Dankbare Gesichter erfüllen Dienst in Diakoniestation Loreley-Nastätten Drucken E-Mail

thumb_1a-ds1116nebel_becrima-NASTÄTTEN/LORELEY. (6. Januar 2017) Neblig ist es an diesem frühen Morgen, als Angelika Fischer ihren Dienstwagen von Nastätten Richtung Niederwallmenach lenkt. Seit 33 Jahren arbeitet die Krankenschwester bereits für die Diakoniestation Loreley-Nastätten. Damals hatte die Sozialstation noch ihren Sitz in St. Goarshausen. Das Vertrauen zu den Menschen in der Region ist geblieben und der erfahrenen Kraft besonders wichtig, die mittlerweile schon Pflegebedürftige der zweiten Generation versorgt.  

thumb_1a-ds11-2016team_becrima-Es ist 6.45 Uhr, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Sitz der Diakoniestation in der Nastättener Borngasse 14a zur Frühschicht ihren Dienst mit einer Übergabe beginnen. Pflegedienstleiterin Sonja Schmidt spricht an, was an diesem Tag besonders zu beachten ist. 15 Minuten später starten zehn Fahrzeuge zu den etwa 230 Patienten in der Verbandsgemeinde Nastätten und Teilen der Verbandsgemeinde Loreley, für die die Station einen Versorgungsauftrag hat, dem sie außerdem mit einem Spätdienst auf vier Toren sowie einem Wochenend-Dienst mit sechs Touren nachkommt.

thumb_1a-ds1116tourstart_becrima-Angelika Fischer hat die F3-Tour; steuert wie jeden Tag an diesem Vormittag 15 Haushalte zwischen Bornich und Kaub an. Hier gibt sie einem Patienten die allmorgendlichen Medikamente, dort verabreicht sie Insulin, andernorts misst sie den Blutzucker oder hilft beim Anziehen der Strümpfe, wechselt den Urin-Katheder, wäscht oder duscht ihre Patienten. Frauen und Männer zählen dazu in einem Alter ab 60 Jahren aufwärts. Wenige betreut Fischer erst seit kurzer Zeit, weil sie etwa nach einem Krankenhausaufenthalt noch auf Pflege angewiesen sind, für die meisten ist sie ein vertrautes Gesicht, das seit Jahren tagtäglich reinschaut, eine Schwester, die neben praktischer Helferin auch Gesprächspartnerin ist.

„Früher haben wir das mal in Schulhefte reingeschrieben“, erinnert sich die erfahrene Kraft, als sie an einem kleinen digitalen Gerät Daten eintippt. Die Dokumentation ist thumb_1a-ds1116computer_becrima-wichtig für die Kostenträger, nicht für die Patienten. „Ich freue mich auf jeden Morgen, wenn Schwester Angelika zur Tür reinkommt“, lobt ein 91-jähriger Patient mit strahlender Miene, bevor er von der Schwester eine Spritze verabreicht bekommt. Ein anderer erzählt ihr glücklich, dass er vergangene Nacht durchgeschlafen habe. Und in wieder einem anderen Wohnzimmer bekommt sie etwas Vorfreude ab, weil sich die Kinder zum Besuch angesagt haben. Der kleine Plausch ist gerade für alleinstehende Pflegebedürftige, deren Angehörige weit weg wohnen, besonders wichtig, weiß Fischer, auch wenn das in den Verbandsgemeinden Nastätten und Loreley eher die Ausnahme ist.

Und wenn das Gespräch die minutengenau getakteten Zeiten des Gesetzgebers mal überschreitet, gibt es von Seiten der evangelischen Kirche immer noch einen Ausgleichstopf, aus dem solche „diakonischen Zeiten“ teilweise erstattet werden. thumb_1a-ds1116struempfe_becrima-Nicht nur die Patienten selbst schätzen es, dass in ihren eigenen vier Wänden nicht immer andere Pflegepersonen auftauchen. „Die Frau ist einfach mit vollem Herzen dabei“, erzählt eine Angehörige, die die Diakoniestation nicht missen möchte. Gerade wer berufstätig ist, wisse den Dienst zu schätzen. „Das ist eine große Erleichterung im Alltag“, sagt eine Tochter, deren Schwiegermutter bereits vor 15 Jahren von der Station über mehrere Jahre gepflegt wurde. „Da war es keine Frage für uns, auch jetzt wieder in Nastätten nach Unterstützung zu fragen.“

thumb_1a-ds1116gerngesehener_becrima-Auch Fischer selbst ist der vertrauensvolle Umgang wichtig: „Ich bin froh, dass ich meinen festen Bezirk habe; da weiß man auch um die Beziehungen, kann sich mit Angehörigen austauschen und absprechen und kennt die Ärzte.“ Im Nachhinein ist die vor 40 Jahren aus dem Ruhrgebiet an den Rhein gezogene Fachkraft froh, dass aus dem Jugendwunsch, Säuglingsschwester zu werden, nichts wurde. „Nirgends sonst bekommen sie die Dankbarkeit, einem Menschen geholfen zu haben, so direkt zu spüren und zu sehen, wenn sie in die Gesichter schauen, wie in meinem Beruf“, macht sie diesem eine Liebeserklärung.

Fischer trat ihren Dienst an, als die damalige „Sozialstation im Dekanat St. Goarshausen“ ihren Sitz noch in der Loreleystadt hatte. Vor genau 40 Jahren wurde deren Satzung verabschiedet, zwei Jahre später mit sieben Gemeindeschwestern gestartet. Heute arbeiten in der Diakoniestation in Nastätten fast 30 examinierte Pflegefachkräfte, ständige Weiterbildungen wie etwa zu Wundexperten oder Palliativfachkräften gehören zur Selbstverständlichkeit, wie die Leiterin der Diakoniestation Sonja Schmidt erzählt. Ergänzt wird das pflegerische Team von 14 Mitarbeiterinnen in der Betreuung und Hauswirtschaft.

Besonders stolz ist Schmidt auf die langjährige Bindung des Teams an die Station wie im Fall von Schwester Angelika. „Viele unserer Schwestern und Pfleger sind hier im Blauen Ländchen geboren und fest mit der Region verwurzelt. Das ist uns, den Patienten und ihren Angehörigen sehr wichtig.“

Es ist gegen 13 Uhr, als sich Angelika Fischer von ihrem letzten Patientenbesuch an diesem Tag verabschiedet und zufrieden den Heimweg ansteuert. Der Nebel hat sich längst verzogen und der Sonne über dem Rheintal Platz gemacht. Bernd-Christoph Matern

Infos zur Diakoniestation im Internet unter www.diakoniestation-loreley-nastaetten.de.

Zu den Fotos:
Es ist noch dunkel, als Angelika Fischer ihre Tour startet. Mit einer Übergabe in der Station beginnt der Dienst für sie um 6.45 Uhr in Nastätten. Digitale Technik sorgt für die Dokumentation ihres Dienstes. Auch wenn sie keinen Kaffee mittrinkt: Die Krankenschwester ist ein gern gesehener Gast zur Frühstückszeit. Fotos: Bernd-Christoph Matern