Kirchensynode trifft personelle Entscheidungen für Amtszeit bis 2022 Drucken E-Mail

thumb_1a-ks020616rl-synodale_becrima-FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (4. Juni 2016) Dr. Ulrich Oelschläger (Worms) ist mit großer Mehrheit erneut zum Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gewählt worden. In ihrer konstituierenden Sitzung, die heute in Frankfurt endet, trafen die Delegierten der Zwölften Kirchensynode noch andere wichtige Personalentscheidungen zum Auftakt der sechsjährigen Legislaturperiode.

thumb_1a-ks020616saal_becrima-Dem auf 140 Synodale verkleinerten „Parlament“ der evangelischen Landeskirche gehören vier Personen aus dem Rhein-Lahn-Kreis als Vertreter des evangelischen Dekanats Nassauer Land an. Neben Pfarrerin Yvonne Fischer (Lahnstein-Friedland) und Frank Puchtler (Oberneisen) erstmals auch Astrid Ellermann (Aull) und Bärbel Goerke (Reichenberg).

Für Astrid Ellermann war es als Mitglied des Benennungsausschuss, der die Wahlvorschläge für Kirchensynodalvorstand und die Ausschüsse vorbereitet, eine sehr arbeitsreiche Premiere im obersten Entscheidungsgremium der Landeskirche. „So viel anders als auf Dekanatsebene ist es aber auch nicht“, sagte die letzte Vorsitzende des ehemaligen Dekanats Diez. „Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell manche Entscheidung getroffen ist und wie man sich an anderen dagegen die Zähne ausbeißt – das ist eben gelebte Demokratie.“

Bärbel Goerke kennt die Stadt Frankfurt als Controllerin im Bankgewerbe zwar bestens, das Gebäude des Dominikanerklosters, wo die Kirchensynode traditionell mindestens zweimal jährlich tagt, war ihr noch neu. „Aber Yvonne Fischer hat mich an die Hand genommen, damit ich mich nicht verlaufe.“ Es sei spannend, mit entscheiden zu können, wie sich die evangelische Kirche positioniert. Eins fiel ihr bereits am ersten Sitzungstag angenehm auf: „Hier herrschen Respekt und ein gutes Miteinander, man spürt, dass alle das gleiche Ziel haben, das verbindet.“

thumb_1a-ks020616reihen_becrima-Als „guten Start“ in die neue Legislaturperiode bezeichnete Frank Puchtler die Wiederwahl von Präses Oelschläger und die personellen Entscheidungen. Wichtig in der Arbeit der Synode ist für ihn, dass Kirche Volkskirche bleibt und sich als solches auf allen Ebenen in der Gesellschaft für ein gelingendes Miteinander einbringt. „Was unsere Kirche schon immer gut macht: dass sie aus ihrer christlichen Überzeugung heraus klar Position bezieht, wenn es um aktuelle Themen und Entwicklungen geht“, sagte Pfarrerin Yvonne Fischer, wie Puchtler seit 2010 Mitglied der Synode. Die wachsende Armut im Land, die Flüchtlingsfrage, die Lärmbelastung durch Flugverkehr oder Züge im Mittelrheintal, den Sonntagsschutz und den Umgang mit Menschen, die keiner Kirche angehören, nennt die Theologin Beispiele, auch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen, insbesondere dem Islam, zählt sie dazu. „Und es macht Spaß, dabei mit diskutieren, gestalten und entscheiden zu dürfen“, so Fischer.

Alle vier Vertreter des Dekanats Nassauer Land wurden während der Sitzung in Ausschüsse der Gesamtkirche gewählt. So arbeitet Pfarrerin Yvonne Fischer wieder im Ausschuss für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung mit, Astrid Ellermann im Benennungsausschuss, Frank Puchtler im Bauausschuss und Bärbel Goerke im Rechnungsprüfungsausschuss.

Die Ausschussmitglieder nehmen gesamtkirchliche Verantwortung wahr und tagen zwischen den Synodaltagungen, um inhaltlich Fachfragen und Gesetzentwürfe zu diskutieren und vorzubereiten. Bernd-Christoph Matern

Globale Verantwortung von Christen

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung wies vor den Synodalen auf die weltweiten Beziehungen und die globale Verantwortung der protestantischen Christinnen und Christen hin. Dazu gehöre unter anderem die Hilfe für Flüchtlinge, der Einsatz in Friedensfragen und das Engagement für den Erhalt der Umwelt, erklärte Jung in seinem Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft. Jung erteilte dem „Ruf nach Abschottung“ sowie „Tendenzen zu neuen Nationalismen“ angesichts der weltweiten Herausforderungen eine klare Absage. „Wer meint, auf nationalstaatliche Regression setzen zu können, verweigert sich grundlegenden christlichen Gedanken“, erklärte Jung.  

Aktuelle Berichte und Videos zur Synode wie etwa den Bericht des Kirchenpräsidenten Volker Jung finden Sie hier oder auch über den Facebook-Auftritt der EKHN. 

Zum Foto (links oben):
Die Synodalen des evangelischen Dekanats Nassauer Land gratulierten dem alten und neuen Präses der Landessynode der EKHN Dr. Ulrich Oelschläger (2. von links) zur Wiederwahl (von links): Frank Puchtler (Oberneisen), Astrid Ellermann (Aull), Bärbel Goerke (Reichenberg) und Pfarrerin Yvonne Fischer (Friedland). Fotos: Matern 

Hintergrund Synode

Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das „maßgebende Organ“ der hessen-nassauischen Kirche. Sie erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter und beschließt den Haushalt. Als das maßgebende Organ geistlicher und rechtlicher Leitung trifft sie auch wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale Arbeitsgruppen bereiten die Entscheidungen vor. Geleitet wird die Synode vom Kirchensynodalvorstand mit einem oder einer Präses. Gemäß Kirchenordnung sollen möglichst zwei Drittel der gewählten Synodalen nichtordinierte Gemeindemitglieder sein, ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat rund 1,6 Millionen Mitglieder in 1151 Gemeinden und 2016 einen Jahresetat von rund 578 Millionen Euro. Ihr Kirchengebiet reicht in etwa von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden. Rund ein Viertel des Kirchengebiets gehört zwischen Bad-Marienberg und Worms auch zu Rheinland-Pfalz. (vr)