Essen auf Rädern stillt im Dekanat Diez nicht nur den Hunger Drucken E-Mail

thumb_1a-ear0212diez-axelthornDIEZ/RHEIN-LAHN. (16.März 2012) Mehr als 350.000 Menschen in Deutschland lassen sich regelmäßig mit „Essen auf Rädern“ versorgen. Zweidrittel der Anbieter der rollenden Mahlzeiten befinden sich in Trägerschaft sozialer und kirchlicher Einrichtungen. Die Sozialstation des evangelischen Dekanats Diez hat erst Mitte des vergangenen Jahres sein Angebot mit der Essensversorgung erweitert. „Die Nachfrage ist schon nach nicht mal einem Jahr um die Hälfte angestiegen“, erklärt Evelin Scheffler, Leiterin der Sozialstation, die Entwicklung auch als eine Folge der viel zitierten demografischen Auswirkungen in der Region.

thumb_1a-ear0212diezgerngesehenergastEs ist 11 Uhr, als vor der Sozialstation in der Friedhofstraße 19 Birgit Mielitz und Axel Thorn ihre Dienstwagen besteigen, um die Küche des Diezer AWO-Sozialzentrums anzusteuern. 40 Menüs stehen dort bereits in Thermobehältern bereit, um in die Essen-auf-Rädern-Fahrzeuge der Sozialstation umgeladen zu werden. Zwei Stunden dauert es, bis rund 40 Haushalte in der ganzen Region – von der Esterau über den Einrich bis an die Aar – angefahren sind und das Essen an Frau und Mann ausgeteilt ist. 80 Kilometer werden täglich auf der längsten Tour zurückgelegt.

thumb_1a-ear0212diez80kilometerGanz unterschiedlich sind die Gründe, warum die Menschen – die meisten sind älter als 70 Jahre – den Essensdienst der Sozialstation anfordern. In den meisten Fällen ist es für berufstätige Angehörige eine sichere Art und Weise, dass alleinstehende Eltern eine gesunde und ausgewogene Ernährung erhalten. „Manchmal werden wir aber auch nur vorübergehend angefordert nach einem Krankenhausaufenthalt etwa, wenn das Kochen noch schwer fällt oder besondere Ernährungsvorschriften einzuhalten sind oder wenn Angehörige, die sonst für die Eltern kochen, in Urlaub fahren“, erzählt Birgit Mielitz, der die Organisation des kirchlichen Angebots in der Sozialstation obliegt. Jeden Tag stehen zwei dreigängige Menüs auf dem Speiseplan, der zwei Wochen vorher zum Auswählen verteilt wird. „Wenn die Leute wissen, wann sie kein Essen brauchen, sagen sie das einfach.

Doch bei den Touren an Werktagen und Wochenenden sind die insgesamt ein Dutzend haupt- und ehrenamtlichen Kräfte nicht nur um die Versorgung des Magens bemüht. „Natürlich wechselt man auch das ein oder andere Wort miteinander, soweit das in der Zeit möglich ist“, sagt Mielitz. Die Mitarbeiterin weiß, dass die Essensbelieferung für manchen der Kunden oder Kundinnen den einzigen menschlichen Kontakt an einem Tag bedeutet. „Da ist bei jeder Tour jemand anderes dabei, für den man sich dann mal zwei, drei Sätze mehr Zeit zum Reden nimmt.“

„So gut könnte ich mir selbst gar nicht kochen“, lacht ein rüstiger 84-Jähriger, als er seine Thermobox mit Hühnerbrühe, Fleischkäse mit Erbsen, Möhren, Kartoffeln und Joghurt an diesem Tag von Birgit Mielitz in Empfang nimmt. „Eine gesunde und bequeme Alternative zum eigenen Herd.“ Auch wenn es sich bei der Essensvergabe um eine bezahlte Dienstleistung handelt – „solche Reaktionen sind gerade für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter die schönste Motivation bei ihrer Arbeit“, sagt Birgit Mielitz. Bernd-Christoph Matern

Informationen zu Essen auf Rädern gibt die kirchliche Sozialstation Diez unter Telefon 06432-91980. Mehr Infos finden Sie hier.

Zu den Fotos: Axel Thorn und Birgit Mielitz laden an der Küche des AWO-Sozialzentrums in Diez die nach Touren und Menüs geordneten Thermo-Boxen in ihre Fahrzeuge.(oben links). Birgit Mielitz und die fahrenden Kolleginnen und Kollegen sind gern gesehene Gäste. 80 Kilometer lang ist die weiteste Tour, die die Mitarbeiter der kirchlichen Sozialstation werktags wie feiertags zurücklegen, um insbesondere ältere Menschen mit Essen zu versorgen. Fotos: Bernd-Christoph Matern