Initiative 55 plus-minus im Dekanat war an 340 Tagen aktiv Drucken E-Mail

thumb_1aa-i55bilanz030816zb_becrima-LORELEY/NASTÄTTEN. (15. August 2016) Runter vom Sofa und gemeinsam aktiv werden – das ist ein Anspruch, dem sich die Initiative 55 plus-minus des evangelischen Dekanats seit zwölf Jahren verpflichtet fühlt. Auch in der abgelaufenen Bildungs-Saison 2015/16 bestand dazu reichlich Gelegenheit, wie die von Initiative-Sprecher Dieter Zorbach vorgestellte Bilanz verdeutlichte. An 340 Tagen gab es für die Menschen hauptsächlich in der Region Loreley und Nastätten die Gelegenheit, sich zu treffen.

 

thumb_1aa-i55bilanz030816saal_becrima-Die 54 angebotenen Projekte zählten insgesamt 5477 Teilnehmende; 66,3 Prozent davon waren weiblich. Mit diesen Zahlen begrüßte Zorbach die Projektbetreuer und Interessierte zu einem sehr informativen Nachmittag im Hotel Christian im St. Goarshausener Ortsteil Heide. Einen Ausblick aufs Angebot für 2016/17 gab es ebenso. Dafür sind neben der Fortsetzung vertrauter Projekte auch sechs neue in der Planung.

Einen Vorgeschmack auf ein neues Großprojekt lieferte Dr. Till Schümmer. Der entwickelt zurzeit mit anderen Informatikern eine Applikation (App) für mobile Geräte, die das soziale Miteinander unter Dorfbewohnern der demografischen Entwicklung zum Trotz fördern soll. „Die Befürchtung, dass Dörfer und dörfliches Leben sterben könnten, ist ja vorhanden“, stellte Zorbach den Forschungsgruppenleiter für Community-Systeme an der Fernuniversität in Hagen den Teilnehmern vor. „Aber wir finden uns damit nicht ab, sondern wollen gegensteuern.“

thumb_1aa-i55bilanz030816schuem_becrima-Schümmer gab einen Überblick über die Funktionen und Einsatzmöglichkeiten der App, die derzeit eine erste Testphase durchläuft. Manche Gäste hatten auch Notebook und Tablet dabei, um sich selbst einmal anzuschauen, wo die digitale Initiative-Reise hingeht. Im Gegensatz zu den bekannten sozialen Netzwerken soll die thumb_1aa-i55bilanz030816featu_becrima-App den Erfordernissen älterer Menschen Rechnung tragen, gerade auch was die Datensicherheit anbelangt. Vor allem aber geht es nicht um einen virtuellen, sondern um den realen Kontakt unter den Dorfbewohnern, den die App fördern soll. „Uns geht es nicht darum, mit der ganzen Welt reden zu können, sondern mit denen Kontakt zu pflegen, denen wir vertrauen“, so Schümmer.

Miteinander zu reden und aufeinander zu achten sei Lebensqualität und fördere die Teilhabe an der Gemeinschaft. „Früher hat man beim Bäcker miteinander gesprochen und Neues erfahren, aber den Bäckerladen gibt es vielerorts ja nicht mehr.“ Bis Mitte des nächsten Monats soll die App funktionstüchtig sein und dann erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Unterstützt wird das Projekt von der evangelischen Landeskirche und der Diakonie in Hessen und Nassau.

Die beiden Institutionen haben nämlich das Förderprojekt DRIN ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um die Abkürzung für „Dabei sein – Räume entdecken – Initiativ werden – Nachbarschaft leben.“ Das Projekt bietet die Chance, dass Kirchengemeinden sich als Mitgestalterinnen des Sozialraumes entdecken und gemeinsam mit anderen Einrichtungen niedrigschwellige Hilfsangebote und Nachbarschaftsnetzwerke entwickeln. Also genau das, was auch mit der App erreicht werden soll.

Initiative und Dekanat suchen jetzt nach einer geeigneten Person, die das Projekt in seiner Startphase begleitet und interessierten Personen beim Umgang mit der Technik hilft. Außerdem will die Initiative einen Stamm von „Kümmerern“ in den einzelnen Ortschaften aufbauen, die die App nutzen möchten. „Achja: und Spenden zur Verwirklichung des Projektes sind uns natürlich auch jederzeit willkommen“, fügte Zorbach nach der Vorstellung noch hinzu.

Am 30. September soll das komplette Projekt-Angebot im neuen Programmheft 2016/2017 vorgestellt werden. Zorbach machte den Gästen schon etwas den Mund wässrig. Ein Besuch an der Uni Frankfurt zum Thema „Sicher wohnen im Alter“, der Besuch moderner Medienhäuser, eine Vier-Tagesfahrt ins Land der Reformation sowie eine Pilgertour auf dem Lutherweg stehen auf der Agenda. Außerdem ist Band IV der Zeitzeugen-Reihe und ein Buch über das „Platt schwetze“-Projekt von Armin Wilhelm geplant. Eines war bereits am Ende des Nachmittags auf der Rheinhöhe klar: „Hier ist ja nichts los“ könne zumindest kein Senior behaupten, der das Programm der Initiative 55 plus-minus gesehen hat, so Zorbach. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
„Gemeinsam aktiv werden!“ So lautet das Motto der Initiative 55 plus-minus im evangelischen Dekanat Nassauer Land. Das bewies das abgelaufene Bildungsjahr ebenso wie die Planungen fürs kommende, die Sprecher Dieter Zorbach den Projektleitern und Freunden der Initiative vorstellte. Fotos: Matern