BORNICH/RHEIN-LAHN. (23. September 2016) Eine neu entwickelte Applikation (App) für mobile Geräte hat die Initiative 55 plus-minus im evangelischen Dekanat Nassauer Land in Bornich vorgestellt. Nicht möglichst viele Freunde, sondern gute, die auch im realen Leben füreinander da sind, will das speziell für Senioren entwickelte Programm digital in Verbindung halten. Ein soziales Netzwerk, das seinem Namen im Gegensatz zu anderen auch gerecht werden möchte.
In Kooperation mit Informatikern der Fernuniversität Hagen wurde ein digitales Netzwerk mit dem Namen „MeinDorf 55plus“ entwickelt, das zum Einen die besonderen Bedürfnisse der digitalen Kontaktpflege älterer Menschen berücksichtigt und zum Anderen gleichzeitig auf eine reale Pflege sozialer Kontakte abzielt. „Der Mensch ist ein soziales Wesen und will sich auch nach dem Berufsleben noch einbringen und nicht allein sein“, sagte Initiative-Sprecher Dieter Zorbach, als er in Bornich zusammen mit Dr. Till Schümmer, Projektleiter für die konzeptionelle und technische Realisierung an der FernUni Hagen, und dem Schirmherrn des Projektes, Propst Oliver Albrecht, die App vorstellte.
Das Motto „Gemeinsam aktiv werden“ stehe seit zwölf Jahren über den Aktivitäten der Initiative und präge auch die neue virtuelle Kontaktmöglichkeit. Beziehungen aufbauen, Sicherheit geben, Handlungen anregen und reale Treffen unterstützen, nannte Till Schümmer als wesentliche Ziele der App. Im Gegensatz zu bestehenden sozialen Netzwerken hätten die Nutzer der MeinDorfApp andere Bedürfnisse. „Ihnen geht es nicht um 500 Freunde, sondern vielmehr um wenige Personen, auf die sie sich verlassen können.“ Auch Sicherheit im Datenschutz sei ein entscheidender Aspekt der Entwicklung gewesen, weshalb die App auch in keinem App-Store angeboten wird.
Die Nutzer können ihre Bekannten nach Kreisen von innen nach außen anordnen; die Privatsphäre also ganz individuell einstellen und auch wechseln. Der Austausch selbst ist ähnlich bestehender Netzwerke. Wer beispielsweise jemanden sucht, der mit dem Hund Gassi geht, entscheidet, wem er die Anfrage zukommen lässt. Die Demonstration der App machte deutlich, dass über solch alltägliche Fragen auch reale Kontakte und reale neue Initiative-Projekte hervorgehen können. Im Fall der Hundeanfrage beispielsweise eine Haustier-Betreuungsgruppe.
„Wir wollen die Kirche im Dorf lassen, solange das möglich ist“, sagte Propst Oliver Albrecht zum modernisierten Angebot der ehrenamtlich engagierten Initiative, selbst wenn sich immer mehr Institutionen und auch die Wirtschaft aus der Region zurückziehen. Die App sei zudem eine neue Form der Arbeit mit älteren Menschen, die sich nicht mehr bevormunden, sondern selbst organisieren möchten und dazu bevollmächtigt würden. Schließlich trage das Projekt dazu bei, Menschen mit einer neuen Technik vertraut zu machen, die an Bedeutung gewinnt. Das seien gute Gründe, dass das Projekt von der evangelischen Landeskirche und der Diakonie in Hessen und in Rheinland-Pfalz unterstützt werde, so der Propst.
Kirche und Diakonie haben das Förderprojekt DRIN ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um die Abkürzung für „Dabei sein – Räume entdecken – Initiativ werden – Nachbarschaft leben.“ Eine aus dem Programm finanzierte Stelle soll das Projekt in den kommenden zwei Jahren auf den Dörfern im Rhein-Lahn-Kreis in Gang setzen helfen. Eine entsprechende Ausschreibung läuft derzeit. Wer sich dafür interessiert, kann sich mit der Initiative in Verbindung setzen. Neue Praxis-Kurse zum Umgang mit neuen Medien, die die Initiative anbietet, flankieren die Entwicklung der App, die nun stückweise aus dem Test- in den Dauerbetrieb übergehen soll. Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Brunhilde Göttert, Susanne Müller und Reimond Heuser sowie Marita Zorbach demonstrierten die Möglichkeiten der neue „MeinDorf55plus“-App anhand praktischer Fallbeispiele. Dieter Zorbach und Dr. Till Schümmer erläuterten die Hintergründe, die zur Entwicklung der neuen App animierten und gingen dabei auch auf die Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Lahn-Kreis ein.
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