Landessynode fordert vom Land bessere Rahmenbedingungen für Kitas Drucken E-Mail

thumb_1a-ls-270418-herrenbr_becrima-FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (30. April 2018) Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz dazu aufgefordert, die Rahmenbedingungen für den Betrieb von Kindertagesstätten zu verbessern. So reichten aktuell beispielsweise die Personalschlüssel nicht aus, um einen „gut gelebten Alltag in allen Kindertagesstätten zu gewährleisten“, heißt es in einer Resolution mit dem Titel „Für die Zukunft unserer Kinder“, die das Gremium am Wochenende verabschiedete.

Die Mindeststandards für die personelle Ausstattung der pädagogischen Fachkräfte und Kita-Leitungen müsse erhöht werden, heißt es in der Resolution. Gleichzeitig begrüßte die Synode die Abschaffung von Elternbeiträgen. Sie warnte aber davor, dass in der öffentlichen Debatte darüber der Blick auf notwendige Verbesserungen verloren gehen könnte. Gleichzeitig beschloss die Synode, eine Strategie-Kommission einzurichten, die sich mit den Herausforderungen in den evangelischen Kindertagesstätten befassen soll. Sie soll im Herbst 2019 erste Resultate vorlegen.

Einen zusammenfassenden Beitrag des Südwestrundfunks in der Sendung „Aktuell“ finden Sie hier

thumb_1a-ls-270418-puchtler_becrima-Bei einer engagiert geführten Generaldebatte über die Zukunft der Kindertagesstätten hatten zuvor zahlreiche Synodale die Kita-Arbeit als zentrale Aufgabe der hessen-nassauischen Kirche bekräftigt. „43.000 Kinder in evangelischen Kitas – das sind 43.000 Chancen“, erklärte der Landessynodale Frank Puchtler vor dem „Parlament“ der Landeskirche und forderte vehement, nicht nur über Budget-Verantwortung zu diskutieren, sondern ein klares Bekenntnis der Landeskirche für die Kitas, das sich in Schritte verwandelt.

„Ich erwarte, dass wir Motor werden für deren Entwicklung“, so Puchtler; dies in Zusammenarbeit mit allen verantwortlichen Stellen. Kirche müsse Politik und Gesetzgeber dabei mitnehmen. Den 41 Millionen Euro, die die Landeskirche für die Kitas ausgebe, stellte Puchtler, der auch Landrat ist, die mehr als 37 Millionen Euro gegenüber, die allein im Rhein-Lahn-Kreis investiert würden. Der Synodale aus Oberneisen beantragte gleichzeitig eine Verbesserung des Schlüssels für gemeindeübergreifende Trägerschaften, damit etwa aus der Dreiviertel-Stelle für die Geschäftsführung der Kitas, die in Trägerschaft des Dekanats Nassauer Land stehen, eine ganze Stelle wird.

thumb_1a-ls-270418-lsnl_becrima-„Bislang hatte ich das Gefühl, dass die Kitas in der Synode etwas hintan stehen“, sagte Astrid Ellermann (Hambach), „ich freue mich, dass die Debatte zeigt, dass dem nicht so ist“. Landessynodale Pfarrerin Yvonne Fischer (Friedland) wertete positiv, dass auch die Gebäudeunterhaltung angesprochen und mit berücksichtigt werden soll; langfristig seien gerade kleine Gemeinden damit überfordert. Sie freute sich aber, dass sich die Debatte nicht in Budgetfragen erschöpfte, sondern vom Wohl der Kinder aus geführt wurde. Fischer: „Die Kitas sind für unsere Gemeinden ein Segen“.

Dies spürte auch Kirchenpräsident Volker Jung der Debatte ab, der aber darauf hinwies, dass die EKHN im solidarischen Verbund mit anderen Landeskirchen und den Bistümern agiere. Die Kitas seien für das Selbstverständnis evangelischer Kirche enorm wichtig. Jung betonte die religionspädagogische Weiterentwicklung in den Einrichtungen vor dem Hintergrund einer sich pluralistisch verändernden Gesellschaft; und er sprach sich dafür aus, den Weg gemeindeübergreifender Trägerschaften weiterzugehen. Für die Gemeinden seien Kitas das Kommunikationszentrum, das Vernetzung im gesamten Ort leiste. „Was das bedeutet, müssen wir noch viel intensiver beschreiben und nutzen“, so Jung.

Positiv wertete Katja Wüst, als pädagogische Fachberaterin im Zentrum Bildung auch zuständig für die Kitas im Dekanat Nassauer Land, die „sehr differenziert geführte Debatte“. Eine bessere Personalausstattung sei dringend geboten, so Wüst. Auch wenn es für die jetzige Situation schon zu spät sei, wünscht sich Wüst außerdem eine stärkere Werbung um Fachkräfte und eine Aufstockung der Mittel, um mehr Ausbildungsstellen in den Kitas anbieten zu können.

Die für die Arbeit in den Kindertagesstätten zuständige Fachbereichsleiterin Sabine Herrenbrück hatte in ihrem Sachstandsbericht vor der Synode aktuelle Herausforderungen für den Bereich markiert. Dazu gehörten etwa der Wunsch vieler Eltern nach längeren Öffnungszeiten und mehr Ganztagsplätzen sowie beispielsweise gestiegene Anforderungen in Fragen der Inklusion und Integration. Hinzu käme eine hohe Nachfrage nach pädagogischen Fachkräften.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau unterhält derzeit rund 600 Kindertagesstätten. Mehr als 7.000 Beschäftigte im pädagogischen Dienst kümmern sich in ihren Einrichtungen um rund 43.000 Kinder. Sie bezuschusst den Betrieb der Kitas mit eigenen Mitteln in Höhe von 41 Millionen Euro. Im Dekanat Nassauer Land gibt es 33 evangelische Kindertagesstätten, 14 davon befinden sich in Trägerschaft des Dekanats. (vr/cm)

Mehr aktuelle Berichte über die Frühjahrstagung der Kirchensynode finden sie hier

Informationen sowie Stellenausschreibungen zu den Kindertagesstätten im Dekanat Nassauer Land finden Sie hier

Zu den Fotos:
thumb_1a-swr-lsgoh-kita0418_becrima-Die Zukunft der Kindertagesstätten bewegte nicht nur die Kirchensynode in Frankfurt. Auch das Interesse der Medien war groß, wie sich die evangelische Kirche zum Thema positioniert. Ein Kamerateam des SWR warf einen Blick in den Alltag der evangelischen Kindertagesstätte „Arche am Rhein“ in St. Goarshausen. Den Beitrag finden Sie hier . Fotos: Bernd-Christoph Matern