In Klingelbach Jugendliche mit Wasser aus Dörsbach getauft Drucken E-Mail

thumb_1a-bachtaufe_foto-kgKLINGELBACH. (23. August 2017) Das war dann doch ein bisschen viel Wasser: Die unmittelbar am und im Dörsbach geplante Taufe unter freiem Himmel, auf die sich die evangelische Kirchengemeinde Klingelbach mitsamt sieben jugendlichen Täuflingen schon gefreut hatten, musste aufgrund des feucht-weichen Untergrunds im Jammertal in die Kirche verlegt werden. Auf das außergewöhnliche Taufwasser mussten die Täuflinge trotzdem nicht verzichten.

Der kurzfristige Ortswechsel von der Schutzhütte im Jammertal am Dörsbach zur Kirche in Klingelbach war kein Problem, blickt die 13-jährige Lena auf diesen Samstagnachmittag zurück. „Es war trotzdem eine zauberhafte Taufe und ein zauberhafter Tag für mich“, so ihr Fazit. Und die anderen sechs Täuflinge hätten das sicher ebenso erlebt. Auf das Wasser aus dem Dörsbach wurde nicht verzichtet. Das Einrichmuseum in Katzenelnbogen stellte kurzerhand eine große alte Zink-Wanne zur Verfügung, in die 100 Liter des Bachwassers reingingen.

thumb_1a-bachtaufekb_foto-kg„Es war ja schade, dass aus der mit viel Engagement im Grünen geplanten Taufe mit anschließendem Picknick nichts wurde, aber der Boden war nach dem Dauerregen der vergangenen Tage einfach zu aufgeweicht und schlammig“, erklärt Gemeindepfarrerin Dr. Anneke Peereboom. Von ihr stammte die Idee für die außergewöhnliche Taufpremiere der Kirchengemeinde im Freien. „Wenn Jugendliche neben einem Baby am Taufbecken in der Kirche stehen, fühlen sie sich meistens nicht wirklich so wohl, weshalb ich nach einer Alternative für die Altersklasse ab etwa acht Jahren gesucht habe“, berichtet die Theologin. „Mir ging es darum, für die Jugendlichen auch eine Erinnerung an diesen Tag zu schaffen, die passt.“ Abgesehen davon, gebe es mit Jesus das wichtigste Vorbild für die Taufe in einem Fluss, der sich bekanntlich im Jordan taufen ließ.

Dass es passte, dazu trug bereits Organist Uwe Weiland bei, der für Vor- und Nachspiel seiner Orgel Musik aus den Filmen Harry Potter und „Game of Thrones“ entlockte. In den Akt der Segnung waren die Paten eingebunden, als die Pfarrerin großzügig das Dörsbachwasser aus dem Zuber schöpfte, um die Teens zu taufen. „Willkommen an Bord!“ hatte sie ihre Predigt überschrieben, in der die Theologin über den Kapitän sprach, dem Christen voll und ganz vertrauen dürften. Daran soll auch ein kleines Holzschiff erinnern, das sie jedem ihrer Täuflinge überreichte.

Auch wenn die echte Bachtaufe buchstäblich ins Wasser fiel, gewann die Gemeindepfarrerin schon in der Vorbereitung bereichernde Erkenntnisse. „Es war im Gegensatz zu den Baby-Taufen auch für mich neu, in den Taufgesprächen zur Vorbereitung mal etwas über die Wünsche und die Motivation der Täuflinge selbst zu erfahren anstatt nur von den Eltern“, so Peereboom. Bei Eltern stehe eigentlich immer der Wunsch nach einem göttlichen Schutz für das Leben der Kinder im Mittelpunkt. „Zentrale Motivation der jugendlichen Täuflinge war hingegen das Wissen und das Gefühl, mit der Taufe Teil einer guten großen Gemeinschaft zu werden, der Gemeinschaft mit Gott sowie mit anderen Menschen“, berichtet die Seelsorgerin.

Das Interesse an der Taufe im Dörsbach sei so groß gewesen, dass Peereboom guter Dinge ist, Gleiches im nächsten Jahr noch einmal anbieten zu können. Allein für die Ideen und Kreativität, die sich in der Zeit der Vorbereitung entwickelten, sei das einen erneuten Versuch wert, „die sich dann hoffentlich bei gutem Wetter wirklich im Freien und am Bach auch in die Tat umsetzen lassen.“ Bernd-Christoph Matern

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Ungewöhnliches Taufbecken: aus einem mit Dörsbach-Wasser gefüllten Zuber schöpfte Gemeindepfarrerin Anneke Peereboom das Wasser zur Taufe von sieben jugendlichen Täuflingen. Foto: privat