Fastnacht bringt an Aar und Rhein frohe Botschaft in Reimen unters Volk Drucken E-Mail

thumb_1a-karnevalgtd_co-becrima-RHEIN-LAHN. (24. Februar 2017) Die Fastnachtszeit, in diesem Jahr besonders lang, steuert mit närrischem Getöse ihren Höhepunkt an. Dass sie auf christlichen Wurzeln fußt, ist manch Evangelischem gar nicht so bewusst. Nicht so in Flacht. Da wird närrisch die frohe Botschaft bedacht. Ein Faschingsgottesdienst entwickelt dort Tradition, öffnet die Kirchentür zum fünften Male schon. Auch am Sonntag ist es pünktlich um 11.11 Uhr wieder soweit: die Gemeinde feiert die fünfte Jahreszeit. Und der Pfarrer verkündet Gottes gutes Wort in gereimten Versen am geistlichen Ort. In Mainz ist erstmals Martin Luther in Aktion, erinnert im Rosenmontagszug an die Reformation.

Auch darauf sei heute schon hingewiesen: In Mainz ist erstmals Martin Luther in Aktion, erinnert im großen Rosenmontagszug an die Reformation. Dass das „Fleisch wegnehmen“ (vom Lateinischen carnem levare, dem das Wort Karneval entstammt) oder die „Fast-Nacht“ als letzte Nacht oder letzte Nächte vor der 40-tägigen Fastenzeit der katholischen Tradition zugeschrieben werden, liegt daran, dass ihre ersten Nachweise noch in vorreformatorischer Zeit liegen.

thumb_1fastnachteinl2017Wie die Multimedia-Redaktion der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf ekhn.de beschreibt, nahm das laute und lustige Treiben ursprünglich seinen Anfang in den christlichen Klöstern, in denen die Tage vor der Fastenzeit mit opulenten Mahlzeiten gestaltet wurden. Erstmals werden die Fastnachtsfeiern im Kontrast zur nachfolgenden Fastenzeit im 12. oder 13. Jahrhundert erwähnt. Die übrige Bevölkerung griff diesen Brauch auf und verlieh ihm regional unterschiedliche Ausprägungen – ob als Maskenball, Frühlingsitus im süddeutschen Raum oder als Kritik an der Obrigkeit.

Als die Ausschweifungen allerdings überhandnahmen, war dies der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Bis heute integrieren dennoch viele ihrer Pfarrgemeinden die Fastnacht in ihrem Jahresprogramm. Das Bürgertum entwickelte im 18. Jahrhundert schließlich die Prunkzüge und Karnevalssitzungen. 1837 bewegte sich der erste bunte Zug der Narren durch Mainz, ein Jahr später wurde der erste Karnevalsverein in der Stadt an der Mainmündung gegründet. Das Grundprinzip war: Frohsinn und Wohltun. Diese Jahr rollt erstmals ein Wagen des Dekanats Mainz an Rosenmontag durch die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt.

Besonders die Reformatoren äußerten sich kritisch, sie haben das bunte Treiben in ihren Gebieten verboten. Von evangelischer Seite wurde befürchtet, dass die Menschen auf Dauer der sittlichen Zügellosigkeit verfallen könnten. Zudem widersprachen sie der Vorstellung, mit der anschließenden Fastenzeit die alkoholischen und erotischen Exzesse ausgleichen zu wollen. Deshalb gehört die Faschingszeit auch bis heute nicht zum evangelischen Kirchenjahr. Multimedia-Redaktion der EKHN

Mehr über die fünfte Jahreszeit finden Sie hier .

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Pfarrer Daniel Cremers predigt zum Fastnachtsgottesdienst in Flacht wieder in gereimten Versen über Gottes Wort. Foto: Bernd-Christoph Matern