Fastenaktion: Pfarrer Metzmacher testet zehn Tage Elektro-Auto Drucken E-Mail

thumb_1a-7we-autotestmm_dmetzmacher-thumb_1a-7wegom280218laden_becrima-STRÜTH/RHEIN-LAHN. (14. März 2018) „Es hat Spaß gemacht und war ein gutes Gefühl, dass hinten keine Abgase rauskommen und die Umwelt verpesten, sondern etwas Gutes zur Bewahrung der Schöpfung zu tun.“ Mit diesen Worten fasste Matthias Metzmacher, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung des evangelischen Dekanats Nassauer Land, seinen zehntägigen Selbstversuch zusammen, mit einem Elektro-Auto im Rhein-Lahn-Kreis unterwegs zu sein.

Im Rahmen der derzeitigen Fastenaktion „7 Wochen mit...“ im Dekanat hatte der Theologe das Fahrzeug von der Energiegenossenschaft Oberes Mühlbachtal (EGOM) ausgeliehen. Dort in Strüth gab er das E-Auto nun wieder zurück und schilderte vor einem interessierten Publikum seine Erfahrungen. Das Fahrzeug hat er über Nacht in seiner Garage in Dausenau an einer normalen Steckdose angeschlossen mit einer Ladegeschwindigkeit von etwa sechs Prozent pro Stunde. Genug für etwa 80 bis 100 Kilometer, die er tagsüber damit zu Terminen im Kreis und der Klinik in Lahnstein, wo er als Seelsorger arbeitet, zurücklegte.

thumb_1a-7wegom280218mmetz_becrima-Wesentlich schneller „tankte“ er bei einem Termin auf dem Hof Singhof in Nastätten den dort von einem Windrad erzeugten Strom auf. Was ihm beim Selbstversuch auch auffiel: „Schade, dass es hier noch so wenige Ladestationen gibt.“ Bei einem Ausflug in den Westerwald habe er sich aus Angst, liegen zu bleiben, deshalb in seinen Benziner gesetzt. Die Elektro-Alternative sei aber auch vom Fahrkomfort her eine feine Sache gewesen.

Dr. Klaus Birker, Thomas Schwab und Klaus Steinbeck von der EGOM erläuterten im Bürgerhaus Hintergründe und Vorhaben der derzeit 86 Mitglieder zählenden Genossenschaft, die unter anderem die gemeinschaftliche Nutzung von Elektrofahrrädern und Elektroautos fördert. So sei geplant, ein zweites Fahrzeug mit einer Reichweite bis zu 380 Kilometern anzuschaffen. Eine Kooperation werde gerade mit der Ortsgemeinde Miehlen besprochen, um auch dort eine Ladestation einzurichten.

Erschreckend sei, wie wenige Ladestationen es Richtung Koblenz gibt. Klaus Steinbeck: „Nach Hanau komme ich dagegen ohne Probleme.“ Natürlich sei das E-Auto für Vielfahrer thumb_1a-7wegom280218tschwabh_becrima-und Vertriebsleute heute noch keine Alternative, sagte Thomas Schwab. „Aber die Mehrzahl der deutschen Zweitwagen steht die meiste Zeit ungenutzt herum.“ Statistisch würden noch keine 25 Kilometer damit am Tag zurückgelegt. Da seien Car-Sharing-Angebote auch aus finanzieller Perspektive eine gefragte Zukunftsalternative. „Wer teilt, hat mehr vom Leben“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Birker und erinnerte daran, dass jede Tankstelle Strom brauche, damit fossile Brennstoffe ins Auto kommen, von dem Energieaufwand für den Öltransport ganz zu schweigen.

Die Umwelt zu schützen und darin das Wir-Gefühl zu stärken seien zwar Hauptanliegen für thumb_1a-7wegom280218diskussion_becrima-die Gründung der Genossenschaft im Jahr 2016 gewesen. „Aber natürlich haben wir auch ein Interesse, mit sauberer Energie wirtschaftlich stärker zu werden, damit die schmutzige mehr und mehr verdrängt wird“, so Thomas Schwab. „Wir lamentieren nicht mehr, wir machen, was in unserer Macht steht!“, so Klaus Steinbeck, der sich nicht mehr auf vage Versprechungen und Ankündigungen aus der Politik verlassen will.

Die von Metzmacher initiierte Fastenaktion „7 Wochen mit...“ ruft zum Kauf regional erzeugter oder fair gehandelter Produkte sowie zum Vermeiden von Abfall auf und richtet in diesem Jahr einen besonderen Blick auf die Frage, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann, die Ressourcen der Erde zu schonen. Dafür sei das, was in Strüth und Umgebung passiere, das beste Beispiel, so der Theologe.

In die gleiche Richtung geht das Projekt, für das sich in dieser Woche die evangelische Kirchengemeinde Welterod ausgesprochen hat, zu der die Gemeinden Diethardt, Lipporn und Strüth gehören. Der Kirchenvorstand will sich für das kirchliche Umweltsiegel „Der Grüne Hahn“ bewerben. Es bescheinigt seinen Besitzern einen besonders verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen etwa durch das Vermeiden von Restmüll, den sparsamen Umgang mit Wasser, Wärmeenergie und Strom. Das Siegel animiert auch dazu, beim Einkaufen auf ökologische und fair gehandelte Lebensmittel zu achten. Mehr Infos zum Grünen Hahn finden sie hier . Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Ein sehr interessiertes Publikum informierte sich über die E-Mobilität, den Selbstversuch von Pfarrer Matthias Metzmacher und die Arbeit der Energiegenossenschaft Oberes Mühlbachtal. Fotos: Bernd-Christoph Matern (4)/David Metzmacher (1)