Die Reformation geht weiter im Internet auf neu-machen-de Drucken E-Mail

thumb_1lutherderfilmthumb_1neu-machen-rgbRHEIN-LAHN/DARMSTADT. (29. Oktober 2010) Kürzlich schrieb Martinus Luther auf seiner Facebook-Seite, er müsse seine Thesen noch einmal im Web 2.0 veröffentlichen. „Mir scheint, das eröffnet ganz neue Möglichkeiten, die ich bedenken werde“ schrieb der Zeitreisende aus dem 16. Jahrhundert. Heute findet der größere Teil der Lebenswirklichkeit nicht an Kirchentüren statt, sondern in diesem neuen Medium. Jedenfalls wäre Martin Luther, der mit dem Buchdruck das damals modernste Medium nutzte, heute sicher ein bekannter Blogger. Am 31. Oktober startet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau passend dazu eine neue Internetsite.

Würde Martin Luther eine Zeitreise unternehmen und sehen, was jetzt in den Jahren vor dem 500. Reformationsjubiläum geschieht, könnte er über viele kreative Ideen staunen und sich über den Geist der Reformation freuen. Neu-Machen.de heißt die Internetseite, die gute Ideen zum Reformationsjubiläum sammelt, Bewährtes zum Nachmachen für Kirche und Gemeinde zur Verfügung stellt und mit einem Veranstaltungskalender zum Reinschauen lockt.

Gleich auf der Startseite lädt die „These des Tages“ zum Diskutieren ein: Gefällt mir - gefällt mir nicht. Ein Klick und man hat sich in ein Thema eingemischt. Wem das zu platt ist, der kann auf der Facebook-Seite von neu-machen weiter diskutieren und Gleichgesinnte sammeln. Und wer es kurz und knapp liebt, lässt sich über Twitter Kurznachrichten aufs Handy schicken: „Bin in Darmstadt – muss noch mal von vorn anfangen.“

„Die Reformation geht weiter“ erklärt Christine Noschka von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Oberkirchenrätin unterstützt die Aktivitäten der 1.200 Gemeinden im Kirchengebiet und hatte die Idee zu diesem Internetprojekt. „Viele gute Ideen, die die Kirche bewegen, müssen ausgetauscht und bekannt gemacht werden.“ Reformation sei keine historische Betrachtung, sondern notwendig für eine lebendige Kirche mit Zukunft. „Wenn sich viele aktive Gemeinden verbinden, entsteht etwas Neues, Größeres, das unsere Kirche nach vorn bringt.“ Neu-machen.de packt das Thema der Reformation von der heutigen Sicht an, was Kirche und Gemeinde heute bewegt. Deshalb blinkt auf der Startseite nicht einfach eine Lutherthese, die in ihrem mittelalterlichen Bezug nicht immer leicht zu verstehen ist, sondern ein moderner Satz, manchmal von Luther abgeleitet und provokativ umgeformt, der zum Nachdenken zwingt und zur Diskussion einlädt. „Hier stehe ich, ich kann auch anders.“

Alle Inhalte werden digital vermittelt. Schließlich benutzt mittlerweile mehr als drei Viertel der Bevölkerung das Internet, erklärt Medienberater und Kommunikationswirt Hans Genthe. Selbst die Hälfte der Senioren sei heute im Netz. Und für die Jugendlichen, die mit digitalen Medien aufgewachsen seien, die „digital natives“, gebe es keinen Unterschied zwischen einem Gruß auf facebook und einem Zusammentreffen auf dem Schulhof. „Für die Jugend ist das eine Welt und alles real.“ Neu-Machen.de ist das erste Medienprojekt der EKHN in dem das Web 2.0 Teil kirchlicher Arbeit wird. Das sei nur am Rande eine technische Frage, sagt Genthe. Viel spannender sei dieses neue Medium, weil dann die Kirche kein Gegenüber mehr ist, sondern selbst Teil eines Netzwerks wird und die Kontrolle über den Verlauf an die Community abgibt.

Neu-machen.de folgt den Jahresthemen der Reformationsdekade. In diesem Jahr ist „Reformation und Bildung“ dran, im nächsten Jahr dreht sich alles um „Reformation und Freiheit“ und 2012 heißt das Jahresthema „Reformation und Musik“ mit einer Fülle von musikalischen Veranstaltungen. Einen Überblick zum Gesamtprogramm zeigt die Internetseite luther2017.de. Im Unterschied zu dieser, von der EKD deutschlandweit herausgegebenen Seite ist neu-machen.de regional ausgerichtet und vernetzt Ideen und Projekte in Hessen und Nassau. Aber es gibt noch einen wichtigen Unterschied. Neu-machen.de übernimmt die besten regionalen Projekte direkt aus dem EKD-Projekt geistreich.de.

Bevor neu-machen.de am 31.Oktober an den Start geht, kann jede Gemeinde oder Einzelperson Veranstaltungen in den Kalender eintragen und gelungene Projekte und Veranstaltungen beschreiben und anderen zugänglich machen. Die Kalendereintragungen erscheinen gleichzeitig auf der Internetseite der Landeskirche ekhn.de und finden so eine sehr weite Verbreitung. Die Projektideen werden über die EKD-Seite geistreich.de erfasst und so von Gemeinden in ganz Deutschland gesehen und genutzt.

Christine Noschka bittet alle hessen-nassauischen Gemeinden mit spannenden Ideen zur Reformationsdekade diese jetzt ins Netz zu stellen, „damit wir mit einer gut gefüllten Seite starten können“. Für die Gemeinden soll es sich lohnen, mitzumachen, denn „wer andere anregt, bekommt selbst neue Anregungen“. Der Zeitreisende aus Wittenberg ist offenbar nicht punktgenau gelandet und in der EKHN angekommen. Den Hessen-Nassauern soll das recht sein, einen so prominenten Mitstreiter zum Reformationsjubiläum zu haben. Neuerdings twittert martinusluther auch. In seinem letzten Tweed schrieb er: „Irgendwann muss ich wieder zurück in meine Zeit, aber es gibt hier so viel zu tun. Werde wohl einen Klon zurücklassen müssen.“

Zur neuen Website neu-machen.de der EKHN geht es hier.

Informationen zur Nacht der Kirchen im evangelischen Dekanat Diez finden Sie hier.

Informationen zum Reformationsgottesdienst des evangelischen Dekanats St. Goarshausen finden Sie hier.