Junge Leute aus Rhein-Lahn-Kreis erleben in Afrika unvergessliche Wochen Drucken E-Mail

thumb_1allekrankenhausibambathumb_1a-schulbesuchRHEIN-LAHN. (21. August 2013) Kein fließendes Wasser, kein Strom, keine Toilette – und das drei Wochen lang. Mancher deutsche Schüler oder Student wusste im Urlaub sicher bequemere Stätten anzusteuern. Acht junge Leute aus dem Rhein-Lahn-Kreis zogen es vor, ihre Ferien in ärmlichen Verhältnissen im Norden Tansanias zu verbringen und dabei auch noch tüchtig zuzupacken. Und doch: Alle kehrten mit dem Gefühl einer großen Bereicherung aus Afrika zurück in die Heimat.

Mit ihrem Aufenthalt in Tansania festigten die 18- bis 28-jährigen Frauen und Männer die seit mehr als 30 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen dem evangelischen Dekanat Nassau und dem tansanischen Partnerdistrikt Mabira. „Da war wirklich jeder Tag etwas Besonders“, schwärmt auch Dietmar Menze, Mitglied des Arbeitskreises Nassau-Mabira, von der Begegnung. Für die „etwas anderen“ Ferien 7.000 Kilometer fern der Heimat und jeglichen Komforts hatte auch er mit seiner Frau Heidi nicht nur den Urlaub geopfert, sondern die Begegnung junger Afrikaner und Deutscher mit einem großen organisatorischen Aufwand überhaupt erst ermöglicht.

thumb_1a-kattisteine„Die Chance, eine fremde Kultur so hautnah kennen zu lernen, bekommt man nicht oft im Leben“, erklärt Sebastian Köpper (20) aus Bad Ems, warum er an der Reise teilnahm. „Wir haben ein Stück Afrika erlebt, wie es wirklich ist, live, keine Safari, kein Touristenprogramm“, ist David Metzmacher aus Dausenau dankbar für die Zeit und Erfahrungen in Mabira, „die sicher noch lange nachwirken werden“, hofft der 19-Jährige. „Diese unglaubliche Herzlichkeit, mit der wir als Wildfremde – auch in den Gastfamilien – empfangen wurden, war einfach beeindruckend“, sagt die 21-jährige Lehramtsstudentin Carmen Stricker aus Allendorf. Mit Katharina Matern (19) aus Singhofen teilte sie sich ein Zimmer in einer der Gastfamilien. „Die strahlenden Augen und vielen Kinder, die uns wohl aufgrund unserer Hautfarbe ständig thumb_1a-kuechedscn0688nachliefen, das sind Eindrücke, die man nie vergisst“, sagt Matern. Besonders beeindruckt waren die Beiden auch von dem vielfältigen Essen, mit dem sie in ihren Gastfamilien versorgt wurden. Statt wie von zuhause gewohnt nur mit einer Beilage gab es dort gleich mehrere zur Auswahl. Und so improvisiert die Küchen (rechtes Foto) in Mabira auch aussehen mögen – das Ergebnis hat immer geschmeckt. 

thumb_1a-plantagen-arbeitdscn8947Arbeit und Besuche bestimmten die Vormittage der jungen Tansania-Besucher aus Fachbach, Frücht, Bad Ems, Nassau, Singhofen, Kördorf und Allendorf. Beim Lockern des Bodens auf den Shambas, den Bananenplantagen, flossen viele Schweißtropfen; beim Formen und Brennen von Steinen für den Bau eines Pfarrhauses blieb keines der in Deutschland extra für die Begegnung bedruckten T-Shirts weiß. Außerdem halfen die jungen Leute beim Pflücken und Trocknen von Kaffeebohnen. Besuche in Schulen, einer Krankenstation und einem Krankenhaus standen auf dem Programm.

Am Nachmittag wurde meist die Kirche einer Siedlung in Ibamba zum Treffpunkt mit jungen Leuten der Gastgeber-Region. Nicht nur Fußballspiele prägten das Miteinander, sondern auch Gespräche über die beschwerliche Wasserversorgung, das Verhältnis zwischen Jung und Alt, die Rolle der Frau oder die hohe Rate an Aidserkrankungen gab es. „Zuerst fiel die Verständigung noch etwas schwer, weil nicht alle Englisch können“, erzählt Sebastian Köpper, aber später verstanden sich junge Einheimische und Fremde auch „mit Händen und Füßen“.

thumb_1a-gottesdienstl1050006Für die drei Sonntagsgottesdienste wurden Lieder einstudiert in Deutsch, Englisch und Kisuaheli. „Die Atmosphäre dabei ist nicht mit hiesigen Gottesdiensten zu vergleichen“, sagt Viktoria Köpper. In den mit Hunderten vollgestopften einfachen Häusern wurde fröhlich gesungen und getanzt; die Gäste aus Deutschland wurden zum Mitmachen animiert. „Als beim letzten Gottesdienst alle rausgegangen sind und dann mit Abschiedsgeschenken wiederkamen, war das ein sehr bewegender Moment für mich“, so die 23-Jährige, der bewusst wurde, in welchem Luxus sie lebt. „Allein unsere Mobilität ist für diese Menschen unvorstellbar.“ Katharina Matern nennt thumb_1a-schulklassedscn0426neben der scheinbar so selbstverständlichen Nutzung von Wasser und Strom noch ein Beispiel für den Wohlstand in der Heimat: „Hier jammern wir, wenn Schulklassen mal einige Leute mehr aufnehmen sollen. Dort haben wir eine Schule besucht, in der mehr als 1000 Schüler von ganzen acht Lehrern unterrichtet werden, haben Klassenräume gesehen, die kaum größer als unsere waren, in denen 100 Schüler saßen.“

In schlechter Erinnerung bleibt David Metzmacher ein Lehrer, der Schüler verprügelte. „Ich wäre am liebsten dazwischen gegangen, aber wahrscheinlich hätte es nicht wirklich dazu beigetragen, diese Erziehungsmethode länger als für diesen Moment zu stoppen.“ Am positiven Nachhall der Reise, der vor allem auf der unvoreingenommenen Herzlichkeit und Freundlichkeit der Gastgeber beruhte, ändere das nichts. „Hoffentlich bleibt sie den Menschen in Mabira auch bei einer steigenden wirtschaftlichen Entwicklung noch erhalten“, wünscht sich Dietmar Menze Als kleiner Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung, die oft mit einem nicht immer positiven Wertewandel einhergehe, kommen ihm die Kaugummis in den Sinn. die die Gruppe neben Wasserfiltern, Medikamenten, Kleidern und anderen Gastgeschenken nach Tansania mitgenommen hatte: „In Mabira mussten wir den Leuten erklären, wie man sie richtig kaut – in Entebbe am Flughafen bin ich in einen hineingetreten.“

Jugendpartnerschaft gegründet

Nachhaltig soll der Besuch auch für die Partnerschaft Nassau-Mabira sein. Die jungen Leute aus Tansania und Deutschland erarbeiteten und unterzeichneten ein Konzept für eine Jugendpartnerschaft zwischen dem Distrikt Mabira und dem Dekanat Nassau. „Die Begegnung stellt einen Riesenschritt für unsere Partnerschaft dar“, resümierte der Vorsitzende des Arbeitskreises Nassau-Mabira Berthold Krebs nach der bewegenden Begegnung, die vom Dekanat, der Landeskirche und der Evangelischen Jugend in Deutschland unterstützt wurde. Spätestens in zwei Jahren soll es einen Gegenbesuch junger Menschen aus Tansania im Dekanat Nassau geben.

 

Einen Video-Beitrag über die Begegnung finden Sie hier.

Einen Radio-Beitrag von Hit Radio FFH finden Sie noch einige Tage hier ab 05:00.