und Töchter ausgetauscht werden. Die Vorsitzende der Dekanatssynode, Anja Gemmer, dankte allen, die zum Gelingen des Nachmittags beigetragen hatten, bevor die Frauen die Heimreise in ihre Orte antraten. Bernd-Christoph Matern