Himmelfahrt 2018: Schatz des Lebens auf der Erde wahrnehmen Drucken E-Mail

thumb_1wodeinschatzist2_co-becrima-RHEIN-LAHN. (10. Mai 2018) Heute ist Christi Himmelfahrt. Ein gerade für jüngere Ohren seltsam anmutender Name für einen Feiertag. Für Christen bedeutet dieser Tag die Rückkehr Jesu zu seinem Vater als Sohn Gottes. Was Jahrhunderte im Glaubensbekenntnis traditionsgemäß heruntergebetet wurde, lässt heutige Generationen eher amüsiert als ungläubig die Nase rümpfen. Dem heutigen „Vatertag" bei einem Ausflug ins Grüne zu huldigen, klingt da doch wesentlich verständlicher und einladender.

Christen greifen jeden Sonntag den heutigen Feiertag auf, wenn sie im Glaubensbekenntnis beten „aufgefahren in den Himmel“. Aber welcher Himmel ist damit gemeint? Der über uns, den längst Flugzeuge und Raumschiffe erobert haben? Vielleicht eher jener Himmel auf Erden, den zum Beispiel Sportler nach einem Sieg empfinden, frisch Verliebte, die sich begegnen oder den ein Lieblingslied beschert? Im Englischen wird zwischen sichtbaren sky und dem göttlichen heaven unterschieden. Vielleicht bringen diese Worte aus der Bibel der Bedeutung dieses Himmels etwas näher als jedes Teleskop: „Wo Dein Schatz ist, da wird auch Dein Herz sein“, heißt es dort in Matthäus 6, Vers 21. Ernst Sonnemann dichtete daraus 1661: „...denn wo mein Schatz gekommen hin, da ist auch stets mein Herz und Sinn...“ (Evangelisches Gesangbuch Nummer 122).

Warum tun sich selbst gläubige Christen mit dieser Zeile so schwer, wo doch die mehr als 2000-jährige Tradition dieses Feiertages ungleich größer ist als die eines „Vatertages“, der im Vergleich dazu noch in den Kinderschuhen steckt? Der Mensch neigt dazu, transzendente Erfahrungen und Wahrnehmungen aus seiner unmittelbaren und rationalen Umgebung in eine für ihn nicht mehr sichtbare Region zu verlagern. Das „Übersinnliche“ wird ins Reich, das über dem Menschen liegt, verlagert. Da kommt ihm der Himmel gerade recht, denn der war über Jahrhunderte unerreichbar weit weg. Mit dem Beginn der Luftfahrt, ganz zu schweigen von Weltraummissionen, hat sich das schlagartig verändert, was verständlich macht, dass der Begriff von „Christi Himmelfahrt“ heute ganz andere Assoziationen hervorruft als noch vor 200 Jahren.

Umso wichtiger, dass Christen ihren Gott nicht als alten Mann mit weißem Bart beschreiben, der im weit entfernten Himmel wohnt oder thront. Nein, für die meisten Christen wohnt Gott auf der Erde, mitten unter uns. Vielleicht in einer unserer schönen Kirchen, die vielfach auch auf evangelischer Seite an Rhein und Lahn im Sommer wieder für einen Besuch offen stehen. Aber hoffentlich wohnt er nicht nur dort, sondern auch als Begleiter in unseren Häusern, auf Straßen und Plätzen, wo sich Menschen begegnen, oder in der Natur, die sich jetzt wieder von seiner blühenden Seite zeigt und zu vielen Ausflügen einlädt. Gott wohnt im Miteinander von Menschen. Und er mag auch an einem wolkenfreien Abend beim Blick in den Kosmos begreifbar werden, nicht weil er mit einem Teleskop zu erkennen wäre, sondern weil er im Betrachter wirkt.

Sicher waren viele Menschen mit der Drohung, dass ihnen ein unbekanntes göttliches Wesen von einem unbekannten - himmlischen - Ort aus strafend auf die Finger schaut, einzuschüchtern. Die Geburt, das Leben, Leiden und die Auferstehung Jesu haben diesen Furcht einflößenden Glauben beendet, haben die abstrakte Angst in die liebende Gegenwart des Schöpfers auf dieser Erde verwandelt. Diese letzte reale Begegnung Christi mit seinen Jüngern 40 Tage nach Ostern, an die der heutige Tag erinnert, ist für Christen nicht mit der Vorstellung verbunden, dass der Auferstandene die Erde auf unerklärliche Weise ins Weltall verlassen hat. Vielmehr ist es die Überzeugung, dass er mit Gott und dessen Heiligem Geist weiterlebt - hier auf der Erde, in liebenden Herzen, im verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung, im gnädigen Dienst an Menschen, die Hilfe brauchen.

Das ist der Grund, warum (nicht nur) für Christen heute ein Feiertag ist, einer, an dem auch die meisten Väter nicht arbeiten müssen, sondern sich auch gut und gerne feiern lassen können, wenn ihnen danach zumute ist. Bernd-Christoph Matern

Mit dem heutigen Feiertag finden auch wieder viele Gottesdienste im Freien statt, heute etwa in Marienfels am Sauerbrunnen und in Nassau im Freiherr vom Stein-Park.Mehr Informationen zu Gottesdiensten unter freiem Himmel finden Sie hier .

Kirche im Grünen gibt es übrigens den ganzen Sommer über in unmittelbarer Nachbarschaft zu erleben: Während der Landesgartenschau in Bad Schwalbach ist die LichtKirche ein echter Publikumsmagnet. Das Programm finden Sie hier .

Voraussichtlich am 6. Juni diesen Jahres wird sich übrigens der deutsche Astronaut Alexander Gerst wieder in den Himmel bewegen, um das Kommando auf der Internationalen Raumstation ISS zu übernehmen. Wer wissen möchte, wo die sich gerade befindet, kann das hier verfolgen .