Neue Perspektive: Dausenauer bauen zum Brunch Kirchenbänke um Drucken E-Mail

thumb_1a-dautok110616buefett_becrima-DAUSENAU. (15. Juni 2016) Die evangelische Kirchengemeinde Dausenau war vor 20 Jahren eine der ersten innerhalb der hessen-nassauischen Landeskirche, die ihr Gotteshaus auch außerhalb der Gottesdienstzeiten für Besucher offen hielt. Ein ehrenamtliches Team sorgt seither regelmäßig für offene Türen und Führungen in der sehenswerten St. Kastorkirche. Die gab es für große und kleine Besucher während eines abwechslungsreichen Tages der offenen Kirche, mit dem die Gemeinde gleichzeitig an die vor zehn Jahren neu erbaute Orgel erinnerte.

Viel Arbeit hatte sich das Helferteam gemacht, damit das Gotteshaus erstmals zum stilvollen Ort für einen Brunch werden konnte. Die Kirchenbänke im Mittelschiff wurden abgeschraubt, um 90 Grad gedreht und an zwei Tischreihen zum Chorraum hin platziert. Die hungrigen Teilnehmer erwartete so am Vormittag neben vielen liebevoll zubereiteten Leckereien vom Büffet eine ganz neue Ansicht ihrer Kirche. Deren Chorraum und Orgel waren zudem in farbiges Licht getaucht, das wärmende Atmosphäre schuf.

thumb_1a-dautok110616hanskuchen_becrima-Knapp 30 Gäste verwöhnte das rührige Team um Kirchenvorstandsvorsitzende Heidi Jung, Ute Schäfer und „Küchenmeister“ Hans A. Walter zum ausgedehnten Jubiläumsfrühstück. Von selbstgemachten Marmeladen bis zu Knödeln und Kuchen reichte die kulinarische Auswahl, die der Kirchenvorstand kredenzte.

Am Nachmittag gab es neben der klassischen Kirchenführung mit Gerhard Schäfer, die ganzjährig zu vereinbaren sind, eine spannende Erkundungstour für die kleinen Besucher. Elke Oster-Conrad ließ die Kinder auf spielerische Weise Bilder und typische Gegenstände einer Kirche entdecken. Das Kinderkirchenteam um Inna Fischbach und Martina Weimer bastelte mit den Kleinen außerdem Minikirchen aus Tetra-Packungen und im Wald gesammeltem Schiefer und malte mit bunten Farben eine Arche Noah. Rätselfreunde konnten sich ihr Wissen mit einer Flasche Dausenauer Orgelwein versüßen.

thumb_1a-dautok110616blech_becrima-Nicht minder interessant ging es auf der Empore zu. Alexander Gebenroth und Katja Fohlmeister zeigten ein von der Hochschule Trier entwickeltes Historien-Computerspiel. Posaunenchorleiter Joachim Müller führte mit klingenden Exponaten in Spielkunst und Geschichte der Blechblasinstrumente ein. Neben unterschiedlichen Mundstücken und verschieden geschwungenen Hörnern, Trompeten und einer mehr als ellenlangen Fanfare, entpuppte sich die einfachste Form der Trompetenkunst als Hingucker: ein gerollter 1,34 Meter langer Gartenschlauch mit Mundstück, der tatsächlich einen Ton von sich gab. Ebenso bestand Gelegenheit, einen Blick hinter den prächtigen Prospekt der vor zehn Jahren von der Firma Förster & Nikolaus erbauten Orgel zu werfen und in deren Technik.

Wie hat sich das Bild der Familien in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Dieser Frage ging Gemeindepfarrerin Jasmin Schönemann-Lemaire in einem Workshop nach. Werbevideos aus fast 50 Jahren TV-Geschichte, die den Wandel des Familienbildes besonders deutlich machten, folgte ein Blick in die Bibel, in der bereits von Patchworkfamilien, Babyklappen, Scheidungen und thumb_1a-dautok110616licht_becrima-multireligiösen Familien berichtet wird. Wie modernste Technik dazu beitragen soll, dass ältere Menschen möglichst lange im vertrauten Umfeld leben können, zeigte Dieter Zorbach von der Initiative 55 plus-minus, der in der altehrwürdigen Kastorkirche eine App präsentierte, die das soziale Miteinander per Computer, Tablet und Handy ermöglicht.

Gekrönt wurde der Tag mit einem gut besuchten Konzert im Rahmen des Lahnfestivals „Gegen den Strom“. Gisbert Wüst (Orgel) und der Hornist der Rheinischen Philharmonie Armin Schmack versetzten ihr Publikum ins Schwelgen, als sie den Psalm 126 „...so werden wir sein wie die Träumenden“ musikalisch mit Werken von Ivoz, Reger, Reverie, Bach und Vivaldi umsetzten und unter anderem in barocker Spielfreude und Pracht das Gotteslob entfalteten.

Am Ende des Tages hätten sich die Veranstalter für den Mittag noch ein paar Besucher mehr gewünscht. Aber um die offene Kastorkirche kennen zu lernen, besteht in Dausenau ja oft Gelegenheit: bis zum Ende der Herbstferien ist sie außerhalb der Gottesdienstzeiten an Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Ein Audio-Guide kann ausgeliehen werden. Persönliche Führungen können auch telefonisch vereinbart werden unter 02603-6640 (Heidi Jung), -6565 (Gerhard Schäfer) oder -13246 (Hans A. Walter). Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Offene Kirche einmal anders: Neben Führungen für Groß und Klein servierte der Kirchenvorstand in der umgestalteten Dausenauer St. Kastorkirche erstmals einen Brunch. Fotos Matern