Christen von Rhein und Lahn diskutieren und feiern in München Drucken E-Mail

thumb_1a-kt10koehler0thumb_1a-kt10besucher1MÜNCHEN/RHEIN-LAHN. (13. Mai 2010) In München ist gestern Abend mit einem zentralen Gottesdienstes auf der Theresienwiese der zweite ökumenische Kirchentag eröffnet worden. Rund 300.000 Menschen füllten anschließend die Innenstadt, um während eines bayrisch geprägten Abends der Begegnung ein fröhliches Fest miteinander zu feiern. Auch rund 150 evangelische und katholische Christen aus dem Rhein-Lahn-Kreis befinden sich bis zum Sonntag in der bayrischen Landeshauptstadt, um eine Reihe der rund 3000 Veranstaltungen zu besuchen.

Eines der Themen waren dabei die in den vergangenen Monaten bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in der thumb_1a-kt10missbrauchkatholischen, aber auch der evangelischen Kirche. Viele Menschen hätten der Kirche den Rücken gekehrt, würden sie anklagen oder verspotten, sagte Bundespräsident Horst Köhler. Keiner könne die Untaten ungeschehen machen, „aber Aufklärung und die Zuwendung zu den Opfern sind das Gebot der Stunde“, so der Bundespräsident. Es brauche den Willen zu Selbsterforschung und Umkehr. „Christen bekennen Schuld und bitten um Gottes Gnade. Das ist heute wichtiger denn je“, sagte Köhler. Es brauche der Glaubwürdigkeit, damit die Botschaft des Glaubens wieder Gehör findet.

Er sei aber auch gekommen, um daran zu erinnern, wie viel Gutes durch Kirche getan werde, erklärte Köhler und thumb_1a-kt10posaunennannte als Beispiel unter anderem die weltweite Ökumene, Hilfsaktionen wie Adveniat, Brot für die Welt und Misserior, die ein Zeichen der Großherzigkeit von Christen seien sowie die so wichtige Seelsorge vor Ort, soziales Handeln in diakonischen Einrichtungen, Bildung und die vielen ehrenamtlichen Menschen, die im kirchlichen Bereich tätig seien . „Das hat Dank und Anerkennung verdient, und darum bin ich hier.“

Der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer begrüßte alle Bundesländer einzeln, was auf der Theresienwiese immer wieder unterschiedlich stark Beifall aufbranden ließ. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude sprach die Hoffnung aus, dass auch in der Kirche die von Gott gegebene Sexualität künftig mit Liebe und Lust verbunden ist und nicht mehr mit Macht und Missbrauch.

Zuvor hatte der zentrale Eröffnungsgottesdienst in vielen eindrucksvollen Bildern das Thema des ökumenischen Kirchentages aufgegriffen „Damit ihr Hoffnung habt“. „Ich hoffe, dass auch in Zeiten der Krisen die Kirche die Kraft hat, Menschen nah zu sein“, sagte der Erzbischof Dr. Reinhard Marx in seiner Dialogpredigt mit dem evangelischen Landesbischof Dr. Johannes Friedrich. Ein eindrucksvoller Gesang, begleitet von Trompetenklang und Musikern auf der Bühne prägten die einzigartige Atmosphäre des Eröffnungsgottesdienstes.

thumb_1a-kt10umzug-stachusthumb_1a-kt10ringumzugGanz im Zeichen des bayrischen Treffpunktes stand der Abend der Begegnung, der nach Polizeiangaben von mehr als 300.000 Menschen besucht wurde. Angeführt von bayrischen Blaskapellen zogen die Massen anschießend aus allen Richtungen in die Innenstadt. Auf 14 Großbühnen traten Musikgruppen aus den sieben Regierungsbezirken Bayerns auf. An 195 Ständen gab es kulinarische Spezialitäten. Und auch wenn sich der Himmel über München eher Grau in Grau statt Weiß-Blau zeigte, tat das der Stimmung keinen Abbruch, denn es blieb trocken. Die Menschen nutzten bis spät in die Nacht die Möglichkeit, im Freien zu sitzen und miteinander ins Gespräch zu kommen, um bei den vielfältigen Programmpunkten zuzuhören und mitzumachen oder in einer der vielen offenen Kirchen etwas Andacht zu genießen.

thumb_1a-kt120510gipfelstuermerIn der Fußgängerzone warteten beispeielsweise die „Bayerischen Berge“ auf neugierige Gipfelstürmer. Die Besucher konnten drei sechs Meter hohe Gerüste auf- und absteigen, die mit Alpenpanoramen umspannt waren. Beim Abstieg von der stählernen Zugspitze etwa stand die Pfadfinderin Alexandra Bahr und drückte den Menschen einen Stempel auf thumb_1a-kt10nachtb3konzertthumb_1a-kt10abenddbodeonsihren Kirchentagsplan. Die aus Osnabrück kommende junge Frau war bereits um vier Uhr morgens mit ihrer Gruppe nach München gefahren, um ihren Dienst anzutreten, der bis 23 Uhr dauert. „Die Berge stehen für die Herausforderungen im Leben. Und der Karabiner steht für den Glauben, der Halt und Sicherheit gibt“, so die Pfadfinderin.

Mit einem Lichtermeer von rund 180.000 Kerzen und dem Klang von 600 Posaunenbläsern auf unterschiedlichen Bühnen und einem Abendsegen klang der erste Tag des ökumenischen Treffens stimmungsvoll aus. Bernd-Christoph Matern