Lieder und Glaubenskraft Paul Gerhardts leben in Miehlen auf Drucken E-Mail

thumb_1a-miehlenpg260916hoch_becrima-MIEHLEN/RHEIN-LAHN. (13. Oktober 2016) „Mein Herze geht in Sprüngen“ war ein Abend in der evangelischen Kirche von Miehlen überschrieben, der musikalisch und mit biografischen Berichten das Leben und Wirken des Lieder-Dichters Paul Gerhardt in die Gegenwart rückte. Der 1607 als Sohn eines Gastwirts geborene Theologe gehört zu den bedeutendsten Dichtern deutschsprachiger Kirchenlieder; viele davon finden sich im Evangelischen Gesangbuch.

Die beiden Autoren und Leser Antje und Martin Schneider aus Berlin erinnerten im Chorraum des Gotteshauses nicht nur an die wichtigsten Lebensstationen des evangelisch-lutherischen Theologen, sie ließen auch viel von dessen Geist und Glaubensüberzeugungen aus dem 17. Jahrhundert aufleben. „Sein geistiges Koordinatensystem wurde geprägt von Martin Luther“, so Antje Schneider.

Dialoge, Zitate, bekannte und weniger bekannte Liedtexte sowie die bewegende Vita Gerhardts, der erst spät mit 44 Jahren als Pfarrer ordiniert wurde, brachte das Duo den Gästen im Kirchenschiff nah. Vor allem die Begegnung mit dem Kantor Johann Crüger beflügelte Gerhardts Arbeiten, der viel familiäres Leid ertragen musste wie den Tod von vier seiner fünf Kinder. Trotzdem dichtete er Choräle wie „Warum sollt ich mich denn grämen“ oder „Die güldne Sonne voll Freud und Wonne“ und das beliebte Sommerlied „Geh aus mein Herz und suche Freud“.

138 Lieder und Gedichte hat Gerhardt geschaffen; 40 davon werden in aller Welt gesungen. „Viele geistliche Lieder des 17. Jahrhunderts wurden zu Volksliedern, weil die Leute noch nicht lesen konnten“, erfuhren die Zuhörer. Dass die Begegnung mit dem dichtenden Theologen so kurzweilig und einprägsam ausfiel, war auch dem Orgelspiel von Gabriele Müller zu verdanken. Mit einem Dutzend Kompositionen von Dietrich Buxtehude, Samuel Scheidt über Johann Gottfried Walther bis hin zu Felix Mendelssohn-Bartholdy verband oder „kommentierte“ die Musikerin die Texte und Erzählungen und erschloss darüber hinaus den ganzen Klangreichtum der Miehlener Schöler-Orgel.

Und sie begleitete die Besucher bei bekannten Chorälen, die während des Abends angestimmt wurden wie etwa das „Befiehl du deine Wege“. „Seine Lieder zu singen ist sicher die schönste Form, die sich Paul Gerhardt gewünscht hätte, um an ihn zu erinnern“, meinte Martin Schneider. Herzlicher Applaus quittierte die musikalisch-geistliche Begegnung. Bernd-Christoph Matern

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Antje und Martin Schneider ließen zusammen mit Gabriele Müller an der Orgel Leben, Lieder und Glaubenskraft des Theologen Paul Gerhardt in der Miehlener Kirche aufleben. Foto: Matern