Bei Kaffee und Kuchen über Frauenfeundschaften nachgedacht Drucken E-Mail

thumb_1a-ikw182509cafekon_becrima-DIEZ/RHEIN-LAHN. (5. Oktober 2018) Essen und Trinken halten nicht nur Leib und Seele zusammen, sie fördern auch die Gemeinschaft. Während der Interkulturellen Woche des Diezer Willkommenskreises mit seinen Kooperationspartnern gab es zwei Formate, die dieser Weisheit folgten, einmal auf dem Marktplatz und dann speziell für Frauen in der Diezer Stadtbibliothek.

Gleich an drei Tagen öffnete sich am Diezer Marktplatz das Café Kontakt, in und vor dem der Flüchtlingsrat mit Leckereien aus der internationalen Küche aufwartete. Im Innern des leer stehenden Geschäftes hingen nicht nur Trachten und Kleidungsstücke, die etwa in Afghanistan zu Feiern und Festen getragen werden. Dort gab es auch Fotos zu sehen von Zerstörungen, die der Bürgethumb_1a-ikw182509cafebruzel_becrima-rkrieg in den Städten Syriens angerichtet hat. „Die zerstörten Straßen und Gebäude sind nicht das Schlimmste, die Erinnerung an das Leid und den Tod von Familienangehörigen und thumb_1a-ikw182509cafemusik2_becrima-Freunden belastet mehr“, sagt Nader Alafasi, als er auf die Fotografien zeigt; eine Kollage wurde gar nicht aufgehängt, weil zu viele tote verletzte Menschen darauf zu erkennen sind.

Umso wichtiger ist ihm und dem Flüchtlingsrat der Austausch mit den Menschen, die auf dem Marktplatz vorbeikommen. Über den Genuss der Speisen und den Austausch von Rezepten findet sich schnell Gesprächsstoff, ebenso über die Musik, die in der Nähe des Interim-Cafés zu hören ist.

In der Diezer Stadtbibliothek öffnen sich zu gleicher Zeit die Türen zu einem Erzähl-Café, das nur für Frauen bestimmt ist. „Wir Frauen sind auch mal ganz gern unter uns“, sagt Nicole Krtsch-Held von der Fachstelle für Flüchtlinge und Migranten des Diakonischen Werks Rhein-Lahn, die zusammen mit Zarmina Ahmadi und Elisabeth Reichstätter zu dem Austausch unter den Kulturen eingeladen hat. Annie Vollmers von der Kulturenwerkstatt Limburg und Judith Gäde vom Familienzentrum am Hexenberg lockern mit Musik für die Begegnung auf, bevor die Frauen aus den unterschiedlichen Ländern zum Thema „Frauenfreundschaften“ ins Gespräch kommen.

thumb_1a-ikw182509fecinterview_becrima-„Die Frauen, die heute hier sind, kommen normalerweise nicht spontan zusammen“, erklärt Krtsch-Held zum Hintergrund. Umso wichtiger sei dieses Treffen. Sie würde sich ein ähnliches Forum außerhalb der alljährlichen Interkulturellen Woche wünschen, um die Begegnungen noch zu stärken. Einen kleinen Erfolg hat sie bereits ausgemacht: „Vergangenes Jahr haben wir noch einen Dolmetscher gebraucht; in diesem Jahr geht es ohne.“

Der Austausch selbst wird den Gästen leicht gemacht. In kleinen Gruppen wird ein Fragenkatalog durchgegangen, der herausarbeiten will, was eine gute Freundin ist und eine Freundschaft auszeichnet; und dabei zeichnen sich zwischen den Teilnehmerinnen aus den Flüchtlingsländern und denen aus Diez dann auch etliche Gemeinsamkeiten ab. Ein Anspiel junger Frauen hatte bereits die Solidarität unter Frauen angemahnt. Annie Vollmers, die es mit ihrer jungen Gruppe einstudiert hatte, meinte anschließend: „Vielfalt verbindet, das sehe ich auch so. Wichtig ist aber auch, dass Gemeinsames verbindet.“ Dazu leistete auch das Erzähl-Café einen entscheidenden Beitrag. Bernd-Christoph Matern

Einen Beitrag zur Eröffnung der interkulturellen Woche in Diez finden Sie hier

Zu den Fotos:
Auf dem Marktplatz und in der Stadtbibliothek von Diez wurde der Kontakt der Kulturen beim Kaffeetrinken und Essen gefördert. Fotos: Matern