Jung: Als Kirchenpräsident Pfarrer sein Drucken E-Mail

thumb_1applaus_rlkklthumb_1jung-medienFRANKFURT/RHEIN-LAHN. (29. September) Dr. Volker Jung wird als neuer Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Januar die Nachfolge des in den Ruhestand gehenden Prof. Dr. Peter Steinacker antreten. Der 48-jährige Dekan aus Lauterbach (Dekanat Vogelsberg) erhielt in einem zweiten Wahlgang von den Synodalen sechs Stimmen mehr als der Wiesbadener Propst für Südnassau, Dr. Sigurd Rink.

Drei Stunden dauerte es, bis die anwesenden knapp 160 stimmberechtigten Mitglieder der EKHN-Landessynode am Samstagvormittag in Frankfurt über die geistliche Leitung der knapp 1,8 Millionen Mitglieder zählenden Landeskirche entschieden hatten. Schon im ersten Wahlgang lag Jung mit 61 Stimmen drei vor Rink. Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau , erhielt dabei 37 Stimmen und zog seine Kandidatur zurück.

Gern und Rink waren die ersten, die dem designierten Kirchenpräsidenten mit einer Umarmung gratulierten. „Darauf war ich nicht vorbereitet“, waren Jungs erste Worte nach seiner Wahl an die Synode, bevor eine lange Schlange Synodaler ihm zur Wahl gratulierte. Jungs achtjährige Amtszeit beginnt am 1. Januar.

Begleitet von einem Großaufgebot an Medien wie es sie in der 60-jährigen Geschichte der Landeskirche bei einer Wahl noch nicht gab, so Präses Prof. Dr. Karl Heinrich Schäfer, hatte die Tagung am Samstagvormittag im Frankfurter Dominikanerkloster begonnen. Schäfer dankte allen drei Kandidaten für ihren immensen Einsatz und deren Belastungen im Vorfeld der Wahl. Bevor die Wahlurnen durch die Reihen gingen, hatten die Drei noch einmal Fragen aus der Synode beantwortet. Außerdem skizzierten sie in 15-minütigen Vorträgen, wie sie sich die EKHN im Jahr 2025 vorstellen und was sie als Kirchenpräsident dazu beitragen wollen, dies zu erreichen.

Jung schilderte dabei seine Visionen von gut besuchten Gottesdiensten und einer lebendigen Kirche, die alle Generationen anspricht. Dazu sei unter anderem eine engere Zusammenarbeit der Gemeinden über die eigenen Grenzen hinweg notwendig, der „Teamgedanke“ müsse in der theologischen Ausbildung mehr Gewicht bekommen und im Haus der Kirche dürfe nicht an zu vielen Ecken gleichzeitig gebaut werden. „Vordenken, planen, motivieren, Prozesse organisieren, zusammenhalten, für Klarheit sorgen“, nannte Jung unter anderem als seine künftigen Aufgaben. „Ich möchte als Pfarrer Kirchenpräsident werden und als Kirchenpräsident Pfarrer sein“, so Jung.

Zu den rund 200 persönlichen Gratulanten zählte auch der rheinland-pfälzische Innenminister und Synodenmitglied Karl Peter Bruch. „Es haben sich drei hervorragende Kandidaten zur Wahl gestellt“, sagte Bruch. „Mein Eindruck ist, dass derjenige die meiste Zustimmung gefunden hat, der die Ortskirchen in den Mittelpunkt gerückt hat.“ Im Namen der Landesregierung zeigte er sich über die hohe Kompetenz der Kandidaten erfreut und sagte ihnen und Jung eine Fortsetzung der guten Zusammenarbeit in den vielen Berührungsbereichen zwischen Staat und Kirche zu. Ein Drittel des Kirchengebiets liegt in Rheinland-Pfalz.

Der Kirchenpräsident, also einer, der dem Wortsinne nach vorn sitze, solle nach der Bibel ein Hirte und Bischof der Menschen und Gemeinden sein, erklärte der Diezer Dekan Hans-Otto Rether nach der Wahl. „Also einer, der darauf sieht, was die Menschen bewegt, und der ihnen so ein Ansehen gibt.“ Jung kenne er als einen Mann, der verschiedene Meinungen ruhig anhört und auch auseinanderstrebende Positionen vermitteln wolle. Rether: „Ein Mann des Ausgleichs und der Praxis.“

„Ich wünsche mir, dass er das Vertrauen der Gemeinden erlangt und rechtfertigt“, sagte Pfarrer Robert Kuhn-Ristau aus Hahnstätten nach der Wahl „und dass sich viele seiner Visionen verwirklichen.“ Dass es der Kirche gelingt, auch Menschen zu erreichen und einzubeziehen, die nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, wünschte sich Dieter Zorbach (Dekanat St. Goarshausen). „Eine klare Linie in der Führung, damit man weiß, wo man dran ist. Das schafft dann auch Vertrauen“, formulierte der Präses der Diezer Dekanatssynode, Dr. Dieter Bandell, seine Erwartungen an den Gewählten.

Klarheit erhoffen sich nicht nur erfahrene Synodale von der künftigen geistlichen Spitze der Landeskirche. „Ich würde mir mehr Transparenz in Strukturen und Entscheidungsprozessen der Landeskirche wünschen“, sagte Andreas Bloch aus Lahnstein, als Jugend-Delegierter Mitglied der Synode, aber ohne Stimmrecht. Überrascht habe ihn die Gleichwertigkeit der Kandidaten in ihrer Vorstellung. „Ich fand die Vorstellungen von der Kirche im Jahr 2025 sehr interessant, das gilt es jetzt aber auch konkret umzusetzen und klar nach außen darzustellen.“ (Bernd-Christoph Matern)