Fastenaktion: Nachhaltigkeit braucht einen Wechsel im Lebensstil Drucken E-Mail

thumb_1a-7wewnae110315alle_becrima-NASTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (20. März 2015) Dass statistisch gesehen jeder Deutsche 23 Menschen auf der Welt ausbeutet und dass die Masse an Plastikmüll, der in den Weltmeeren treibt, so groß ist wie ganz Indien, waren nur zwei vieler Informationen, mit denen die Besucher des Eine-Welt-Ladens in Nastätten jetzt konfrontiert wurden. Im Rahmen der Fastenaktion „7 Wochen mit...“ hatte sich dort eine interessierte Schar eingefunden, die Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Kirche Rhein-Lahn, als Initiator der Aktion begrüßte.

Nicht nur diese Entwicklung habe das Team des Ladens dazu animiert, beim Verkauf künftig auf Plastiktüten zu verzichten, erklärte Anke Bodenbach vom Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Eine Welt. Die zwei Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lebten das Motto der Fastenaktion das ganze Jahr über und das aus Überzeugung. „Und wir empfinden das nicht als Opfer, es macht uns Spaß“, so Bodenbach.

Sie wies darauf hin, dass der Gedanke der Mildtätigkeit, der früher zu manch fair gehandelten Waren greifen ließ, an Bedeutung verloren habe, weil die Produkte mittlerweile in ihrer Qualität den Wettbewerb nicht scheuen müssten. Richtig sei auch die Erweiterung des Sortiments vor zwölf Jahren auf regionale Produkte gewesen wie etwa die Kooperation mit der Stiftung Scheuern. Dass der Eine-Welt-Laden im großen Einkaufsangebot Nastättens ein ganz besonderes ist, weil er auch das regionale Wirtschaften unterstützt, stellte Jens Güllering, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nastätten, fest: „Sie leisten hier eine ganz wichtige Arbeit“.

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Wie wichtig bewusstes Essen und Einkaufen im Kleinen ist, unterstrich Thomas Schwab von thumb_1a-7wewnae110315tschwab_becrima-der Initiative „EineWeltFairWandeln“ des Klosters Schönau in Strüth mit Zahlen und Grafiken etwa zum ökologischen Fußabdruck, mit Verhaltensspielen und Gedanken. „Es war immer so, dass alle großen Dinge im Kleinen begonnen haben“, sagte er. Drei bis vier Prozent an Menschen brauche es, um große weltweite Veränderungen in Gang zu setzen. Viel öfter müssten sich Menschen die Frage stellen: „Brauche ich das überhaupt?“.

Und es sei ethisch höchst fragwürdig, dass gute langlebige Produkte aus wirtschaftlicher Sicht gar nicht mehr gefragt seien, so der Diplom-Ingenieur. Der in der Werbung gern verwendeten Aufforderung, sich nicht ändern zu müssen, weil sich die Produkte den Gewohnheiten anpassen, setzte er die klare Aufforderung entgegen: „Nachhaltigkeit ist eine grundsätzliche thumb_1a-7wewnae110315dipp_becrima-Haltung und verlangt sehr wohl eine Änderung des Lebensstils.“

Mit einem Klatsch-Test und dem ungewohnten Verschränken der Arme machte Schwab deutlich, wie leicht Menschen zu beeinflussen sind und wie schwierig es ist, vertraute Haltungen zu ändern. „Aber es geht!“, so Schwab. Damit hatte er reichlich Impulse geliefert, über die die Besucher anschließend diskutierten, als ihnen das Eine-Welt-Team noch leckere Kostproben fair gehandelter Häppchen kredenzte. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto (links oben):
Matthias Metzmacher (links) begrüßte im Eine-Welt-Laden in Nastätten im Rahmen der Fastenaktion „7 Wochen mit...“ Menschen, die sich für ein nachhaltiges Handeln und Einkaufen interessieren. Fotos: Matern