Jugend im Dekanat schockiert über Tod polnischen Pfarrers Drucken E-Mail

thumb_1adam_pilch2007RHEIN-LAHN/DARMSTADT. (13. April 2010) Unter den 96 Toten, die beim Absturz der polnischen Regierungsflugzeugs im russischen Smolensk am Samstag ihr Leben verloren, ist auch der evangelische Pfarrer Adam Pilch. Er war Militärbischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen und Repräsentant des Polnischen Ökumenischen Rats. Mit beiden unterhält die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine langjährige Kirchenpartnerschaft. Pilch war vielen Jugendlichen auch im Dekanat Diez bekannt durch sein Engagement im deutsch-polnischen Austausch.

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung würdigte den Verstorbenen. Mit Pilch verliere die EKHN einen wichtigen Ansprechpartner und Förderer der Partnerschaft - insbesondere für die Jugend. Pilch habe zahlreiche Gemeinden und Dekanate in der EKHN besucht. Er habe am Jugendkirchentag der EKHN 2008 in Wiesbaden mitgewirkt und hätte auch auf dem nächsten Jugendkirchentag Anfang Juni in Mainz auftreten sollen. Zahlreiche Gegenbesuche zum Beispiel von Konfirmandengruppen der EKHN in der internationalen Jugendbegegnungsstätte im polnischen Krzyzowa (Kreisau) habe Pilch organisiert.

Jung drückte in einem Kondolenzschreiben an die Witwe und seine Familie sowie an die Partnerkirchen „unsere tiefe Anteilnahme und unser Mitgefühl“ aus. Das Unglück, bei dem 96 ranghohe Repräsentanten Polens ums Leben kamen, sei „ein schreckliches Ereignis für die polnische Bevölkerung und die Mitglieder Ihrer Kirche“.

Mit Bestürzung reagierte auch Friedhelm Hahn, Dekanatsjugendreferent des evangelischen Dekanats Diez auf die Nachricht von Pilchs Tod. Seit fast zehn Jahren kannten sich die Beiden und organisierten regelmäßige Treffen zwischen deutschen und polnischen Konfirmanden und Jugendlichen. „Wir hatten uns schon auf das nächste Treffen beim Jugendkirchentag in Mainz gefreut“, erzählt Hahn, der vor kurzem noch mit seiner Frau Pilch, dessen Frau und Tochter in dessen Kirchengemeinde in Warschau besucht hatte.

thumb_1adam_pilch_r_und_friedhelm_hahnNeben den Jugendkirchentagen organisierten Pilch und Hahn regelmäßige Treffen mit Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde Flacht in der internationalen Jugendbegegnungsstätte in Kreisau. „Die Nachricht vom Tod hat uns alle schockiert. Wir haben noch an Adam gedacht, als wir die Bilder vom Absturz in den Nachrichten gesehen haben, aber dass er selbst unter den Toten sein könnte, ist unfassbar“, erinnert sich Hahn, als er sich am Montag mit dem ehemaligen Flachter Gemeindepfarrer Hans-Joachim Fischer (Mainz) traf, der den 1965 in Wisla geborenen Pilch ebenfalls vom Jugendaustausch in Polen her kannte. (Einen Bericht über den deutsch-polnischen Jugendaustausch in Kreisau finden Sie hier.)

„Mit den Jahren ist eine persönliche Freundschaft entstanden“, berichtet Hahn, der sich vor allem von Pilchs Engagement für die Jugendbegegnungen, seinem Humor und seinem Sprachtalent beeindruckt zeigte. „Ohne diese Sprachkenntnisse wäre ein solch gelingender Austausch kaum möglich gewesen.“ Auch bei Pfarrerwechseln habe Pilch stets an dem Jugendaustausch zwischen Flacht und der polnischen Gemeinde festgehalten. Wie es damit jetzt weitergeht, sei noch völlig offen.

Die EKHN hat traditionell intensive Kontakte zu Kirchen in Osteuropa. Sie gehen auf das Aussöhnungsbestreben ihres ersten Kirchenpräsidenten Martin Niemöller nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Diese Aussöhnung hatte auch der dritte Kirchenpräsident Helmut Hild als eine Lebensaufgabe gesehen. 1971 führte er eine erste Delegation der EKHN nach Polen, 1973 dann erstmals auch eine Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Anschließend gründete Hild den Kontaktausschuss zwischen der EKD und dem Polnischen Ökumenischen Rat (PÖR) und führte dessen Vorsitz. Sein Amtsnachfolger Helmut Spengler führte diese Tradition fort. Seit 2000 gehört die EKHN zudem der evangelischen Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ an, die soziale Projekte dortiger Gemeinden unterstützt. Dafür wurden im Kirchengebiet rund eine Million an Spenden und Kollekten gesammelt.  

Bildunterzeile: Der tödlich verunglückte evangelische Pfarrer Adam Pilch (rechts) mit Dekanatsjugendreferent Friedhelm Hahn während eines deutsch-polnischen Konfirmanden-Austauschs im April 2007. Fotos: Bernd-Christoph Matern