Herrenabend: M?nner debattieren ?ber ihren Glauben Drucken E-Mail

thumb_1HAKirchethumb_1haessen10RHEIN-LAHN/SCHÖNBORN. Arbeit, Fußball, Politik und bestenfalls noch Frauen – das sind die Themen, über die Männer gern am Biertisch debattieren. In der evangelischen Kirchengemeinde Schönborn hat Siegfried Walk vor zwei Jahren ein Experiment gestartet. Er lud die Männer der 763-Seelen-Gemeinde zu einem „Herrenabend“ ein. An dem geht es jetzt zwei Mal im Jahr um ein ganz anderes Thema: den Glauben. Jeder Abend hat ein anderes Motto, am Wochenende ging es etwa um die Dankbarkeit.

Ein seltenes Bild bietet sich zwei Mal im Jahr in der evangelischen Kirche Schönborn. Die ersten fünf Bankreihen sind mit Männern besetzt. An Frauen wird allenfalls einmal Pfarrerin Andrea Langer begrüßt. So schallt es in tiefer Lage „Gut, dass wir einander haben“ durch das Gotteshaus, ein Lied, das zur „Hymne“ der Herrenabende der Kirchengemeinde geworden ist.

thumb_1hasiegfried_walk„Ich wollte meiner Frau beweisen, dass man auch für Männer ein kirchliches Angebot machen kann“, erinnert sich Siegfried Walk, wie die Idee zum Herrenabend entstanden ist. „Männer lassen sich nicht einladen“, hatte sie damals behauptet. Fast drei Jahre ist das her. Fünf Abende wurden seit Frühjahr 2005 in Kirche und Gemeindehaus gemeinsam verbracht bei Gebet, Gesang, Essen, Trinken und Reden. thumb_1havolker_heil„Auch über den Glauben, was man von Männern ja eigentlich nicht so gewöhnt ist“, sagt Volker Heil, der von Anfang an die Herrenabende besucht. „Das ist eine andere Atmosphäre als am Stammtisch, da sind auch gestandene Mannsbilder in der Lage, mal über ihren Glauben zu reden.“

Aus Diez ist Ernst Thorn schon zum zweiten Mal nach Schönborn gekommen, um beim Herrenabend dabei zu sein. „Eine einmalige Sache“, findet er. In der Kirche beginnen die Abende mit einer Andacht. Und da sind bisher immer zwei bis drei Dutzend Männer dabei gewesen. Walk predigt zu einem Thema, macht sich etwa Gedanken darüber, was Männer antreibt, dazu bringt, immer etwas vor zu haben. „Es ist von Gott gewollt, dass wir unser Potential entfalten und ausschöpfen, denn er investiert in unsere Gaben.“ Aber man müsse eben auch bedenken, dass irgendwann der Punkt kommt, „wo wir nicht mehr alles in Händen haben, uns nicht mehr versichern können“. Da halte Gott seine gute Hand über die Menschen, er schütze, helfe bei Entscheidungen und wenn man(n) nicht mehr weiter weiß.

„Die beste Investition in die Zukunft ist das Gespräch mit Gott“, sagt Walk. Damit das erhalten bleibt, wird auch beim anschließenden gemütlichen Essen und Trinken im Gemeindehaus das Thema Glaube nicht ausgespart und auch mal über Gefühle gesprochen, die ein Männerherz ebenfalls kennt. Aber es werden auch Witze erzählt und Neuigkeiten ausgetauscht, ganz so wie in anderen gemütlichen Männerrunden, während sich die Herren die von Metzger Karl-Heinz van Vugt gestiftete Fleischwurst und den Kartoffelsalat schmecken lassen.

„Wenn Siegfried Walk ruft, dann kommen die Leute auch“, weiß Ortsbürgermeister Bernd Roßtäuscher, der die Abende ausdrücklich begrüßt und selbst dabei ist, wenn er Zeit hat. „Es ist gut, wenn die Leute nicht in den vier Wänden sitzen bleiben.“ Und der Erfolg gebe Walk recht. Zwei bis drei Dutzend Männer nutzen das Angebot. Auf die hofft Walk auch beim nächsten Herrenabend im Frühjahr. Infos unter Telefon 06486/6548.