Impulspost an Haushalte im Kreis: Sonntag hohes gesellschaftliches Gut Drucken E-Mail

thumb_1a-ipii18miehlen_becrima-RHEIN-LAHN. (20. September 2018) „So ist Sonntag!“, heißt die neue Impulspost der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die in diesen Tagen an alle Haushalte mit evangelischen Bewohnern verschickt wird. Außerdem machen Plakate, Fahnen und Banner an Kirchen auch im Rhein-Lahn-Kreis auf die Aktion und die Bedeutung des Ruhetags und dessen Schutz aufmerksam.

thumb_1a-ipii18gohquer_becrima-Der Wandel in der Arbeitswelt und veränderte Einkaufsgewohnheiten haben auch Folgen für den Sonntag. Immer mehr Menschen müssen an dem eigentlich arbeitsfreien Tag ins Büro, Geschäft oder in die Fabrikhalle. So gerät der Sonntag unter Druck. Mit einer Aktion in ihrem gesamten Einzugsgebiet von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden und von Schlitz im Osten bis Bingen im Westen macht die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau jetzt auf die grundlegende Bedeutung des Sonntags aufmerksam. Sie will damit auch ein gesellschaftliches Zeichen setzen.

Nach Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung erinnert der Sonntag jede Woche neu daran, „dass das Leben mehr ist als Arbeit und das, was wir leisten“. Das Leben sei ein „Geschenk Gottes", so der leitende Geistliche bei der Vorstellung der Aktion im Frankfurter Bethanien-Krankenhaus. Gott mache es der biblischen Überlieferung nach zudem den Menschen vor: „Nach sechs Werktagen kommt ein Ruhetag. Modern gesagt nimmt sich Gott eine kreative Pause.“ Gleichzeitig ist es nach Jung keine Selbstverständlichkeit, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sonntags frei hätten.

thumb_1koch-jung-scherf_von-bassewitzIn der Pflege oder bei der Polizei zum Beispiel müsse die Arbeit weitergehen. In anderen Branchen wie der Gastronomie arbeiteten Menschen gerade am Sonntag, damit es sich andere gut gehen lassen könnten. „Allen, die für einen guten Sonntag arbeiten, und allen, die auch am Sonntag nötige Arbeit tun, bin ich sehr dankbar“, sagte Jung. „Aber ich denke auch: Der Sonntag soll nicht so werden wie alle anderen Tage. Er soll für möglichst viele frei bleiben als besondere Zeit für uns Menschen - frei für die Familie, Freunde, Hobbies, Nachdenken, Gottesdienst und vieles andere“, so Jung. Die evangelische Kirche sei der Überzeugung: „Der Sonntag schenkt Freiheit“.

Ein freier Wochentag – das hat eine lange biblische Tradition. In der Schöpfungsgeschichte legt Gott am siebten Tag einen Ruhetag ein. Das Christentum knüpft darin an die jüdische Tradition des Sabbats an, der sich als wöchentlicher Ruhetag und heiliger Tag klar von der Arbeitswoche und vom Alltag abgrenzt. Der Sonntag, der als Tag der Auferstehung gilt, steht seit der Einführung des Christentums als Staatsreligion durch Kaiser Konstantin im Jahr 321 unter staatlichem Schutz.

Dass er seitdem fast durchgängig ein arbeitsfreier Tag war, hat den Sonntag in unserem Kulturkreis maßgeblich geprägt. Als gemeinsamer Ruhetag, als Unterbrechung der Arbeitswoche hat er eine hohe Bedeutung für Einzelne ebenso wie für Familien und die Gesellschaft, denn er schafft einen gemeinsamen Rhythmus für soziales Leben. Doch globalisierte Arbeitsbedingungen, aber auch der Drang nach individueller Freiheit lassen den Ruf nach einer Liberalisierung der Arbeits- und Ladenöffnungszeiten lauter werden.

Schon heute arbeiten fast 25 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland auch sonntags. Nicht nur in Krankenhäusern, bei der Polizei, in Kultureinrichtungen oder Restaurants, sondern immer häufiger auch in Bereichen, in denen früher nur an Werktagen gearbeitet wurde. Dennoch gilt der Sonntagsschutz immer noch für eine deutliche Mehrheit der Berufstätigen.

Dagegen zeigt die Impulspost, wofür der freie Sonntag steht: Sich auf das zu besinnen, was wirklich zählt im Leben: Zeit für Erholung und Muße, Zeit für sich selbst oder für Familie und Freunde, Zeit für geistliche Besinnung und Gottesdienst Der Sonntag als Tag der Arbeitsruhe und der Besinnung auf die Würde des Menschen gilt unabhängig von Leistung und Erfolg. Der Sonntag soll als „Fest der Freiheit“ von möglichst vielen begangen und gefeiert werden können. Der freie Sonntag ist ein hohes gesellschaftliches Gut – diese Errungenschaft darf nicht aufgegeben werden. Dafür macht sich der Impulsbrief stark.

Mehr Informationen dazu finden sie hier.  

Zu den Fotos:
So wie in Miehlen (links) und St. Goarshausen (rechts) sind zurzeit viele Fahnenmaste an Kirchen und Kirchtürme selbst mit dem Slogan der Impulspost versehen „So ist Sonntag“. Fotos: © Bernd-Christoph Matern

In Frankfurt im Bethanienstift wurde die Aktion heute vorgestellt, unter anderem von (von links): Stationsleiterin Christine Koch, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung und der Stellvertreteden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf. Foto: © Erika von Bassewitz