Dekanat Nassau verabschiedet Resolution gegen Bahnlärm Drucken E-Mail

thumb_1rhein-kaubRHEIN-LAHN. (3. Mai 2012) Das evangelische Dekanat Nassau hat sich einer Resolution angeschlossen, mit der die Bürgerinitiative gegen Umweltschäden im Mittelrheintal eine Eindämmung des Bahnlärms in dem UNSECO-Welterbe erreichen will.

Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Kirche Rhein-Lahn erläuterte den Synodalen Hintergrund und Anliegen der Resolution, der sich bereits die Rhein-Dekanate Bad Schwalbach und St. Goarshausen angeschlossen hatten. Metzmacher erläuterte die körperlichen Folgen für die Menschen, die dauerhaft dem Lärmpegel ausgesetzt sind.

Insbesondere sei die durch das hohe Güterverkehrsaufkommen steigende Lärmbelästigung mitverantwortlich für den wachsenden Rückgang der Einwohnerzahl in den Orten am Mittelrhein. Allein in der Stadt Kaub sank die Einwohnerzahl in den vergangenen vier Jahrzehnten um die Hälfte, nannte Metzmacher ein Beispiel. Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen schloss sich die Synode der Resolution an.

Hier die Resolution im Wortlaut:

Gemeinsame Resolution

Bahnlärm und -erschütterungen im Rheintal reduzieren!

Mehr als 500 Züge - Tendenz steigend - fahren jeden Tag durch das enge Rheintal. Die vor 150 Jahren gebauten rechts- und linksrheinischen zweigleisigen Bahntrassen führen mitten durch die Ortschaften. Oft beträgt der Abstand zu den Häusern nicht einmal 10 Meter. Güterzüge erzeugen dabei deutlich spürbare Erschütterungen und einen Lärmpegel von bis zu 110 Dezibel, das entspricht der Lautstärke eines Presslufthammers.

Die verwendeten Waggons sind bis zu 40 Jahre alt und meist seitdem nicht mehr modernisiert worden. Betrachtet man die Schallentwicklung und -überlagerungen durch die links- und rechtsrheinische Strecke wird dadurch ein unzumutbarer Dauerlärmpegel erreicht. Die Lärmproblematik im Rheintal hat mittlerweile die Dimension der viel diskutierten Lärmsituation am Flughafen Frankfurt/Main deutlich überschritten. Trotzdem soll die Strecke mit moderner Elektronik so ausgebaut werden, dass bis 2017 die Abstände der Züge auf vier Minuten gesenkt wird - rund um die Uhr. Ferner ist geplant, die Länge der Züge zu erweitern.

Hintergrund der Ausweitung des Güterverkehrs im Rheintal ist der Ausbau der transnationalen Güterzugstrecke zwischen den Seehäfen Genua, Rotterdam und Antwerpen. Eine große Rolle spielt dabei der sich im Bau befindliche Gotthard-Basistunnel in der Schweiz. Statt den viertägigen Seeweg rund um Spanien zu nehmen, werden die Seeschiffe zukünftig im jeweiligen Hafen ausgeladen und die Güter per Bahn auf die Reise geschickt. Zum entsprechenden Ausbau der jeweiligen Streckenabschnitte haben sich die Schweiz, die Bundesrepublik Deutschland sowie die Niederlande verpflichtet.

Für Deutschland heißt dies, dass fast der gesamte Nord-Süd-Bahnverkehr durch das enge Nadelöhr Rheintal geleitet wird. Betroffen sind unter anderem das Rhein-Main-Gebiet, der Rheingau und das Mittelrheintal. Die Folgen für das Tal, das im Abschnitt des oberen Mittelrheintals aufgrund seiner Einmaligkeit und Anmut „UNESCO-Welterbe“ ist, sind dramatisch:
• Bereits heute schädigen der Lärm und die Erschütterungen massiv das Wohlbefinden und die Gesundheit der Anwohner. Von Schlafstörungen, Bluthochdruck bis hin zu Herzrasen reciht die Palette der Erkrankungen, die unter anderem in zahlreichen medizinischen Studien mit Lärm in Verbindung gebracht werden.
• Der für das Tal existentiell wichtige Tourismus ist seit Jahren rückläufig. Viele Touristen aus dem in- und Ausland, die die Gegend wegen ihrer Einmaligkeit besuchen, kommen kein zweites Mal, Reiseveranstalter meiden das Rheintal zunehmend. Und das, obwohl man das Prädikat „UNESCO-Welterbe“ trägt.
• Immobilien verlieren rasant an Wert bzw. sind bereits unverkäuflich.

Kurzum: Das Rheintal als eine der schönsten Regionen Deutschlands blutet systematisch aus.

Dieser Entwicklung ist umgehend Einhalt zu gebieten. Um die Akzeptanz des ökologisch bedeutsamen Verkehrsträgers Schiene nicht weiter zu gefährden, muss die weitere Entwicklung des Schienenverkehrs umwelt- und anwohnerfreundlich geschehen. Ziel der Bürgerinitiative ist es, mit ihren Forderungen bei den verantwortlichen Stellen der Deutschen Bahn AG sowie der Politik in Berlin und in den Bundesländern Gehör zu finden.

Wir unterstützen die „Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn e.V.“ in ihren Forderungen nach umgehender/m

• Einführung eines „lärmabhängigen Trassenpreissystems", wonach das Entgelt für die Nutzung der Strecke vom erzeugten Lärm des jeweiligen Zuges abhängt. Je lauter der Zug, desto höher der zu zahlende Preis.

• Einsatz von modernen, lärmarmen Zügen bzw. die entsprechende Umrüstung vorhandener Wagen.

• Ergreifung von Maßnahmen zur Verringerung der Erschütterungen, die von den Zügen ausgeht.

• Prüfung weiterer technischer Innovationen in einem Modellprojekt, um Lärm und Erschütterungen weiter zu verringern.

• Planung und anschließender Bau einer zusätzlichen Nord-Süd-Eisenbahnstrecke als Entlastungsstrecke, wobei die Umsetzung eines solchen Vorhabend rund 25 Jahre dauert.

• Gründung eines Projektbeirats, in dem Vertreter der Deutschen Bahn AG, der Bundes- und Landesregierungen, der Kommunen sowie der Bürgerinitiativen die Vorhaben diskutieren mit dem Ziel der Einbringung von Bürgerinteressen.