Klingelbach macht Wieczorek Wechsel in die Schweiz schön schwer Drucken E-Mail

thumb_1a-vawi190114dsv_becrima-KLINGELBACH/EINRICH. (22. Januar 2014) Mit einem festlichen und anrührenden Gottesdienst ist Jürgen Wieczorek als Gemeindepfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Klingelbach verabschiedet worden. Der 52-Jährige wechselt nach fast zehnjähriger Amtszeit in die Schweizer Kirchengemeinde Innertkirchen im Berner Oberland, um sich dort wieder mehr den pastoralen Aufgaben eines Pfarrers widmen zu können, wie er seiner Gemeinde erklärte.

 

Schon das mit so vielen kleinen und großen Besuchern gefüllte Gotteshaus bewegte den scheidenden Seelsorger. „Ich bin sehr dankbar, dass ihr mir den Abschied so schön schwer macht“, sagte Wieczorek im Gottesdienst, den Prodekanin Maike Kniese und Pfarrer Jürgen Schmidt (Rettert) mitgestalteten. Letzterer übernimmt die Vakanzvertretung für die Kirchengemeinde. Kniese, die ihren Amtsbruder für seinen weiteren Berufs- und Lebensweg segnete, dankte ihm im Namen des Dekanats Diez für dessen engagiertes Wirken und die zuverlässige Mitarbeit, sein „Hören, Sehen und Spüren“ und wie er den ihm wichtigen Segen Gottes an die Menschen weitergegeben habe.

Vom Aufbruch, dem Wechsel von Räumen und dem Suchen und Finden von Gottes Segen thumb_1a-vawi190114kvhoder_becrima-thumb_1a-vawi190114wiallein_becrima-sprach Wieczorek in seiner Abschiedspredigt und erinnerte unter anderem an Mose als einen äußeren und Elias als einen inneren Befreier, die Jesus auf einem Berg erschienen waren. Während er in eine neue Region und Aufgabe aufbreche, ermutigte Wieczorek die Gemeinde, „frohgemut hierzubleiben“.

Dass dies nicht leicht fällt, kam in den folgenden Wortbeiträgen immer wieder zum Ausdruck. Wolfgang Müller vom Klingelbacher Kirchenvorstand deutete auf Krippe und Weihnachtsbotschaft hin und stellte fest, dass die Klingelbacher Krippe etwas durcheinander geraten sei, weil sämtliche Figuren zu Wieczorek gewandt waren. Jürgen Hoder, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender, machte keinen Hehl daraus, dass sich Hände und Füße zunächst gegen Wieczoreks Pläne gewehrt hätten „weil es das Herz nicht wahrhaben wollte“.

Gleichzeitig zollte er dem Theologen Respekt für die mutige Entscheidung und nannte als dessen Stärken: auf Menschen zuzugehen, sie zu begeistern und ihnen Sicherheit zu geben. „Den zweiten Weihnachtsbaum aus der Kirche zu verbannen, hätte sich nicht jeder erlauben können“, so Hoder. Unter Wieczoreks Leitung habe sich die Gemeinde weiterentwickelt zu lebendigen Zeugen des Glaubens. Applaus gab es auch für Hoders Lob auf die Predigten Wieczoreks, die für „einen verständlichen Zugang zum Wort Gottes in heutiger Zeit“ gesorgt hätten.

thumb_1a-vawi190114sennehund_becrima-Sämtliche Generationen machten im Gottesdienst mit; so buchstabierten etwa Kinder der evangelischen Kindertagesstätte Katzenelnbogen mit ihrer Leiterin Marion Thielmann einen entzückenden „Herzlichen Dank“ durch, Jugendreferent Markus Habig erinnerte an die für Kinder und Jugendliche fruchtbare Zusammenarbeit und Melanie Klöppel rief Wieczoreks Liebe für die Musik in Erinnerung.

Der Gesang der ehemaligen Leiterin des 2005 von Wieczorek und thumb_1a-vawi190114cantemus_becrima-singbegeisterten Personen initiierten Chores Cantemus Claudia Seidel, das Orgelspiel Uwe Weilands, der Posaunenchor unter Leitung von Jürgen Müller, das Flötenquartett mit Kerstin Winter-Koch, Andrea Meissner-Kusch, Marianne Schröter und Birgrit Gemmer sowie eine Flöteneinlage von Hannah Schröder verschönerten Predigt und Gottesdienst musikalisch und rührten Wieczorek sogar zu Tränen. „Ihr habt's geschafft, das will was heißen“, so Wieczorek später.

Lang war die Liste von Rednern, die Wieczorek beim von der Singgemeinschaft Klingelbach eingeleiteten Kirchenkaffee in der Kirche noch einmal für seinen Dienst in der Region dankten. Wieczorek habe man abgespürt, mit wie viel Herzblut und Hingabe er seinen Aufgaben nachkommt, sagte etwa Dirk Roßtäuscher für die evangelische Kirchengemeinde Schönborn. Dank für die Zusammenarbeit und Segenswünsche übermittelte Bruder Friedrich Neumüller für die katholische Gemeinde. „Das ist schade für unsere Heimat“, resümierte der Landtagsabgeordnete und evangelische Landessynodale Frank Puchtler (SPD), der an den zukunftsweisenden Einsatz des Pfarrers für die Kindertagesstätte erinnerte, dessen Geduld und Verständnis bei Verhandlungen.

thumb_1a-vawi190114beifall_becrima-thumb_1a-vawi190114ogkbach_becrima-Mit den Filmhelden „Don Camillo und Peppone“ verglich Klingelbachs Ortsbürgermeister Hans-Jörg Justi in einem von der Beigeordneten Helga Müller-Balzan verlesenen Brief das gute Miteinander zwischen Kirche und Kommune. Verbandsgemeindebürgermeister Harald Gemmer nannte Wieczorek einen „Mitstreiter für unseren Einrich“. Sei die gemeinsame Trägerschaft für die Kita auch nicht immer konfliktfrei verlaufen, so seien die Verhandlungen aber stets von gegenseitiger Wertschätzung geprägt gewesen. Peter Schleenbecker und Herbert Wöll dankten im Namen der Stadt Katzenelnbogen und der Gemeinde Mittelfischbach.

thumb_1a-vawi190114wipult_becrima-"Ich würde euch gern alle mitnehmen“, sagte Wieczorek, der sowohl mit verbalen als auch unterschiedlich verpackten Segenswünschen reichlich beschenkt wurde. Ein „riesiger Schatz“ von etwa 80 für die Gemeinde arbeitenden Personen lasse ihn um die lebendige Zukunft der Kirchengemeinde nicht bange sein. „Wir können froh, dankbar und auch ein wenig stolz sein, was wir an Gemeindeaufbau gemeinsam erreicht haben“, sagte Wieczorek, bevor er mit frohem Blick nach vorn um Gottes Segen für seine und die Zukunft der Gemeinde bat. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto (links oben):
Eine Kiste voller Segensgegenstände für eine gute Rast auf der Reise überreichten Prodekanin Maike Kniese und Jürgen Hoder (rechts) im Namen des Dekanats Diez an Jürgen Wieczorek, der sich in der Schweiz wieder stärker den pastoralen Aufgaben eines Pfarrers widmen möchte. Fotos: Matern