Buchmesse 2017: Suche nach verbindenden statt spaltenden Worten Drucken E-Mail

thumb_1a-bm17andrang_co-becrima-thumb_1a-bm17groh_co-becrima-FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (17. Oktober 2017) Die Frankfurter Buchmesse ist zu Ende. 7300 Aussteller aus 102 Ländern präsentierten unter anderem rund 400.000 neue Bücher. Sowohl in gebundenen wie elektronischen Ausgaben nehmen viele Autoren die wachsende Radikalisierung in Politik und Gesellschaft im Zeitalter von Fake News und Hasskommentaren in digitalen Netzwerken in den Focus. Praktischen Anschauungsunterricht dafür lieferte eine laustarke und teilweise handgreifliche Auseinandersetzung am Stand der Neuen Rechten. Gesitteter ging es dagegen in allen anderen der 4000 Veranstaltungen zu.

Beispiele: Die Grünen-Politikerin Renate Künast prangert in ihrem Buch „Hass ist keine Meinung“ eine Verrohung der Umgangsformen an. Auf Hass-Posts, die sie in sozialen Netzwerken ertragen musste, ging sie unkonventionell vor, machte die Absender ausfindig und klingelte an derthumb_1a-bm17kuenast_co-becrima-en Haustüren, um sie zur Rede zu stellen. Mancher habe geläutert, andere sogar angenehm überrascht reagiert. Vielen Hass-Postern seien die Folgen nicht bewusst, die die anonyme digitale Verrohung nach sich zieht: ein Klima von gesteuerter Provokation und Hass, hinter dem das politische Ziel steckt, die Demokratie abzuschaffen. 

In Interviews warnte sie davor, sich von gezielten rechten Provokationen die Themen und Sprache diktieren zu lassen. So habe sie am Kanzler-Kandidaten-Duell im Fernsehen am meisten geärgert, dass Dreiviertel der Sendezeit über die Flüchtlingssituation gesprochthumb_1a-bm17fakenews_co-katama-en wurde anstatt über Themen, die viel wichtiger seien für die Menschen wie etwa soziale Gerechtigkeit, Tarifverträge in Pflegeberufen, und vor allem das Thema Bildung. 

Ortswechsel: Im LitCam-Kulturstadion diskutiert Stefany Krath, Geschäftsführerin von die-journalisten.de über Fake News und Meinungsfreiheit. Mit dabei Stephan Russ-Mohl, Autor des Buches „Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde“. „Ich finde es schon falsch, von Fake News sprechen“, sagte Volker Siefert, Redakteur des Hessischen Rundfunks, das klinge sehr harmlos, „es sind Falschmeldungen“. Wichtiger denn je sei das Buch als Informationsgut mit hoher Qualität, meinte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: „Despoten fürchten nichts mehr als das freie Wort.“  thumb_1a-bm17krokomemokirche_co-becrima-

thumb_1a-bm17chrismon1_co-becrima-Bei einem Besuch der Buchmesse und am Stand des Chrismon-Verlages warnte auch Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Medienbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, vor der digitalen Verrohung im Internet, die aufs reale Zusammenleben überschlage. Die Medien müssten methumb_1a-bm17psalmol_co-becrima-hr denn je eine Orientierung im digitalen Dschungel liefern. Verantwortung für den richtigen Umgangston trage aber ebenso jeder Einzelne, der in den neuen Medien unterwegs sei. Mehr über den Besuch von Volker Jung finden Sie hier

„Wir liberal-demokratisch gesinnten Büchermenschen müssen in Zeiten, in denen giftige Narrative Hochkonjunktur haben und die Verbreitung von Angst und Hass wieder thumb_1a-bm17presse_co-becrima-gesellschaftsfähig wird, mit attraktiveren Gegenentwürfen antworten,“ sagte Juergen Boos, thumb_1a-bm17roboter_co-becrima-Direktor der Frankfurter Buchmesse während der Eröffnungspressekonferenz zur Buchmesse. Als Seismografen aktueller und denkbarer Entwicklungen würden Autoren gebraucht, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt, als sie zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron die Messe eröffnete. „Wir brauchen sie als Ideengeber und auch als Brückenbauer in einer Welt, in der wir sehen, dass das Wohl einzelner Länder immer stärker voneinander abhängt, aber in der wir auch sehen, dass teilweise Menschen sich immer weiter in ihrem eigenen Land und ihrer eigenen Welt verkriechen“, so Merkel. thumb_1a-bm17vielfalt_co-becrima-Literatur sei für sie eine Mittlerin politischer thumb_1a-bm17kalender_co-becrima-Botschaften und gesellschaftlicher Werte. „In der Literatur spiegelt sich gleichsam die Seele unserer freiheitlich verfassten Gesellschaft wider, in der die Freiheit des Geistes und der Meinungsäußerung einhergeht mit politischer Freiheit.“

Verbindende statt spaltende Worte mag mancher Messebesucher auch in der Bibel finden, die nach wie vor als erfolgreichster Buch aller Zeiten gilt. Sie gab es in Frankfurt ebenfalls wieder in einigen Neuauflagen, für Erwachsene wie für Kinder. Und auch andere christliche Literatur füllte die Regale der Verlage und weckte Neugier und Interesse des thumb_1a-bm17kidsbibel_co-katama-Publikums. Bücher, Dokumentationen, Spiele, Kalender und Postkarten werden demnächst auch im heimischen Buchhandel wieder zu finden sein. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Politischer denn je zeigte sich die Frankfurter Buchmesse. Dabei wurde in Neuveröffentlichungen und Diskussionen auch eine zunehmende Radikalisierung der Gesellschaft aufgegriffen, die nicht zuletzt der Anonymität sozialer Netzwerke und deren bewusster Manipulation geschuldet ist. Fotos: Matern