Buß- und Bettag 2016 Drucken E-Mail

thumb_1naechstenliebe_co-becrima-Gerechtigkeit erhöht ein Volk;
aber die Sünde ist der Leute Verderben.

Sprüche 14, Vers 34

RHEIN-LAHN. (16. November 2016) Heute ist Buß- und Bettag. Fleißige Kirchgänger wissen das. Aber vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dürfte dieser Tag kaum noch wie ein besonderer Gedenktag vorkommen. Seit 1994 ist der evangelische Feiertag mit Ausnahme des Bundeslandes Sachsen nämlich nicht mehr arbeitsfrei. Ausgerechnet eine christliche Mehrheit opferte Buße und Beten damals der Finanzierung der Pflegeversicherung.

Anspruch auf einen freien Tag haben Arbeitnehmer zwar noch im Rhein-Lahn-Kreis; allerdings muss der unbezahlt bleiben.

Wundern muss es nicht, dass die moderne Gesellschaft das Büßen allmählich verlernt. Anstatt sich in Streitfällen mit dem Gegenüber oder gar dem eigenen (vielleicht auch Fehl-)Verhalten auseinanderzusetzen, überlässt der Rechtsschutz-Versicherungszahler die Auseinandersetzung mit Fehlern lieber dem Lieblings-Anwalt. Gnade vor Recht. Ein geflügeltes Wort und eine Grundlage christlichen Glaubens, die sich womöglich bald aus dem Sprachgebrauch und dem Umgang unter Menschen verabschiedet.

Wer genauer in die Gesellschaft schaut, stellt fest, dass immer mehr Menschen ohnehin überhaupt keinen Grund darin sehen, Buße zu tun. Abgesehen von der antiquierten Begrifflichkeit lassen sich mit Demut und der Frage, ob und wo man vielleicht einen Fehler gemacht haben könnte, kaum noch große Massen hinter dem Ofen hervorlocken. Über Buße nachzudenken und gar noch irgendjemand um Verzeihung (geschweige denn einen Gott um Gnade) zu bitten, ist in einer Zeit, in der immer mehr Selbstgerechtigkeit um sich greift, absolut out. Insofern haben die Politiker nur finanziell ausgenutzt, worüber die Bevölkerung – evangelische Christen wie Atheisten gleichermaßen – längst mit den Füßen abgestimmt hatten.

Wer sich mit dem Büßen schwer tut, könnte es vielleicht einmal umgekehrt mit dem Danken versuchen und sich die Frage stellen, womit wir alles Gute, das uns widerfährt, eigentlich verdient haben. Vielleicht wäre das ja eine gute Grundlage, sich dafür einzusetzen, dass auch andere Menschen in der Nachbarschaft, in Deutschland und auf der Welt Gutes und Gerechtigkeit erfahren. Altmodisch ausgedrückt findet sich in diesem Sinne in der Bibel ein Gedanke zu Buß- und Bettag und zwar im Römerbrief des Paulus:

Denn nun ihr frei geworden seid von der Sünde,
seid ihr Knechte der Gerechtigkeit geworden.

Römer 6, Vers 18

Einen Effekt hatte es übrigens, die gesetzlich verordnete Arbeitspause für einen Tag zu streichen: Die Zahl an evangelischen Angeboten, die an den Feiertag erinnern, ist seit 1994 wieder deutlich gestiegen. Anregungen dazu gibt der Veranstaltungskalender dieser Website. Angebote finden Sie hier und hier . Bernd-Christoph Matern