Kinder erleben in Nastätten kreative Begegnungen mit Martin Luther Drucken E-Mail

thumb_1a-kitanaelp010917kreise2_becrima-NASTÄTTEN. (11. September 2017) Wie erklärt man kleinen Kindern, wer Martin Luther war? Eine Frage, die in der evangelischen Kindertagesstätte „Pusteblume“ in Nastätten seit Beginn dieses Jahres auf sehr kreative Weise beantwortet wurde. Dass die beiden federführenden Kräfte der spielerischen Bildung, Kindergarten-Leiterin Barbara Biener und Erzieherin Ursula Nold, ausgerechnet der katholischen Kirche angehören, war für sie überhaupt kein Thema. „Wir sind doch Christen“, stellt Biener klar, dass ihre eigene Konfession bei der Konzeption gar keine Rolle spielte.

Der Bildungsauftrag der Einrichtung stand vielmehr im Vordergrund, als die Beiden ihren rund 65 Schützlingen seit Januar einmal in der Woche einen Workshop zum Wirken Luthers und den Auswirkungen anboten. Schließlich taucht der Mönch 500 Jahre nach der Veröffentlichung seiner Thesen überall in der Lebenswirklichkeit der Kinder auf, ob als Playmobil-Figur, in Liedern oder bei vielen Veranstaltungen.

So brachte der wöchentliche Ausflug ins Mittelalter beispielsweise erstmals im Leben mit Federkiel und Tintenfass in Berührung, mit dem Luther die Bibel neu geschrieben hat; mit entsprechender Kopfbedeckung und Kleidung kritzelten die Kleinen drauflos. Ebenso fleißig wurde an Thesen gebastelt und genagelt. Die damals noch geläufigen Begriffe von Sünde und Gnade wurden jedoch genauso ins Heute übersetzt, wie es Luther einst mit der ganzen Bibel vom Lateinischen ins Deutsche tat. „Wir wollten den Kindern vermitteln, dass Gott alle Menschen liebt, auch wenn einer mal etwas angestellt hat“, so Biener.

Und selbst die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten sparten die Workshops nicht aus. Kett-Material machte es anschaulich: Aus einem runden Stoffkreis wurden zwei, freilich mit einer großen Schnittmenge. Biener: „Ich war erfreut überrascht, wie toll und sachlich die Kinder ihren Eltern und Großeltern beim Abholen im Flur oft erklärten, was es mit thumb_1a-kitanaelp010917kekse2_becrima-den unterschiedlichen Kreisen und Figuren darauf auf sich hat“.

Viele Eltern waren eingebunden, als zuletzt eine ganze Projektwoche zu Luther und der Reformation die thematische Beschäftigung mit dem Jubiläumsjahr krönte. Gemälde mit dem Konterfei des Mönchs, Leporellos, die Luthers Sinneswandel nach einem Gewitterblitz beschrieben und kleine Lutherrosen aus Bügelperlen entstanden. Die Küche der Einrichtung mutierte zur großen Reformations-Bäckerei, die duftende Kekse und Plätzchen entstehen ließ. Das Einstudieren fröhlicher Lieder durfte angesichts des Musikliebhabers Martin Luther nicht fehlen.

thumb_1a-kitanaelp010917rose_becrima-thumb_1a-kitanaelp010917luther3_becrima-Die kreativen Künste und leckeren Ergebnisse aus Workshops und Projektwoche standen als Höhepunkt der Woche noch einmal während einer Andacht mit Gemeindepfarrerin Anne-Bärbel Ruf-Körver im Mittelpunkt. Die begrüßte im schwarzen Talar rund um die mit Kunstwerken und bunten Tüchern kreierte Lutherrose in der Mitte des Raums nicht nur Kinder, Eltern und Großeltern, sondern auch Martin Luther in historischem Gewand. Der erkundigte sich nach den Lateinkenntnissen der Kleinen. Dass es da keine Antwort gab, wundert nicht wirklich. „Seht ihr: Wenn man von Gott in einer Sprache spricht, die keiner versteht, dann geht's auch nicht ins Herz“, zeigte Luther alias Pfarrer Kristian Körver Verständnis und forderte Klein und Groß dazu auf, sich umeinander zu kümmern.

Von Markus Ziegler begleitet schmetterten ihm die Kinder noch lautstark das Lied „Bei Gott bist du ein Champion“ entgegen. Und wenn Mamas und Papas in diesem Jahr ausnahmsweise am 31. Oktober nicht arbeiten gehen müssen, dann wissen sicher im Gegensatz zu manchen Erwachsenen zumindest die Pusteblume-Kinder aus Nastätten, was der Grund dafür ist: ein Mönch namens Martin Luther. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Spielmaterial (oben links) erläuterte den Kindern sogar die Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Martin Luther höchstpersönlich schaute sich die als Lutherrose drapierten Ergebnisse von Workshops und einer Projektwoche an, mit denen sich die evangelische Kindertagesstätte Pusteblume mit Martin Luther und der Reformation beschäftigte. Heiß begehrt waren die in der Woche gebackenen Lutherkekse. Fotos: Matern