Pilger waren mit Leib und Seele auf neuem Lutherweg unterwegs Drucken E-Mail

thumb_1pilgergruppe_lutherweg_8_2016RHEIN-LAHN/RHEINHESSEN. (30. August 2016) Mit allen Sinnen pilgerten mehrere Interessenten jetzt mit Pfarrer Matthias Metzmacher über den neu ausgewiesenen Lutherweg von Osthofen nach Guntersblum. Kleine geistliche Übungen und Phasen der Stille prägten die 15 Kilometer lange Tour durch die schönen Rheinterrassen, Weinberge und Hohlwege in Rheinhessen.

 

"Vergangenheit und Gegenwart begegneten uns auf diesem alten Pilgerweg in besonderer Weise und mahnten uns, aus christlicher Verantwortung für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzutreten“, erzählt der Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung des evangelischen Dekanats Nassauer Land. So erinnerte Metzmacher beim Start der Pilgertour in der NS-Gedenkstätte in Osthofen daran, dass Martin Luther auch politisch verfolgt, geächtet und vom Tod bedroht war aufgrund seines Glaubens und seiner Überzeugungen.

Die Pilgergruppe erfuhr, dass die Insassen des ehemaligen Konzentrationslagers in Osthofen 1933, die in der Mehrzahl politische Gefangene waren, gedemütigt und schikaniert wurden, weil sie sich gegen die nationalsozialistischen Parolen stellten. „Wie gehen wir heute mit Flüchtlingen, Andersdenkenden und Verfolgten um, an den Grenzen, in den Aufnahmelagern und in unseren Gemeinden?“, fragte Metzmacher und forderte zum Nachdenken auf, was es aus der Vergangenheit zu lernen gibt.

Fragen und Gedanken, die auch mit auf den Weg und in die Stillezeiten des Weges genommen wurden. „Beides, Gutes und Böses, Leidvolles und Erfreuliches, gehört mit zu jedem Lebensweg und darf auch beim Pilgern Raum haben“, sagte Roswitha Velte-Hasselhorn, Gemeindepfarrerin von Wallerstätten, die gemeinsam mit Metzmacher den Pilgertag vorbereitet hatte. Im Blick auf den stillgelegten Atomreaktor in Biblis wurde den Pilgern die Bedrohung und die fatale Nachhaltigkeit von radioaktivem Müll mit dem damit verbundenen gigantischen Kostenaufwand bewusst. Aus scheinbar billigem Atomstrom und Milliarden von Gewinnen für die Betreiber bleiben unkalkulierbare Folgekosten und Verstrahlungsrisiken für die Allgemeinheit, so Metzmacher.

Die mächtigen Windräder am Horizont, die die Gruppe immer wieder erblickte, seien so eine Antwort auf das Aus der Atomkraftwerke in Deutschland nach dem Reaktorunfall in Fukushima. Regenerative Energien und die Bewahrung der wunderbaren Wein- und Kulturlandschaft seien Zukunftsziele zur Bewahrung der Schöpfung. Da waren sich alle einig. Kirchen auf dem Weg, Beten mit den Füßen, Lutherwein am Ziel und eine heitere singende Weggemeinschaft machten diesen Tag zu einem besonderen Erlebnis.

Mit Luthers Morgensegen hatte der Tag begonnen, um in der Kirche in Guntersblum mit dem Abendsegen zu enden. Danach konnte noch Lutherwein und ein zünftiges Abendbrot beim Weingut Schwanhof Schuppert, einem Winzer und Direktvermarkter in Guntersblum, beim fröhlichen Abschluss des Tages genossen werden.

Mehr Information und noch andere Pilgeretappen des neuen Lutherwegs, der zum Reformationsjubiläum 2017 eingerichtet wurde, sind auch im Internet zu finden unter www.lutherweg-in-hessen.de.