Brigitte Menzel-Wortmann: Mit den Menschen Glauben gelebt Drucken E-Mail

thumb_1a-bmw-binmal_wegNASSAU/WINDEN/OBERNHOF. (29.September 2010) Nach 21 Jahren im Nassauer Land wird Dr. Brigitte Menzel-Wortmann als Gemeindepfarrerin am Sonntag, 3. Oktober in einem Festgottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Ihr Blick zurück ist von großer Dankbarkeit, „unendlich viel gelernt zu haben“, geprägt. „Die Fülle des Lebens erschließt sich in keinem anderen Beruf“, sagt die scheidende Theologin.

Dabei bezeichnet sie sich selbst in Sachen Glauben eher als „Spätzünderin“. Gerade ihre Obernhofer Zeit, mit der sie 1989 wieder in den Gemeindepfarrdienst einstieg, habe ihren eigenen Glauben gefestigt und ihr als Mensch ein festeres Herz und Gottvertrauen gegeben. „Auch als Theologin kann man im Glauben immer noch dazu lernen“, schmunzelt sie.

Der 1945 geborenen Berlinerin, die in Frankfurt Abitur machte, schwebte lange eine Universitätskariere vor, um ihren großen Leidenschaften Geschichte, Archäologie und Sprachen wissenschaftlich frönen zu können. „Je exotischer desto besser“, sagt sie. Schon im Alter von zehn Jahren kam sie in Düsseldorf erstmals mit Hebräisch in Berührung, einer ersten Annäherung an die Theologie. Mit 24 Jahren absolvierte sie ihr Studium der Theologie und Assyriologie, 1976 folgte die Promotion, ein Vikariat in Hofheim am Taunus sowie ein Spezialvikariat in Jerusalem. Anfang der 80-er Jahre ging es nach der Hochzeit mit ihrem Mann und der Geburt des Sohnes in Bethel nach Berlin, wo Dieter Wortmann das Büro des Wissenschaftssenators leitete.

Neue politische Mehrheitsverhältnisse in Berlin und das Ende der EKHN-Beurlaubung fügten sich zeitgleich, wodurch das Paar wieder gen Westen zog. Doch für Menzel-Wortmann war klar: „Ich wollte aufs Land.“ Und weil sie bereits im Vikariat mit einer Weinbauregion positive Erfahrungen machte („Da sind die Menschen lockerer“) – empfing sie der damalige Dekan Hermann Alves im Dezember 1989 „mit einem Blumentöpfchen“ an ihrer ersten Wirkungsstätte, dem Pfarramt „Nassau II“, in Obernhof. „Das waren zehn sehr intensive Jahre“, erinnert sich Menzel-Wortmann. Von ihrer  genauso langen Zeit als Pfarrerin der Kirchengemeinde Nassau, zu der auch Winden gehört, könnte sie ganze Bücher schreiben.

In lebhafter Erinnerung geblieben sind ihr die Weggottesdienste für Kinder und Erwachsene, erfolgreiche Spendenaktionen für Orgel und Glocke, der von Pater Nick initiierte vielseitige ökumenische Austausch mit den katholischen Christen in Winden und dem Nassauer Land sowie das Engagement der Kirchengemeinde im Nassauer Aussiedlerheim und die damit verbundene praktische Unterstützung der dort wohnenden Menschen. „Zu Muslimen hätte ich mich damals nicht getraut, Kontakt zu knüpfen.“ Doch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 war es die türkisch-islamische Gemeinde, die auf die Pfarrerin zukam und mit der die Nassauer Christen heute eine fruchtbare und vertrauensvolle Zusammenarbeit pflegen, die weit über die Stadtgrenzen als beispielhaft gilt.

„Ich wollte mit den Menschen zusammen den Glauben leben und für sie da sein“, sagt Menzel-Wortmann; die persönliche Begegnung sei ihr das Wichtigste gewesen, und das Kennenlernen in der ländlichen Region leicht gefallen. Nebenbei waren ihr die Nassauer Erfahrungen immer wieder Anregung für ihre Rundfunkandachten. Jetzt freut sie sich, im Ruhestand in Mainz wieder mehr Zeit fürs Sprachenstudium zu haben, ihr arabisch zu vertiefen und die türkische Grammatik. Und sie ist froh, „endlich wieder mal unter der Kanzel zu sitzen und darüber zu reden, was der Pfarrer gesagt hat“. Bernd-Christoph Matern

Zur Verabschiedung von Pfarrerin Dr. Brigitte Menzel-Wortmann veranstaltet die evangelische Kirchengemeinde Nassau mit Winden am Samstag, 2. Oktober, 16.30 Uhr ein Benefiz-Konzert mit dem Shamrock-Duo in der Johanniskirche und am Sonntag, 3. Oktober um 10 Uhr einen Festgottesdienst mit Abendmahl.

thumb_1a-bmwauszugIn 21 Jahren ist einiges an Büchern in der Nassauer Wohnung von Brigitte Menzel-Wortmann zusammengekommen, die sie jetzt mit ihrem Mann Dieter Wortmann, ehemaliger Beigeordneten der Stadt Nassau, für den Umzug nach Mainz verpackt. Fotos: Bernd-Christoph Matern