Jugendkirchentag entführte in Mainz auf ein Traumschiff Drucken E-Mail

thumb_1a-schiffthumb_1a-kuenstlerMAINZ/RHEIN-LAHN. (7.Juni 2010) Am Sonntagmorgen ist mit einem Abschlussgottesdienst der 5. Jugendkirchentag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zuende gegangen. Für einen der Höhepunkte des Treffens in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt unter dem Motto „Good days & nights“ sorgte die Evangelische Jugend im Dekanat Diez. Ob als Organisatoren oder Besucher - für die jungen Christen aus den drei Rhein-Lahn-Dekanaten waren die Tage in Mainz ein ganz besonders tolles Erlebnis. Insgesamt 5000 Besucher zählten die Veranstalter an den vier Tagen, an denen 200 Programmpunkte zwischen Christuskirche, Schloss und Landtag angeboten wurden - Diskussionen, Andachten, Konzerte, Sport-Events, Workshops und Gottesdienste.

thumb_1a-schiffanstehen900 junge Leute kamen am Samstag in den Genuss einer ganz besonderen Schifffahrt. In ein wahres Traumschiff hatten die rund 40 Helfer aus dem Rhein-Lahn-Kreis die „Rhein-Star“ verwandelt, die zweimal vor dem Mainzer Schloss ablegte, um Träume wahr werden zu lassen. 90 Minuten entdecken, erleben und ausprobieren waren auf den drei Schiffsebenen angesagt. Etwa ein Dutzend Angebote rund ums Träumen erwartete die thumb_1a-schifffotosthumb_1a-schiffwellnessPassagiere.

Chillen im Schiffskino oder auf dem Sonnendeck, die eigenen Träume an einem Luftballon gen Himmel fliegen lassen thumb_1a-schiffsinnenpoder sich als Seemann und -frau ablichten lassen – das Auf und Ab über die Schiffstreppe war recht kurzweilig. Die Jugendlichen angelten Träume, erkundeten ihre Sinne bei Hör-, Tast- und Riechtests oder entspannten im Unterdeck einfach auf einer Matte während einer Massage.

thumb_1a-schifftheaterDas Zwischendeck war ganz in der Hand von Werner Schreiner und dessen Mitstreitern vom Kinderzirkus in Wiesbaden-Bierstadt. Der Künstler, der gleichzeitig Dekanatsjugendreferent des Dekanats St. Goarshausen ist, leitete die Passagiere zum Jonglieren, Balancieren und Improvisieren.thumb_1a-schiffhannekah In zauberhaften Kunststücken wurde sich dabei geübt. Meister ihres Faches waren die Bandmitglieder von „Hanne Kah“. Die Schülerin des Diezer Sophie-Hedwig-Gymnasiums heizte mit ihren Musikern und einer traumhaften Stimme auf dem Sonnendeck noch mehr ein als die Sonne von oben ohnehin schon zum Schwitzen brachte.

"Ich dachte ja erst, das sei so eine kirchliche Zwangsveranstaltung für Konfis, aber das ist ja ganz locker hier“, sagt thumb_1a-schiffgaesteTill Warkentin aus Hainau. „Das Wetter ist super, die Band klasse – das passt“, genießt der 13-Jährige aus dem Rhein-Lahn-Kreis die Schifffahrt. Dankbare Seufzer zum Himmel stoßen auch die Organisatoren vom Dekanat Diez, Gemeindepädagogin Sabine Güntner, thumb_1a-juktsabinegntnerJugendreferent Friedhelm Hahn und Dekanatsjugendpfarrer Daniel Cremers aus. „Auf festem Boden haben wir ja schon öfter Angebote für die Jugend organisiert, aber auf einem Schiff ist es schon was besonderes“, erzählt Güntner, wie die gesamte Schiffsbesatzung mit einem roten Piratentuch auf dem Kopf geschmückt. „Schließlich darf hier wirklich nichts vergessen werden, wenn man einmal abgelegt hat.“ Nach den vielen positiven Rückmeldungen zu der ebenso ungewöhnlichen wie unterhaltsamen Schiffsreise hatte sie an Land wieder gut Lachen.

thumb_1a-schiffvieleAn so viele Kinder und Jugendliche an Bord weiß sich auch Schiffsbesitzerin Bianka Rössler kaum zu erinnern. Vor allem die vielen Aktionen haben sie begeistert und zum Mitmachen animiert. „Ich finde es immer wieder toll, wenn für Kinder und Jugendliche etwas angeboten und gemacht wird. Das muss man einfach unterstützen“, so Rössler. Als der Rhein-Star wieder am Steiger A vor dem Mainzer Schloss festmacht, sind die Konfirmanden darauf um abenteuerlich-unterhaltsame anderthalb Stunden reicher und am blauen Himmel ziehen fast 900 bunte Luftballons mit jugendlichen Träumen ihre Bahnen. Texte und Fotos: Bernd-Christoph Matern

Das Wiesbadener Tagblatt hat ein Video mit starken Eindrücken von der Schifffahrt ins Netz gestellt, das Sie hier finden.

 

4500 orangefarbene Schals verkauft 

thumb_1a-herzlichwillkommenjuktthumb_1a-willkommenbandMAINZ. „Herzliche Willkommen“ – dafür standen an den Eingängen zum Jugendkirchentag viele ehrenamtliche Mitarbeiter parat. So wie hier am Container der Wiesbadener Stadtjugendpfarrerin Astrid Stephan empfingen noch andere freundliche Menschen die Gäste des fünften „JUKT“. Tony Jung-Hankel, Tina Wiebking und Tanita Groß hielten für die Besucher außerdem kleine Shop-Artikel parat: Trinkbecher mit Jugendkirchentags-Label und Schlüsselbänder etwa oder sie verschenken Gummibärchen. Am besten haben sich die orangefarbenen Schals verkauft. 4500 gingen allein an den ersten drei Tagen weg. Ein schöner Beleg, dass der ambitionierte Jugendkirchentag sein Publikum findet.

Innenminister Bruch lobt ehrenamtliches Engagement

MAINZ/RHEIN-LAHN. Viel Polit-Prominenz gab sich beim Jugendkirchentag die Ehre, insbesondere die Landespolitiker waren stark vertreten. Kein Wunder, lagen die Hauptaktionsflächen während des Kirchentags „der kurzen Wege“ doch thumb_1a-bruchdirekt vor dem rheinland-pfälzischen Landtag und der Staatskanzlei. So nahm am Samstag auch der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch bei Jugendlichen aus seiner Heimat, dem evangelischen Dekanat St. Goarshausen, Platz und fragte wie ihnen die Tage gefallen.

Mit Mainz wurde zum ersten Mal die Landeshauptstadt als Veranstaltungsort für den Jugendkirchentag ausgewählt. Das freute Bruch, der auch Mitglied der EKHN-Landessynode ist, besonders. „Was mich neben der Vielfalt an Angeboten an den Jugendkirchentagen am meisten beeindruckt, ist das ehrenamtliche Engagement, das damit verbunden ist“, so Bruch. „Toll ist auch, wie viele Menschen bereit sind dabei immer wieder als Betreuer zu agieren.“

Nicht nur aus dem Dekanat St. Goarshausen waren viele Jugendliche angereist. Den Eröffnungsgottesdienst an Fronleichnam hatte bereits das Team des von HeavenUp, zu dem auch Jugendliche aus dem Dekanat Nassau gehören, gestaltet. (bcm)

 

Bleibende Bibelarbeiten zum Tagesbeginn

MAINZ/RHEIN-LAHN. „Die lassen sich echt was einfallen, gestern ging es um Engel, heute ums Abgeben“, sagt Tobias Landman aus Holzheim. Der 14-Jährige hat seinen Juki-Tag am Samstag mit einer Bibelarbeit am Ernst-Ludwig-Platz begonnen. Pfarrthumb_1a-murmelnerin Ulrike Trautwein aus Frankfurt erzählt dort Jugendlichen und vielen Erwachsenen die biblische Geschichte vom Kamel, das eher durch ein Nadelöhr passt als dass ein Reicher in den Himmel kommt.

Viel Reichtum haben die jungen Leute noch nicht, aber Trautwein bittet sie während einer Fantasiereise an einen schönen See auf einen Zettel aufzuschreiben, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Der Zettel verschwindet in der Hosentasche. Die Pfarrerin erzählt von Franz von Assisi, der in extremer Form der Aufforderung Gottes gefolgt ist, all seine Reichtümer abzugeben. Das Bild vom Kamel und dem Nadelöhr sei ein „krasses“, so Trautwein, aber sicher genauso gemeint und nicht etwa im übertragenen Sinne.

Die Jugendlichen folgen Trautweins Aufforderung, untereinander darüber zu reden, an was das Herz hängt und was jeder nur ungern abgeben würde. „Was hältst Du fest? Was hält Dich fest?“, fragt sie. Gut fünf Minuten tauschen sich Mädchen und Jungen im Schutz der Sonnenschirme aus. Am Ende der „Murmelgruppen“ fasst die Pfarrerin zusammen, was „Abgeben“ so schwer macht: „Vielleicht ist es Angst, Bequemlichkeit, Eitelkeit, die die eigenen Interessen am wichtigsten nimmt?“

thumb_1a-klingeltonglockenOb die Jugendlichen einiges von den Gedanken festhalten? Zumindest eine bunte Murmel wird sie an den Tagesauftakt erinnern, die Trautwein am Ende verteilt. „Die kann man immer wieder anfassen und sich an die Gedanken erinnern“, findet Ramona Weyl aus Flacht. „Und den Zettel mit dem, was mir wichtig ist, kommt in mein Tagebuch“, verrät Anna Szeheres aus Niederneisen. „Das war ein schöner Auftakt für den Tag, mal was anderes als der normale Gottesdienst“, sagt Tobias Landman und macht sich nebenan gleich ans nächste Werk, um eine Gedankenblase zu gestalten, die ebenfalls noch lange an den Jugendkirchentag erinnern soll. In Erinnerung wird den Flachtern auch der Beginn der Andacht bleiben, als Trautwein nach den Glocken fragte, die normalerweise den Gottesdienst eröffnen. Ramona Weyl hielt kurzerhand ihr Handy an Trautweins Mikrofon, auf dem sie Glocken als Klingelton abgespeichert hat. (bcm)

 

Haus der Jugend wird zur Kreativwerkstatt

MAINZ/RHEIN-LAHN. In einen Musentempel hat sich das Mainzer Haus der Jugend zum Jugendkirchentag verwandelt. thumb_1a-trommel-werkstattMalen, Singen, Tanzen, Trommeln – ein breites Spektrum kreativer Angebote füllt die Räume und den Platz davor.

thumb_1a-rockwerkstattNadine Schmidt aus Offenbach hat sich für die Kellerräume entschieden. „MTV meets Mainz“ ist der Titel der Rockwerkstatt, in der dort erfahrene Rocker wie Guillaume Schleif von der Frankfurter Rockband „More than human“ den jungen Musikern Töne und Rhythmen beibringen. „Wir spielen seit einem Monat zusammen“, sagt Nadine, die zusammen mit Marco Müller (Gesang), Steffen Albert (Schlagzeug), Moritz Borm (Gitarre) und Paul Schneider (Bass) die Band „Skill Full“ gegründet hat und für die Tipps und Kniffe sehr dankbar ist, die ihnen „Altrocker“ Schleif beibringt. „99 Luftballons“ von Nena hat er für die Gruppe ausgesucht, die in unterschiedlichsten Varianten einstudiert wird. „Wollen wir’s ein wenig rappiger nehmen?“, fragt Schleif, und die jungen Leute lassen sich nicht lange bitten. „Jetzt bin ich voll drin“, sagt Schlagzeuger Steffen Albert.

thumb_1a-hiphopwerkstattEin Stockwerk höher übt Fabian Keller aus Oelsberg die richtigen Tanzschritte dazu ein. Die Frankfurter Hip-Hopper Aylin Yesilay und ihr Partner Eddy Okun sind ebenso gut drauf wie ihre jungen Schützlinge aus den EKHN-Kirchengemeinden. „Wir haben hier den ganzen Tag über Betrieb“, sagt Yesilay. Am Abend kann wer möchte, die Erlernten Schrittfolgen, Arm- und Körperbewegungen vor dem Haus der Jugend den Passanten vorführen. „Man kommt ganz schön ins Schwitzen, aber es macht tierisch Spaß“, zieht Fabian Keller Bilanz nach 60 Minuten Hip-Hop. Dann geht es weiter zum Malen. (bcm)

Polnische Christen holen sich Anregungen

MAINZ/WARSCHAU/FLACHT. Sie haben mit Sicherheit eine der längsten Anreisen zum Jugendkirchentag hinter sich: Joanna Ptaszynska, Michal Bauer und Adrian Lazar begleiten eine Konfirmandengruppe aus Warschau nach Mainz. Schon am Mittwoch sind sie im evangelischen Dekanat Diez und der Kirchengemeinde Flacht empfangen worden, zu dem die polnische Gemeinde schon seit zehn Jahren eine Freundschaft pflegt.

thumb_1a-polnischegaesteAdrian Lazar leitet diesmal die junge Warschauer Besuchergruppe und hat sich bereits Einiges für die Jugendarbeit in der Heimat abgeguckt. „Wir sind eine sehr kleine Gemeinde, einen Fluss haben wir auch, aber wir würden nie solch ein großes Schiff mit Jugendlichen voll bekommen“, schmunzelt der polnische Theologiestudent in englischer Sprache. So verständigen sich die polnischen Konfirmanden auch mit den Gleichaltrigen, die sie aus dem Dekanat Diez zum Kirchentag begleiten. Besonders beeindruckt hat Lazar einen Taizé-Gottesdienst. „Gehört hatte ich davon schon viel, aber noch nie einen erlebt“, sagt der 24-Jährige. „Das könnte ich mir auch für uns vorstellen.“

 Ansonsten hat seine Gruppe viel Freude in Mainz und staunt über die Frömmigkeit, die ihr dort begegnet. „Das ist eine ganz andere Art und Weise über Gott zu reden als wir das kennen“, so der Theologiestudent. Die Größe des christlichen Jugendtreffens beeindruckt auch Michal Bauer aus Warschau, der zum ersten Mal am Austausch teilnimmt. „Solch große Veranstaltungen gibt es bei uns gar nicht“, staunt er. Adrian Lazar leitet zum ersten Mal die deutsch-polnische Begegnung. „Das hatte ich Adam Pilch noch im März versprochen.“ Pilch, der den Austausch mit der Flachter Kirchengemeinde und der Diezer Dekanatsjugend zehn Jahre pflegte, kam im April ums Leben, als das polnische Regierungsflugzeug in Smolensk abstürzte. (bcm)

 

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