Mahnwache in Miehlen erinnert an Schicksal Mina Mannheimers Drucken E-Mail

thumb_1a-mahnwachem16schraeg_becrima-MIEHLEN. (1. November 2017) Zu einer Mahnwache mit Lesungen, Liedern und Gebeten laden die evangelische Kirchengemeinde Miehlen und die katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul Nastätten am Donnerstag, 9. November um 18.30 Uhr auf den Marktplatz nach Miehlen ein. Mit ihr wird an den 79. Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 erinnert, in der es auch in der heimischen Region zu massiven Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung kam.

Auf dem Marktplatz sollen ganz persönliche Schicksale im Mittelpunkt stehen. Die Pogrome stellen den Übergang von der seit 1933 betriebenen Diskriminierung der Deutschen Juden zu deren systematischen Verfolgung dar, die in den Holocaust mündete. Auch in Miehlen kam es in der Nacht zum 10. November zu Gewaltausbrüchen gegen jüdische Bürger, deren Wohnungen, Geschäfte und die Synagoge. In diesem Jahr wird insbesondere an die Lebens- und Familiengeschichte der Mina Mannheimer erinnert. Sie wurde am 4. Oktober 1870 in Miehlen geboren, wie das Zivilstandsregister der Kirchengemeinde dokumentiert. Sie starb 1942 in Theresienstadt.

„Am Schicksal der Mina Mannheimer wird ein typisches Stück Lebensgeschichte jüdischer Menschen deutlich“, begründet Pfarrer Michael Wallau, warum der Blick in diesem Jahr auf dieses Einzelschicksal gelenkt wird. Die Eltern Minas lebten zum damaligen Zeitpunkt in Paris. Mina kam während eines Besuches in Westerwald und Taunus vermutlich bei ihrer Tante in Miehlen zur Welt. Im Sommer 1870 hatte König Wilhelm als Kurgast in Bad Ems mit seiner „Emser Depesche“ den deutsch-französischen Krieg ausgelöst. Und so kam es, dass die Familie Mannheimer mit ihrem neugeborenen Kind nicht mehr zurück nach Paris konnte, sondern sich schließlich in Wiesbaden niederließ.

Das „Aktive Museum Spiegelgasse“ in Wiesbaden widmet ihr monatlich erscheinendes Erinnerungsblatt im November der Lebensgeschichte Mina Mannheimers. „Das war auch für uns Anlass, während der Mahnwache an ihr Schicksal zu erinnern“, so Wallau. Die junge Familie, die von einer Schneiderwerkstatt lebte, ist im Adressbuch der Stadt Wiesbaden ab dem Jahrgang 1873/74 zu finden. 1873 kam eine Schwester Minas zur Welt. Nachdem Vater, Mutter und die Schwester gestorben waren, musste Mina ab 1935 die zunehmenden Repressionen und Demütigungen alleine ertragen, ist auf dem Erinnerungsblatt des Museums zu lesen. „Im Dezember 1938 schrieb sie an die ,Bürgermeisterei zu Miehlen', dass sie gesetzlich verpflichtet sei zu ihrem bisherigen Namen noch den jüdischen Vornamen Sara anzunehmen“, heißt es auf dem Blatt.

Am 1. September 1942 wurde sie nach den Recherchen von Giesela Kunze ins so genannte „Altersghetto Theresienstadt“ deportiert. „Die unwürdigen und unmenschlichen Zustände überlebte sie nur kurze Zeit. Ihr Todesdatum ist der 16. November.“ Außerdem wird auf dem Miehlener Marktplatz die Geschichte der Familie Mannheimer vom Historiker Gerhard Buck vorgestellt.