Erntedankfest 2017: Den Hunger in der Welt nicht vergessen Drucken E-Mail

thumb_1werfterdankt_co-becrima-RHEIN-LAHN. (1. Oktober 2017) Statistisch gesehen stirbt etwa jede Sekunde, in der Sie diese Zeilen lesen, ein Mensch auf dieser Welt, weil er nicht genügend zum Essen und zum Trinken hat. Allein 8500 Kinder verhungern nach Angaben der Welthungerhilfe jeden Tag an den Folgen von Unterernährung. Anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie dieses Elend beendet werden kann, vergeuden Politiker und Medien eines der reichsten Länder der Erde ihre Zeit damit, über sowohl verfassungs- als auch völkerrechtlich gar nicht durchsetzbare Obergrenzen für Asyl suchende Menschen zu debattieren, die genau solchem Elend entkommen wollen.

Heute feiern Christen das Erntedankfest. Natürlich wäre es allein schon ein Grund zum Danken, dass wir nicht verhungern müssen, ganz zu schweigen von dem Luxus, Daten aus aller Welt abrufen zu können, für den ein Kind in Somalia ein ganzes Jahr überleben und zur Schule gehen könnte. Kinder im Kongo schuften sogar unter unmenschlichen Bedingungen, damit wir mit unseren Smartphones menschenverachtende Parolen und Posts in die Welt versenden können. Dabei leiden die Menschen in Schwarzafrika nicht nur Hunger, sondern auch Angst vor Kriegen und Gewalt.

Auch wenn sich die Ernährungssituation der Entwicklungsländer in den vergangenen 20 Jahren verbessert hat: Noch immer sind nach dem Welthunger-Index von 2016 rund 815 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Gleichzeitig landen jährlich in den USA und Europa etwa 222 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll; jeder Deutsche trägt mit durchschnittlich 82 Kilo im Jahr dazu bei. Wem diese nackten statistischen Zahlen noch nicht reichen, dem müssten doch eigentlich Bilder von Not und Elend auf der Welt wachrütteln und deutlich machen, in welchem Schlaraffenland europäische Bürgerinnen und Bürger leben, auch wenn sich dort die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet.

Der Blick auf die Ärmsten der Welt mag zwar die Angst um den Arbeitsplatz, nicht zu wissen, wie der Urlaub oder die Klassenfahrt der Kinder bezahlt werden sollen, das Gefühl, sich ausgegrenzt, unverstanden und allein vorzukommen, nicht ausblenden, aber er könnte allemal helfen, darüber nachzudenken, was es tatsächlich braucht, um ein glückliches Leben zu führen und dazu, sich für eine gerechtere Verteilung der Güter dieser Welt einzusetzen.

Das Erntedankfest will uns daran erinnern, die Frage „Womit habe ich das verdient?“ nicht nur und erst dann zu stellen, wenn es uns schlecht geht, sondern gerade dann, wenn es uns gut geht und wenn wir Gaben des Alltags viel zu leicht als pure Selbstverständlichkeit hinnehmen. 90 Prozent der Menschheit hat eben kein festes Dach über dem Kopf, kein fließendes, gar warmes Wasser, von einem Kühlschrank ganz zu schweigen, ganz gleich, mit wie wenig oder viel er gefüllt sein mag. Sich ans Danken zu erinnern, dazu trägt nicht nur das heutige Erntedankfest bei, daran kann uns jeder Biss und Schluck jeden Tag das ganze Jahr thumb_1konfis_backen_brot_logoüber erinnern, sei es in die Scheibe Brot oder den Lachs, aus dem Wasser- wie dem Champagnerglas.

Es hat einen guten Grund, warum die Kollekten der Erntedank-Gottesdienste traditionell für die evangelische Hilfsaktion Brot für die Welt bestimmt sind, die in den größten Krisengebieten der Erde Hilfe zur Selbsthilfe leistet. In einigen Kirchengemeinden des Dekanats Nassauer Land beteiligen sich auch Konfirmanden-Gruppen an der Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“, die bis in den Advent hineinreicht. Spenden sind außerdem nicht nur an diesem Sonntag, sondern das ganz Jahr über ein kleiner, aber wichtiger Beitrag, den Hunger in der Welt zu mindern. Informationen geben alle evangelischen Pfarrämter oder diese Website. Bernd-Christoph Matern