Café Kontakt in Diez steht noch bis Freitag mit Ausstellung offen Drucken E-Mail

thumb_1a-ikw260917schild_becrima-DIEZ/RHEIN-LAHN. (27. September 2017) Der Diezer Willkommenskreis veranstaltet in Kooperation mit dem Diakonischen Werk Rhein-Lahn und der Arbeiterwohlfahrt Rheinland eine interkulturelle Woche in der Grafenstadt. Am Montag wurde sie mit einem Gottesdienst und Workshop eröffnet. Gestern öffnete sich in der Rosenstraße ein Café der etwas anderen Art, das bis zum Freitag neue und alteingesessene Diezer in Kontakt bringen soll. Auf dem Programm stehen bis Freitagabend noch andere Aktionen.

thumb_1a-ikw260917aussen_becrima-Ein Café ganz ungewohnter Art öffnete gestern Mittag in der Rosenstraße 7 seine Pforten: das „Café Kontakt“. Bis Freitag warten in den eigens für die Woche zur Verfügung gestellten Räumen jeweils von 15 bis 17 Uhr Mitglieder des Diezer Flüchtlingsrates, um mit anderen Menschen aus Diez ins Gespräch zu kommen. „Wir hoffen, dass Passanten und mancher Diezer einmal bei uns reinschaut“, sagte Nader Alatassi vom Flüchtlingsrat.

Neben Kaffee, Tee, Kuchen und anderen kleinen Happen erwartet die Besucher dort Wissenswertes zum Willkommenskreis und zum Kirchenasyl sowie eine Ausstellung von Pro Asyl. Sie möchte mit aktuellen Daten, Fakten und Gedanken eine andere Sichtweise auf die derzeitige Fluchtsituation fördern. Unter anderem zeigt sie auf einer Schautafel, welche falschen Vorurteile und Fehlinformationen hinter Gedanken stehen, die mit dem oft gehörten Halbsatz „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber...“ beginnen. Außerdem gibt es dort Kleider zu sehen, die von der Schneiderin Nuria Fidas aus Afghanistan angefertigt wurde. Sie trifft sich auch mit Gleichgesinnten dienstags in einem Nähkurs, den der Willkommenskreis in seinen Räumen im Wilhelm-von-Nassau-Park anbietet.

thumb_1a-ikw260917beginn_becrima-Christiane Beule vom Diezer Willkommenskreis erhofft sich von dem nur wenige Tage geöffneten Café noch andere Erkenntnisse. „Ich finde es toll, dass sich die neuen Diezer – ich möchte sie nicht Flüchtlinge nennen – auf diese Weise vorstellen, den Kontakt zu den Bürgern suchen und sich in das Stadtleben einbringen möchten“, sagte sie zur Eröffnung. Die Leute seien sehr engagiert. Außerdem fördere die Organisation des Cafés den Kontakt der Menschen und Familien unter den verschiedenen Herkunftsländern. Schließlich gebe die Organisation und Durchführung solch interkultureller Angebote auch einen Hinweis darauf, inwieweit es möglich sein wird, eine feste Begegnungsstätte, etwa in Form eines Mehrgenerationenhauses, zu verwirklichen. Das war eine der Visionen, die bei einer Zukunftswerkstatt des Kreises erarbeitet worden waren.

Musikalisch vielseitig war die interkulturelle Woche am Montag nach der offiziellen Eröffnung mit einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Herz-Jesu-Kirche gestartet. Neben Pastoralreferentin Birgit Losacker und dem stellvertretenden Dekan und Gemeindepfarrer der Jakobusgemeinde Christian Dolke wirkten viele Helferinnen und Helfer in dem Gottesdienst mit und sorgten für eine ebenso lebendige wie nachdenkliche Feier. Deutsche, englische und thumb_1a-ikw260917armband_becrima-arabische Lieder wurden unter anderem angestimmt. Mit Armbändern, die sich die Teilnehmenden untereinander an den Arm banden, brachten sie auch das Motto der Woche „Kulturelle Vielfalt verbindet“ symbolisch zum Ausdruck. Zur Eröffnung der Woche hatte der Diezer Stadtbeigeordnete Alois Diebold an Zeiten erinnert, als es zwischen evangelischen und katholischen Schülern noch viel Streit gab. Er hoffe, dass das Miteinander zwischen Deutschen und Flüchtlingen einmal ebenso selbstverständlich funktioniert wie das heute zwischen den Konfessionen der Fall sei.

Der anschließende Abend im katholischen Gemeindehaus am Montag stand unter dem Motto „Perspektiven schaffen – fair statt Flucht“. Dabei wurde aufgezeigt, wie Industrienationen die Fluchtursachen in Afrika vorantreiben, anstatt sie zu beheben. Konkret ging es um die katastrophalen Bedingungen, unter denen im Kongo „Seltene Erden“ gefördert werden, ohne die (fast) kein Smartphone funktionieren kann. Ein Film dokumentierte, wie Kinder in den Mienen auf unmenschliche Art und Weise arbeiten, um die Metalle abzubauen. Hingewiesen wurde aber auch auf Firmen, die eine neue Generation von Handys entwickelt hat, die ohne diese seltenen Erden auskommen.

Gestern Mittag kamen in einem Erzählcafé für Frauen in der Diezer Bücherei außerdem weibliche Flüchtlinge unter dem Motto „Das Leben und ich“ zu Wort. Die Wortwerkstatt Limburg hatte zu dem Gespräch und den Interviews eingeladen.

Neben der Ausstellung im Café Kontakt in der Rosenstraße bietet die Woche noch folgende Programmpunkte:

Am heutigen Mittwoch um 17.30 Uhr und 19.30 Uhr wird mit Filmen im Gemeindesaal der evangelischen Stiftskirchengemeinde Diez das Thema aufgegriffen.

Um Chancen und Möglichkeiten der Ausbildung und Arbeitsmarktintegration für geflüchtete Menschen geht es am Donnerstag, 28. September ab 17 Uhr im Gemeindesaal der Stiftskirche Diez.

Die Woche endet am Freitag, 29. September ab 17 Uhr mit einem internationalen musikalischen Ausklang im Gemeindesaal der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde. „Kulturelle Vielfalt verbindet“ ist das Motto des Abends, den Hanne Kah und Band mitgestalten wird. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Kontakte, Gespräche, Informationen und kulturelle Vielfalt bietet die interkulturelle Woche in Diez. Fotos: Bernd-Christoph Matern